Reiseberichte


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GERIS BERICHT - DIE BEIDEN KONGO UND ANGOLA

Ich warte noch einige Minuten vor dem Flughafengebäude, dann setze ich mich in den Suzuki Jimmy und fahre zurück nach Mucumbli, wo ich gerade mit dem Sonnenuntergang ankomme. Ich bleibe noch eine Weile am Balkon sitzen und schaue hinunter aufs Meer. Obwohl es so weit entfernt ist, überwältigt das Rauschen der Brandung.
Nach kurzen Ausflügen zur Plantage Ponta Figo und in die Berge breche ich mit einem Guide zu einer Wanderung zur Cascata Angolar auf. Der Weg ist nicht schwer und offensichtlich viel begangen, vor allem von den Einheimischen. Asich glänzt mit einem umfassenden Wissen über all die Pflanzen hierzulande, beispielsweise Kakao, Piri Piri und mehr. Er spürt auch immer wieder Tiere auf, verschiedene seltene und endemische Vogelarten und Affen und natürlich die grüne, aber nicht sehr gefährliche Kobra.
Wir steigen etwa 150m auf und erreichen eine Brücke, die eigentlich ein mit Platten bedeckter Wasserkanal ist. Für die nächsten 80 Minuten folgen wir, immer auf dieser Höhe bleibend, diesem Wasserkanal, der ein riesiges Wasserreservoir bedient. Der Wasserlauf führt immer wieder durch den Berg, sechs enge Tunnel mit Tausenden Fledermäusen sind im Wasserkanal zu begehen. Schon nach dem ersten 120m langen Tunnel gelangen wir zur Cascata Angolar, mit 50m der höchste Wasserfall des Landes.
Jetzt kommt ein endlos scheinender, 470 m langer Tunnel, danach werden die Tunnels kürzer. Wir wandern weiter auf einem breiten Gehweg, das Wasser läuft nun daneben oder drunter. Schließlich erreichen wir ein riesiges Reservoir, von wo man tolle Ausblicke auf die Küste um Neves und die Bergwelt hat.

Nach einigen ruhigen Tagen fliege ich von der Hauptstadt zurück nach GABUN und einen Tag später in die REPUBLIK KONGO, eigentlich mein letztes UN-Land, und entsprechend aufgeregt bin ich natürlich!
Die Stadt Point Noire wirkt sauber, modern, gar nicht afrikanisch, überall protzen die großen Gebäude der Öl-Firmen. Ich beziehe ein Hotel mit Terrasse und Pool, alles gleich am Strand, wo am Wochenende immer eine lautstarke Riesen-Show für Hunderte Besucher abgezogen wird. Ins Meer traut sich allerdings niemand, die Wellen sind mörderisch hoch. Überhaupt tummeln sich hier unglaublich viele Weiße, meistens mit dicken Autos. Vor der Küste liegen die Öl-Plattformen, und da kann man richtig viel Geld machen. Dementsprechend aktiv und auch unangenehm ist die Prostituierten-Szene.

Ein Taxifahrer ist bereit mich ein bisschen herumzuführen. Eine halbe Stunde brauchen wir, um aus der Stadt draußen zu sein. In den Außenbezirken wirkt Pointe Noire schon wieder recht afrikanisch. Eine zusätzliche halbe Stunde später sind wir schon im Dorf Diosso, wo handgeschriebene Wegweiser zu den Gorges de Diosso, Felsabbrüche, die Richtung Meer offen sind, das Auffinden der Schlucht leicht machen. Der Fahrpreis erhöht sich am Rückweg für drei korrupte Polizei-Kontrollen. Die Kosten dafür übernehme natürlich ich, sonst bliebe dem armen Kerl wenig von seinem Geld.

