Reiseberichte


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AUF DER FLUCHT VOR GEBURTSTAGSKINDERN

Jetzt sind wir mit der Safari am Ende und wollen wieder zurück in die Stadt. Zusammen mit etwa 20 Personen werden wir auf der Ladefläche eines Pickups im offenen Gitterverhau zwischen etliche Gepäcksstücke hineingepfercht, einige finden nur mehr stehend auf dem hinteren schmalen Trittbrett Platz, einer legt sich sogar oben aufs Gitter. Es kann losgehen! Hoffentlich geht das gut! Zum Glück hält sich der Fahrer einigermaßen an ein vertretbares Tempo, er wird allerdings grantig, als er kurz vor Moanda den Mitfahrer am Gitterdach entdeckt. Es ist doch wohl Platz genug auf der Ladefläche! Afrika eben!

Mit einem Minibus geht es weiter nach Lastoursville, es dämmert schon, als wir die Stadt erreichen und nach einer Unterkunft suchen. Am Morgen hängt noch eine schwere Dunstglocke über der Stadt. Wir knabbern Kuchen mit Wasser, kurz nach 7 Uhr machen wir uns auf den Weg. Noch wissen wir nicht, dass uns ein mörderischer Tag bevorsteht! Vergeblich versuchen wir zu eruieren, wann und vor allem von wo ein Bus nach Lope abfährt, wir erhalten die unterschiedlichsten Auskünfte.
Sicherheitshalber verbringen wir also die nächsten Stunden auf der Hauptstraße und beobachten das Geschehen um uns. Gegen Mittag rauscht unter lautem Hupen endlich der Bus ein. Wir stürzen hin, doch zunächst sieht es gar nicht so aus, als ob noch freie Plätze vorhanden wären. Irgendwie verschafft uns einer zwei Sitze auf den umklappbaren Notplätzen. Alkoholdunst und Grölen schlägt uns beim Einsteigen entgegen. Einer wedelt mit einer Whisky Flasche vor unseren Nasen herum, am liebsten würden wir gleich wieder aussteigen! Aber es gibt nur diese eine Möglichkeit ans Ziel zu gelangen!

Als der Bus abfährt, kommt erst richtig Bewegung in die Gesellschaft, denn Geris Nachbar feiert Geburtstag! Schwungvoll werden die Plastikbecher mit edlem Gesöff reihum gefüllt und wir können uns dem Gelage nicht entziehen. Trinksprüche und Halleluja Gesänge erschallen, es wird immer lauter und wilder. Zwischenzeitlich wird die Stimmung sogar recht aggressiv und Geri versteht bruchstückhaft, dass es, wie so oft in Afrika, darum geht, wie viel Geld die Weißen doch besitzen. Hartnäckig hält sich die Meinung, dass wir dafür auch nicht arbeiten müssten. Das ist die andere Seite Afrikas!
Endlich ist die Flasche leer und wird mit Geklirr aus dem Fenster geschleudert, der gesamte Abfall fliegt hinten nach. Jetzt werden Essenspakete herumgereicht, uns dreht sich der Magen gänzlich um. Noch dazu ackern wir über eine entsetzlich elende Staubstraße mit riesigen Löchern und Rissen quer über die Fahrbahn. Bei jeder Linkskurve hebt es die Sitze aus den Angeln und wir landen am Schoß des Nachbarn.
Ob der fürchterlichen Rüttelei verlangt das Volk nach einer Weile eine Pinkelpause, bereitwillig hält der Fahrer an, die meisten springen gleich aus den Fenstern, da ein Überklettern der im Mittelgang unter den Sitzen gelagerten Gepäcksstücke zu mühsam ist. Danach kehrt erstaunlicherweise Ruhe ein, allgemeine Müdigkeit breitet sich aus, nur Sylvias Nachbar erwacht zu neuem Leben, versucht mit allen Mitteln auf sich aufmerksam zu machen. Entweder kriecht er am Boden zwischen ihren Beinen herum, um seine drei entglittenen Handys ausfindig zu machen, oder er lehnt seinen Kopf auf ihre Schultern, will ihre Sonnenbrillen haben und derlei mehr. Fast platzt uns der Kragen und man muss sich wirklich am Riemen reißen, um nicht handgreiflich zu werden.

Die Höllenfahrt zieht sich so über fünf Stunden dahin! Als wir uns dem Nationalpark Lope nähern, fängt das Gebrülle erneut an, da wandert noch eine Flasche Wein durch die Reihen. Aufatmend sortieren wir am Ziel unsere Gebeine und stolpern aus dem engen Gefängnis. Geri soll eine Flasche Whisky kaufen, jetzt wird weitergefeiert, brüllen sie uns noch nach. Wir geben Fersengeld und flüchten in das nahe Motel Mbeyi.
Zeitig am Morgen geht die Tour im Geländewagen los. Wir holpern durch die von bewaldeten Hügeln umgebene grasige Landschaft, ein Gemisch aus Feuchtsavanne und jungem Regenwald, und erblicken nach einiger Zeit die ersten Büffelherden. Ziemlich lange sind wir hernach auf der Pirsch nach den kleinwüchsigen Waldelefanten. Als wir schon nicht mehr dran glauben, entdecken unsere Guides im hohen Gras dann drei hellgraue Dickhäuter. Aufgeregt hüpfen wir aus dem Auto und schleichen uns heran. Aus geringer Distanz stellen wir uns gegenseitig unter Beobachtung, bis sie schließlich im Gebüsch verschwinden. Dann stöbern wir noch weitere Elefanten auf und erfreuen uns an etlichen in Baumkronen herumspringenden Affen.
Um ein Uhr nachts rollen wir mit dem Zug nach Libreville zurück und statten zum Abschluss einem kleinen Kunsthandwerksladen unseren Besuch ab. Einige Kulturen Gabuns sind bekannt für ihre Schnitzkunst und waren sogar Vorbilder für den Maler Pablo Picasso. Einige Masken wandern daher in unsere Sammlung.



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