Reiseberichte


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DER VERLUST DER SCHOKOLADE BEI DER
VERTREIBUNG AUS DEM PARADIES


Am nächsten Tag fliegen wir mit einer kleinen Propellermaschine nach SAO TOME in die gleichnamige Hauptstadt. Wir spazieren entlang der Marginal, der Strandpromenade, in die Stadt. Obwohl man noch immer den Charme der einst portugiesischen Kolonie spürt, ist der Verfall dennoch erschreckend. Entlang der desolaten Mauer lungern viele Einheimische, auch rund um den von knallgelben Kleinbussen und Taxis überfüllten Busbahnhof, dazwischen quellen Abfallhaufen, in denen Hunde wühlen.
Wir schlendern entlang des Kanals, recht reizvoll von kleinen Bäumchen begrenzt, bis zur Kathedrale. Gleich gegenüber liegt auf dem weitläufigen Platz der Präsidentenpalast, die beiden Wachesoldaten davor lehnen gelangweilt auf ihren Gewehren.
Unser Bogen dehnt sich weiter zum riesigen Markt, der sich über mehrere Gassen ausdehnt und in dem ein unglaubliches Wühlen und Geschrei stattfindet. Die meisten Waren türmen sich am Boden, neben Kleiderhaufen werden auch Kochbananen und sonstiger Kram angeboten. Klamotten scheinen für viele Frauen das wichtigste zu sein! Immer wieder sieht man sie, oft aus den elendsten Hütten, schick gekleidet heraustreten. Bei den Männern steht Alkohol an erster Stelle, das führt natürlich häufig zu häuslicher Gewalt.
Zwischen den Menschentrauben schlängeln sich Mopeds und Taxis bahnen sich in der Enge auch noch ihren Weg. Ganz sind wir diesem Trubel nicht gewachsen und sind froh, als wir wieder ums Eck zu unserem Quartier biegen. Eine Abkühlung im
Pool tut jetzt gut!

Mit einem Suzuki Jimmy steuern wir in Richtung Flughafen, verpassen jedoch die richtige Ausfahrt und landen in Küstenort Gamboa. Schrecklich, was sich da so abspielt! Zwischen den üblichen Abfallhaufen quetschen sich winzige Holz- und Wellblechhütten, eine Unzahl an Kindern kugelt herum, es gibt kaum Frauen, die nicht schwanger sind, oft noch mit einem Baby am Rücken gebunden. Ihr Blick ist wild und grimmig, und von Schönheiten kann man da wahrlich nicht sprechen.

Endlich erwischen wir die richtige Asphaltstraße und brausen in Richtung Norden dahin. Nach einer Weile biegen wir zum Praia Micolo ab. Nachdem wir ein kleines Fischerdörfchen passiert haben, holpern wir auf einer Sandstraße weiter entlang der Küste bis zum Monument des 3.Februar, hier verlaufen sich die Pisten, also kehren wir um und peilen Guadalupe an. Von dort führt eine schmale Straße zur ehemaligen Plantage Roca Agostinho Neto, vorbei an ehemaligen Arbeiterhäuschen bis zum riesigen Spitalsgebäude, von dem aber nur mehr verfallenes Mauerwerk vorhanden ist, trotzdem leben Menschen darin.
Jetzt machen wir uns auf den Weg zur Lagoa Azul. Unzählige der putzig bulligen Baobabs säumen das Gebiet rund um eine herrliche Bucht. Entlang der Küste streifen wir noch bis Neves und kehren bei Roca Monteforte um.

Als Sylvia am nächsten Morgen erwacht, brummt der Schädel und sie fühlt sich krank und matt.
Bei einer weiteren Fahrt ins Landesinnere gelangen wir über Cruzeiro zur Nationalstraße 3 im Ort Trindade. Wieder ziehen wir durch etliche Dörfer mit den typischen Häuschen aus Brettern, viele in den Dschungel zwischen Bananenstauden auf Pfählen erbaut. Und wieder sind wir entsetzt über den Dreck und Unrat, in dem sich hier das tägliche Leben abspielt.
Vorbei an der Plantage Monte Cafe geht es nun zum kleinen Ort Saudade und weiter zur Plantage Nova Moca auf 800 m Seehöhe. Auf einer Rumpelpiste kurven wir bis 1150 m, in Bom Sucesso ist die Straße zu Ende. Dort gibt es einen Botanischen Garten und beginnt auch der Weg zur Lagoa Amelia. Auf dem Anwesen findet gerade eine Konferenz statt und daher ist kein Guide verfügbar, der wegen der vielen Schlangen empfohlen wird. Geri wandert ein Stück in den Urwald, doch nach einer Weile ziehen dunkle Wolken auf, es regnet sogar ein bisschen, und dichter Nebel verhüllt gespenstisch die Baumriesen und Sträucher. Geri eilt begeistert zurück, er hat viele schwarze Kobras ins Gebüsch flitzen sehen, leider aber keine einzige vor die Linse bekommen, sie sind zu schnell auf und davon! Wer fürchtet sich da bloß vor wem?
Wir holpern die Staubstraße abwärts und biegen zur Cascata Sao Nicolao ab. Zwar nicht mit viel Wasser, aber beeindruckend, über welche Höhe das Wasser über das glatte schwarze Felsengestein herunterstürzt. Danach besuchen wir das berühmte Monte Cafe, eine riesige Plantage, von Portugiesen aufgebaut, später von Gaddafi unterstützt, jetzt liegt das meiste brach und verkommen, wie eben vieles in dem Land.