Am nächsten Tag krieche ich schon nach 4 Uhr aus den Federn, werfe ein im Supermarkt erstandenes Frühstück ein und warte gleich danach vor dem Hotel. Dunkelheit, keine Taxis! Langsam werde ich nervös. Schließlich kommt doch eines und führt mich zum Bus in Fond Tie Tie. Für die 160 km bis Dolisie brauchen wir fast vier Stunden. Die Straße schlängelt sich durch die Berge, ein ständiges Auf und Ab mit vielen Kurven. Danach wird das Gelände einfacher, die Straße wurde von den Chinesen frisch asphaltiert. Von da an geht es mit rasantem Tempo dahin, zumindest bis Loutéké, etwas mehr als 300 km. Bis hierher gab es einige Kontrollen, bei denen alle aussteigen, ihre Dokumente zeigen und natürlich den korrupten Beamten einen Obolus abgeben mussten. Bisher konnte ich mich erfolgreich weigern zu zahlen, im Gegensatz zu manchen Einheimischen.

Auch bei Loutéké hält der Bus, die Straße ist, wie bei allen großen Städten, in einer Umfahrung angelegt. Einige schwerbewaffnete Soldaten sprechen mit dem Buspersonal, zwei steigen zu. Mein Sitznachbar klärt mich auf, dass wir nun in eine unruhige Zone kommen und mit Angriffen der Ninjas rechnen müssten. Ninjas? Bisher habe ich geglaubt, dass es diese nur in Computerspielen gibt. Nein, im Kongo gibt es sie wirklich, und sie führen in dieser Region seit 20 Jahren Anschläge durch, vor allem Attacken gegen Busse und Tankwagen – immer in schwarzer Kleidung!
Für mich ändert sich nichts. Ich genieße weiter die komfortable Busfahrt, bleibe weiter am Fenster sitzen, um die Landschaft aufzunehmen, auch wenn arbeitswillige Ninjas gerade ihre Flinte auf mein Busfenster richten könnten.

Dann laufen wir auf einen kilometerlangen Stau von Tankwagen auf. Der Highway ist breit, und die Busse mogeln sich vorbei an der Kolonne, bis zu einer Sperre. Plötzlich sieht es aus wie im Krieg! Panzerfahrzeuge, Pickups mit schwerbewaffneten Soldaten und Polizisten, Hektik! Wohin man sich auch wendet, überall blickt man in die Mündung einer Kalaschnikow. Offensichtlich wurden hier die Fahrzeuge angehalten, vor allem Busse und Tankwagen, um im Rahmen eines schwer bewaffneten Konvois gemeinsam das Gefahrengebiet von etwa 120 km zu passieren.
Und bald geht es auch los! Viel Gegenverkehr gibt es nicht. So kann unser Konvoi die meiste Zeit die drei Spuren des Highways nutzen, die Tankwagen auf den ersten beiden Spuren, die Busse auf der dritten. Das Worst Case-Szenario bei einem solchen Konvoi ist natürlich, dass man eine Panne hat und liegen bleibt. Bei so vielen Fahrzeugen ist dies für einige geradezu unausweichlich. Ziemlich scheiße! Aber die Solidarität der Tankwagenfahrer ist groß, sofort halten einige und bleiben beim Kollegen. Wie lange es dann dauert, bis bewaffnete Hilfe kommt, ist fraglich.

Sogar in dieser Gefahrenzone gibt es eine Station, wo die Papiere kontrolliert werden. Und da wird fleißig abkassiert für die angebliche Gefahrenarbeit der Polizei, pseudo-offiziell mit Bucheintragungen und Empfangsbestätigungen. Auch am Ende der Gefahrenzone befindet sich ein Kontrollposten. So werde ich zweimal Geld los. Ich will nach Brazza und nicht streiten, was vieles verzögern würde.
Jetzt steigen die Soldaten aus, Normalität tritt wieder ein. Zwar finden sich weitere Kontrollposten, aber ich bleibe ungeschoren. Endlich erreichen wir die Hauptstadt Brazzaville, vorbei am Stadion und entlang des unendlich breit dahinfließenden Kongo. Es dauert aber noch eine Weile, bis ich nahe des Rond Point Moungali tatsächlich aussteige.

Anderntags bin ich im Zentrum unterwegs, besichtige das Monument de Pierre Savorgnan de Brazza mit angeschlossenem Museum, klein, aber fein, und ich erfahre, welch toller Abenteurer Pierre Savorgnan de Brazza gewesen ist.
Nun spaziere ich weiter zur Corniche am Kongo-Ufer, immer mit Blick hinüber auf die gewaltige Skyline von Kinshasa. Beim Tour Nabemba, auch bekannt als Elf Tower, mit 106 m Höhe das höchste Gebäude Zentralafrikas wende ich mich wieder vom Ufer in Richtung Stadt und schlendere die Avenue de la Paix, besichtige zuletzt die hübsche Kathedrale Basilique de Sainte Anne.

Schon früh am Morgen breche ich zu einer Tour auf. Das Lesio Louna Reservat ist 1700 km² groß, liegt, wie der Name sagt, am Louna Fluss, und wird von 15 Wildhütern betreut. Hauptaugenmerk sind die Gorillas, die auf einer Insel von 24 ha angesiedelt wurden, meist Waisen, gerettet von Märkten oder aus dem Dasein als Haustier im Käfig, um sie später in die Wildnis zu entlassen. Etwa zehn Gorillas wurden bereits ausgewildert, heute sind es 32, eine Gruppe mit 26, eine mit 5 Tieren und ein männlicher Einzelgänger. Sie leben im Reservat irgendwo und sind schwer auffindbar. Einige sind auf der Insel geblieben, von diesen lebt heute nur mehr ein Männchen. Da Gorillas nicht schwimmen können, kann er die Insel nicht verlassen, aber es sollen bald weitere Tiere hinzukommen.
Dieser Gorilla ist auch der einzige, den wir zu Gesicht bekommen können. Und das ist nicht schwer, denn er wartet schon auf sein Futter! Zuerst vom anderen Ufer des Louna, dann vom Boot aus viel näher, können wir ihm also zusehen, wie er die Wartezeit verbringt, wie er futtert, und wie er dann einiges an Vorrat in seine riesigen Tatzen befördert und damit im Dschungel verschwindet. Trotz all dem war es eine tolle Erfahrung, diese nahe Begegnung mit einem frei lebenden Gorilla!

Anschließend schippern wir mit dem Boot weiter den Louna hinunter. Dabei treffen wir zweimal auf beeindruckend riesige Hippos. Sobald wir uns ihnen nähern, tauchen sie unter, und man weiß nicht, ob sie nicht unter unser kleines Boot abtauchen. Also besser weg!
Nach etwa einer Stunde gelangen wir zur Mündung des Louna in den Lefini, diesem folgen wir aufwärts bis zum Berg Ipopi, der sich landschaftlich reizvoll neben dem Lefini erhebt. Dort drehen wir um und begeben uns wieder flussabwärts.
Rechterhand liegt das Lesio Louna Reservat, links das 6300 km² große Lefini Reservat, das allerdings keine Wildhüter zum Schutz vor Wilderern bietet. Dort gibt es keine Gorillas, nur einige Waldelefanten. Wir verlassen unser Boot und steigen wieder in unser Pickup um.
Bald erreichen wir den Ort Mah und brettern über eine wilde Piste zum landschaftlich reizvollen Lac Bleu. Unser Fahrer vollbringt wahre Wunderdinge, da die Piste kaum zu bewältigen ist und er oft ins Gebüsch ausweichen muss.

Am nächsten Morgen lasse ich mich zur Mündung des Djoue in den Kongo bringen. Ganz nahe an einem herrlichen Aussichtspunkt befinden sich hier die Stromschnellen, knapp oberhalb und auch unterhalb waschen die Menschen ihre Wäsche und sich selbst im Fluss. Die Jungs demonstrieren Mutproben, indem sie in den Fluss springen und knapp vor den Stromschnellen wieder das Ufer erreichen. Als sie meine Bewunderung bemerken, zeigt mir ein Jugendlicher, was wirklich Mut ist. Er springt ins Wasser, schwimmt weit in den Fluss hinein, wird Richtung Stromschnellen abgetragen und hinein gespült, bekommt kurz Bodenkontakt, hechtet in die Stromschnellen, wird weiter abgetrieben, gelangt schließlich in ruhigeres Wasser und schwimmt wieder an Land. Eine echte Show!
Später bummle ich durch den Markt von Moungali und besuche eine leckere Konditorei. Immer wieder treffe ich auf Menschen, die erstaunt feststellen, dass ich der erste Tourist bin, dem sie begegnen.