Das Krankheitsgefühl hat sich leider untertags noch gesteigert, in der Nacht fängt jedoch der Magen zu toben an, eine Kolik nach der anderen. Wir düsen zum Krankenhaus, ein Albtraum! Der niedrige Gebäudekomplex scheint eigentlich nur aus Kojen mit Vorhängen zu bestehen. Zwar riecht es überall nach Desinfektionsmittel, aber von Sauberkeit keine Spur, Mulltupfer pflastern den Boden.
Und man hat Zeit, wir warten! Akribisch werden alle Daten, Name, Adressen, Blutdruck in ein großes Buch eingetragen, das dauert. Lebensmittelvergiftung, lautet die Vermutung hernach. Endlos muss auf ein Gespräch mit der Ärztin gewartet werden. Die Zeit verrinnt, der Kreislauf Sylvias ebenfalls. Endlich sitzt sie in der letzten Koje, aber die gute Dame hat Zeit, unterhält sich mit der Nachbarin, schlurft hinaus, um nach jemand anderen zu sehen, fragt uns über Österreich aus und ob wir Spanisch sprechen. Natürlich kann Geri, nebst leidlichem Portugiesisch inzwischen. Gastritis konstatiert sie irgendwann und schreibt Medikamente auf, da sind wir mit den eigenen noch immer besser dran.
Ade Schokolade-Museum auf der berühmten Kakao-Insel!

Trotz misslicher Lage entschließen wir uns in den Süden zu reisen. Die Landschaft zieht an uns vorüber und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus! Wie anders gestalten sich hier die Behausungen der Menschen! Es sind Angolaner, die sich da angesiedelt haben. Zwar sind es die gleichen ärmlichen Bretterhütten, aber alles ist blitzsauber gekehrt, nicht eine einzige Plastikflasche oder anderer Müll bedeckt den Boden.
Entlang der spektakulären Felsküste ziehen wir auf der Nationalstraße 2 durch Fischerdörfer dahin, vorbei an Santana und etlichen Plantagen, und tauchen bald in den in üppigem Grün wuchernden Regenwald ein, meterhohe Farngewächse wechseln mit gigantischen von Schlingpflanzen umwachsenen Baumriesen. Dazwischen tun sich immer wieder Sandbuchten auf, malerisch lagern Fischerboote unter hohen Palmen.
Zunehmend wird die Straße schlechter, immer weiter dringen wir in den Süden vor, kilometerlang dehnt sich eine Plantage mit niedrigen Palmen, hier wird das umstrittene Palmöl erzeugt. Mit einem Mal taucht inmitten der Hügel der von Nebelfetzen umschwirrte 600m hohe Cao Grande vor uns auf, eine markante Felsnadel, ähnlich dem Zuckerhut.

Vom Fischerdorf Porto Alegre ist es nicht mehr weit zu unserer Unterkunft Praia Inhame Eco Lodge, eine paradiesische Anlage am ockerfarbenen Sandstrand. Zwischen Palmen und dichten Laubbäumen befinden sich die Bungalows, ganz im typischen Bretter-Stil auf Pfählen, innen jedoch geschmackvoll eingerichtet. Allein das Meeresrauschen hat eine ungemein wohltuende Wirkung auf Körper und Seele!
Geri unternimmt eine kleine Spritztour mit dem Auto zur Praia Piscina und Praia Jale, von dort zur Jale Lodge und auf breitem Gehweg zum Ort Malanza. Anderntags lässt er sich mit einem Boot zur kleinen Insel Ilha das Rolas schippern, besichtigt den Ort des Luxusresorts Pestana Equador und des alten und neuen Äquatorzeichens, verbunden mit einer kleinen Wanderung.

Den letzten Aufenthalt verbringen wir in der im Norden gelegenen Anlage Mucumbli, auf einem steilen Abhang traumhaft an der Küste gelegen. In dem geschmackvoll eingerichteten Bungalow gelangt man vom Schlafzimmer aus durch eine Glastür auf die Terrasse, von der man, begleitet vom fernen Meeresrauschen, seine Blicke in die Unendlichkeit schweifen lassen kann.
Wir unternehmen eine Rundfahrt zum Ende der Straße, vorbei an der Plantage Diego Vaz, bis zum letzten Dorf Santa Catarina. Dort endet der Asphalt und wir tauchen auf einer Piste in die üppige Natur ein. Kakaostauden wechseln mit allerlei exotischen Pflanzen, die meterhoch wuchern und sich gegenseitig zu verschlingen drohen. Dazwischen schmiegen sich hellgrün bemooste Steine auf lieblichen Lichtungen.

Schließlich bringt Geri Sylvia in die Stadt zurück, ein bisschen Zeit bleibt uns noch für die Festung Sao Sebastiao, in der sich auch das Nationalmuseum befindet, dann geht es zum Flughafen, ein letztes Küsschen, dann entschwinden wir, jeder in eine andere Richtung.
Schwer bewaffnete Soldaten sind Sylvias Begleitung, denn der Präsident höchstpersönlich reist in derselben Maschine mit, nur drei Reihen weiter vorne, so gesehen kann eigentlich nichts mehr schief gehen!
Nach einer Zwischenlandung in Lissabon geht es schnurstracks in die Heimat, wo Sylvia am nächsten Tag zu Mittag in WIEN bei Tiefsttemperaturen landet.



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