Am Sonntag, 1. Oktober wache ich bereits um 2 Uhr früh auf und merke, wie mir der kommende Grenzübertritt im Magen liegt. Ich döse noch ein wenig weiter, um mich dann langsam für den Aufbruch herzurichten. Gleich finde ich ein Taxi und bin in wenigen Minuten auf fast menschenleeren Straßen beim Hafen bei den Canot Rapids. Eigentlich viel zu früh! Jemand bietet sich als Helfer an, für mich alle Ausreiseformalitäten durchzuführen. Und es ist mächtig was zu tun für ihn, allein hätte ich mich nie zu Recht gefunden! Mein Pass ist die meiste Zeit irgendwo unterwegs, was mich etwas nervös macht. Aber auch die Pässe der anderen Ausreisewilligen sind weg. Ist halt so!

Kurz vor 9 Uhr ist das erste Canot Rapid voll, ich bin mit von der Partie, alle ins Boot, ich bekomme auch meinen Pass wieder, Schwimmwesten anlegen und los geht’s! 15 Minuten später legen wir in der DEMOKRATISCHEN REPUBLIK KONGO am Beach Ngobila in der Hauptstadt Kinshasa an.
Nun erwarte ich das Schlimmste! Doch auch hier bietet sich ein Helfer an. Sicher sind seine Forderungen etwas überzogen, aber nach 15 Minuten bin ich mit Einreisestempel durch und auch den ersten Geldwechsel hat er für mich organisiert. Nur zwei Damen, deren Funktion ich nicht durchschaue, kassieren noch einen Dollar, beliebtes Zahlungsmittel, ab. Ich will gar nicht wissen, ob berechtigt oder nicht.

Schnell finde ich ein Taxi und stehe in Kürze vor dem Hotel Chez Belle Vue, direkt an Kinshasas Verkehrsader Boulevard du 30 Juin gelegen. Der indische Besitzer ist sehr bemüht, mir beim Einstieg in die Demokratische Republik Kongo behilflich zu sein, für den Weg zum nächsten Bankomat schickt er mir sogar einen Angestellten mit, auch bei der Planung der morgigen Busfahrt unterstützt er mich. Von eigenständigem Erkunden der Umgebung rät mir der Besitzer dringend ab.
Am nächsten Tag bin ich bereits vor 7 Uhr bereit zur Abfahrt. Der Security Guard, der gestern und in der Nacht Dienst versehen hat, wird mich im Taxi begleiten. Unsere Route führt südwärts durch die Stadt, am Stadion vorbei. Schließlich erreichen wir die Busstation und ich habe großes Glück, denn ich ergattere den letzten Platz auf dem Gefährt.
Es wird eine unterhaltsame Fahrt, die erste halbe Stunde, wir sind noch im Stadtgebiet, gehört einem Prediger, er nennt sich Evangelist John, am Schluss hält er natürlich die Hand auf, in mir kocht es!
Wir durchqueren eine wunderschöne, hügelige Landschaft mit netten, sauberen typisch afrikanischen Dörfern, quirligen Kleinstädten und zahlreichen, meist evangelikalen Kirchen, im Hintergrund läuft christliche Musik.

In unserem Bus gibt es einen Angestellten, der sich ums Gepäckverstauen und Müllsammeln kümmert, und auch er hält eine Predigt, allerdings auf Linkala, Geld will er aber keines dafür. Schließlich ergreift auch der Fahrer das Wort, ersucht, nichts aus dem Fenster zu werfen, um die Umwelt nicht zu schädigen, er empfiehlt zusätzlich das Anlegen der vorhandenen Sicherheitsgurte. Schließlich ermuntert er sogar die Leute, mit ihren Sitznachbarn ins Gespräch zu kommen, um sich die Zeit zu verkürzen und soziale Kontakte zu knüpfen.
Wir passieren Kisantu und M’Banza Ngungu, danach gibt es eine längere Pause. Öffentliche Toiletten sind vorhanden und die Bus-Passagiere decken sich mit frischem Gemüse ein. Das Land macht durchaus einen fröhlichen, aufgeräumten Eindruck. Trotz der Enge der Sitze ist diese Fahrt eine wahre Freude! Meine Sitznachbarn zur Rechten sind sehr gebildet, wir plaudern viel, und einer von ihnen erzählt mir viel Geschichtliches aus der Region.

Schließlich erreichen wir Matadi und ich checke im Hotel ein, vornehmlich für afrikanische Geschäftsleute, wie es scheint. Die Zimmer sehen auch recht gut auf den ersten Blick aus, aber wenig funktioniert. Es gibt kein Internet, weil der Boss die Rechnung nicht bezahlt hat, vorerst auch kein Wasser, scheint ein Problem des Stadtviertels zu sein, die meisten Lichtschalter und auch die Klo-Spülung funktionieren nicht. Aber die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit und das Restaurant recht gut.
Am nächsten Morgen gibt es Frühstück vom Feinsten und auch das Wasser läuft noch. Zu meiner Überraschung funktioniert sogar das Internet und das Licht brauche ich während des Tages ja gar nicht. Also schreibe ich Emails und statte dem Angolanischen Konsulat einen Besuch ab, leider ohne Ergebnis. Es bleibt weiter die Frage offen, auf welchem Weg ich nach Angola einreise.

Mit einem Taxi gelange ich zum berühmten Aussichtspunkt Point Belvedere. Dabei passiere ich große Teile der Stadt und werde auf löchrigen Bergstraßen durchgerüttelt. Von oben sieht man wunderbar auf die Pont Maréchal und den Kongo. Danach lasse ich mich ins Stadtzentrum fahren, schlendere ein wenig herum, genieße ein Bier auf dem Platz vor dem, dem Verfall Preis gegebenen, legendären Hotel Metropole, vendre ou a louer steht dort wahrscheinlich schon seit Jahren.

Mittwoch, 4. Oktober, was für ein Tag!
Knapp nach 8 Uhr bin ich bereit zum Aufbruch, mit einem Taxi begebe ich mich nach Kinkanda RNTC, wo die Autos nach Boma abgehen. Alles scheint problemlos, 40 Minuten später sind wir bereits an der Pont Maréchal über dem Kongo. Doch bald bemerkt der Fahrer, dass die Kühlerhaube während der Fahrt wackelt, erste Reparaturen mit Schnüren sind angesagt. Als alles wieder in Ordnung scheint, taucht eine Frau auf, die für eine Hochschwangere, praktisch schon in den Wehen, und für die Familie Plätze braucht. Also laden wir alle ein und brausen 20 km ins nächste Krankenhaus.
Ok, wir kommen also nach drei statt eineinhalb Stunden in Boma an, ein fürchterlich dreckiger und verschlammter Ort, kein Platz, an dem ich bleiben möchte.
Minuten später sitze ich in einem Sammeltaxi nach Muanda. Schon nach kurzer Zeit bricht aber der Stoßdämpfer und so muss der Fahrer ein anderes Auto aus Boma anfordern. Das dauert fast zwei Stunden. Cabinda mit seiner Grenzsperre ab 17 Uhr ist somit gestorben für heute. Um 16 Uhr erreichen wir Muanda, auch keine Augenweide, aber kurz danach endet die Fahrt am Atlantik. Die Brandung des Meeres, malerisch auf den Wellen schaukelnde Fischerboote, das entschädigt nach der langen Fahrt!
Um 16 Uhr 30 Uhr sind wir am Hafen von Yash/Muanda, wo die Canots Rapids nach Soyo abgehen. Drüben ist Angola! Alle Grenzformalitäten werden erledigt, nur die Chefin für den Stempel ist nicht da. Sie wird angerufen, behauptet auch zu kommen, um eine Stunde später mitzuteilen, dass heute kein Grenzübertritt nach Soyo möglich ist, da dort angeblich auch niemand mehr ist. Das Boot für die Überfahrt hätte ich schon gehabt, und mein Rucksack war bereits verstaut! Mit Angola wird es heute also nichts mehr. Der Beamte der Immigration, mit dem ich so lange geplaudert habe, hat nun auch schon seit 17 Uhr Dienstschluss. Er ist mir aber behilflich mit der Suche nach einem guten Hotel.

Wieder früh aufstehen! Der Verantwortliche im Hotel hilft mir ein Taxi an die Grenze von Cabinda zu finden, dort wollte ich ja ursprünglich hin. Keinesfalls möchte ich mehr warten, bis ein Taxi am Busbahnhof voll ist, von den Pannen ganz zu schweigen!
Wir kommen um 8 Uhr 35 Uhr an der Grenze an. Diese ist seit 8 Uhr geöffnet - offiziell. Natürlich ist noch niemand von den Offiziellen da, sie trudeln aber so langsam ein, der für mich verantwortliche Beamte erst kurz nach 9 Uhr. Dann habe ich aber keine Schwierigkeiten, Korruptionsversuche eines Untergebenen kann ich lächelnd abwürgen. Um 9 Uhr 40 Uhr bin ich mit Ausreisestempel entlassen und schreite über die Grenze nach Cabinda. Da wartet schon der nächste Beamte, mit einem Buch zum Eintragen, und verlangt auch noch 10 Dollar. Ich reiße ihm einfach meinen Pass aus der Hand und lasse ihn stehen. Er schreit mir eine Weile lang nach, unternimmt aber nichts, als ich das Hauptgebäude der Immigration betrete. Dort dauert es nochmals 25 Minuten, dann habe ich meinen Stempel.
Nach dem letzten Balken, hinter dem schon die Taxis warten, bin ich am Donnerstag, 5. Oktober endlich in ANGOLA.
Nun habe ich tatsächlich alle Länder der Welt offiziell bereist!

Ich nehme ein Taxi in die Hauptstadt der Enklave Cabinda, geradewegs zum Flughafen. Dort werde ich gleich an den Bruder des Fahrers weitergeleitet, der hier für die Fluglinie Guicango arbeitet. Er schleust mich in Windeseile durch alle Formalitäten und verschafft mir ein Ticket für den Flug nach Luanda, nach einem einstündigen Flug entlang der Küste lande ich in der Hauptstadt.
Irgendwo muss ich Geld wechseln, ich werde an eine Frau, die an der Ecke am Boden hockt, verwiesen. Zuerst bin ich misstrauisch, aber dann wechsle ich doch und bekomme mehr als erwartet zum Schwarzmarktkurs. So geht das also! Hätte ich das nur früher gewusst!
Mit einem Taxi lande ich in einem netten Hotel, jetzt kann ich mir entspannt die Stadt anschauen. Die Marginale wirkt sehr gepflegt und es ist ein Vergnügen, da entlang zu schlendern. Immer wieder zweige ich ab, hinein in die Stadt, zu den beiden uralten Kirchen Igreja de nossa Senhora de Nazaré und Igreja de nossa Senhora dos Remédios, zum Postamt, in einige Seitengassen mit Geschäften. Ich wandere vorbei am Fortaleza, weiter auf die Ilha, wo ich mir am Strand ein gezapftes Bier gönne.

Am nächsten Tag bringt mich der Chef des Hotels, ein Portugiese, persönlich zum Domestic Airport, die Maschine hebt pünktlich ab, eine Stunde später landen wir in Lubango. Schon beim Anflug sieht man die große Statue Christo Rei oben am Berg. Die Stadt wirkt ziemlich aufgeräumt und ordentlich und auch die Häuser sind wesentlich komfortabler. Angola muss einen gewaltigen Entwicklungsschub seit dem Ende des Bürgerkrieges erlebt haben.
Über eine Agentur organisiere ich eine Rundfahrt, unser erstes Ziel ist der 36 km entfernte Leba Pass, die Straße nach Namibe. Dort genießen wir von einem wunderschönen Aussichtsplatz den Blick auf die kurvenreiche Straße, die hier an die 1000m abfällt und in die riesige Küstenebene von Namibe ausläuft, steil abfallende Felswände, ein kleiner Wasserfall. Fantastisch!

Zurück in Lubango besuchen wir noch die berühmte Christus Statue Christo Rei auf über 2000m. Sie ist ihrem Vorbild von Rio nachgebaut, ist aber viel kleiner als sie von unten wirkt, Einschusslöcher erinnern noch an den Bürgerkrieg. Von oben hat man einen herrlichen Ausblick auf die 300m unter uns liegende Stadt.
Weiter brausen wir zu den imposanten Felsabbrüchen von Tunda Vala. Auch hier geht es 1000m hinunter, aber noch viel schroffer, einfach vertikal. Auf dem Rückweg in die Stadt passieren wir einen kleinen Stausee mit vielen einheimischen Fischern.

Zeitig am Morgen begebe ich mich zum Busbahnhof von Macon Ejecutivo. Bald fährt auch der Bus ein, und der ist eine Wucht an Komfort, zweistöckig, mit Toilette, und ein Lunch-Paket bekommen wir auch noch. Dementsprechend gemütlich ist die Fahrt. Ich sitze oben in der ersten Reihe, also nicht schlecht fürs Fotografieren. Die Fahrt geht langsam voran, denn die Straßenverhältnisse sind nur mittelprächtig. Trotzdem schaffen wir die 350 km in weniger als fünf Stunden und erreichen zu Mittag unser Ziel. Während die angolanischen Städte schon eher europäisch wirken, sehe ich auf dieser Überlandfahrt durch eine anheimelnde hügelige Landschaft vermehrt afrikanisches Leben und ebensolche Dörfer und Hütten.
Kurz vor Benguela erblicke ich das Meer, die Stadt selbst wirkt modern, hat aber auch einige ältere koloniale Bauten zu bieten. Bei einem Rundgang durch die hübsche Stadt besichtige ich die Igreja da Nossa Senhora do Populo aus dem 18. Jahrhundert und flaniere dann an der Praia Morena, dem berühmten und sauberen Stadtstrand von Benguela. Das Meer ist sehr ruhig und die Kinder haben ihren Spaß.

Morgens noch einmal früh raus! Um 4 Uhr stehe ich bereits auf, ein Motorrad-Taxi bringt mich zum Busbahnhof von Macon. Heute ist das Ganze um vieles enger als im Ejecutivo-Bus, und was noch viel ärgerlicher ist, die Straße von Benguela nach Luanda erweist sich als extrem schlecht ist. Vorerst kein Weiterkommen! Erst vier Stunden später erreichen wir das nur 190 km entfernte Sumbe, wo wir fast eine Stunde bleiben. Der Großteil der Strecke, etwa 320 km, liegt noch vor uns. Immer wieder halten wir in Städten wie Porto Amboim und an Straßenrestaurants für einige Zeit, der Zeitrückstand wird immer größer.
Erst mit Sonnenuntergang gelangen wir zum Qissama Nationalpark und gleich darauf zur Brücke über den Kwanza. Jetzt ist bereits Nacht. Doch als wir in Luanda einfahren, sind wir noch lange nicht am Busbahnhof, denn nun steigen die Leute einzeln aus, für die meisten muss noch das Gepäck entladen werden. 550 km und wir waren bereits 12 Stunden unterwegs!

Mit einem privaten Taxi schaffe ich es dann endlich in mein altes Hotel. Am nächsten Tag geht es gleich in der Früh zum Flughafen, stressfreies Einchecken und auch die Sicherheitskontrollen sind relativ entspannt. Über Addis Abeba, die neue Drehscheibe von Afrika, gelange ich am Freitag, 13. Oktober nach WIEN.



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