Reiseberichte
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ZWISCHEN MUSCHELN UND ANDEREN TIEREN
Frühmorgens landen wir auf den MARSHALL INSELN in MAJURO, einer Perle unter den Atollen, schreibt Fanny Stevenson.
Die Lagune, groß und rund, ist am Eingang in lauter entzückende winzige Inselchen aufgebrochen, alle tiefgrün und weich, die Lagune klar und von der Farbe eines Chrysopras Edelsteins.
Man sagt, dass sie hier Teufelswerk betreiben, sie nennen es hu-hu. Wenn ihre alten Zauberinnen ein Schiff in den Untergang locken wollen, laufen sie am Strand auf und ab und schreien ihre Beschwörungen hinaus, wobei sie im Laufen einen langen Stock mit einem roten Lappen am Ende schwenken...
Einen grimmigen Blick haben auch heute noch so manche Frauen drauf. Die Kinder und Jugendlichen sind ausgesprochen hübsch und zugänglich, was man von den Erwachsenen nicht immer behaupten kann. Vielleicht hängt ihr manchmal muffiges Verhalten auch von den vielen anwesenden, in zahlreichen Projekten wirkenden Westlern ab, die sich darum bemühen, die Insulaner aus ihrem Dämmerzustand unter den Schatten spendenden Pandanus Bäumen zu erheben und ihnen beizubringen versuchen, sich nach morgendlicher Körperpflege einigermaßen pünktlich zur Arbeit einzufinden.
Als wir das örtliche Museum besuchen wollen, muss erst der Schlüssel aufgetrieben werden, denn die Verantwortliche ist heute zur Arbeit einfach nicht erschienen, kein Mensch fragt nach dem Grund - ein durchaus üblicher Zustand auf vielen Südsee-Inseln.
Die Häuser hier wirken aber gepflegter als anderswo und der Rasen zwischen Palmen und kleinen Wäldchen wird sogar gemäht. Vom Tagwerk erschöpft findet sich dann die Männerwelt in dunklen Spelunken bei reichlich Bier ein.
Der Bus, der uns auf die mit gigantisch hohen und breit verwurzelten Regenbäumen einladende Insel Laura befördert, holt uns immerhin mit nur einer Stunde Verspätung wieder ab und wir gelangen gerade rechtzeitig zur Preisverteilung für die längsten und schwersten Fische bei der jährlich stattfindenden Fishing Competition.
Wenn bei Ebbe die Korallenspitzen und Landzungen aus dem Wasser ragen, könnte man ja glatt den Atollkreis zu Fuß umrunden. Aber wir bevorzugen doch ein Boot, um auf das abgeschiedene Inselchen ENEKO zu gelangen. Mit an Bord eine illustre Gesellschaft: Vier einheimische, schwergewichtige Girls und drei schlanke Diabetes-Krankenschwestern aus Taiwan.
Wir staunen nicht schlecht, als eine Kühlbox nach der anderen in den Schiffsrumpf gehievt wird. Wie lange sie denn bleiben, fragen wir. Nur bis morgen, erwidert man uns fröhlich. Wir haben für drei Tage grade mal ein Säckchen Proviant mit. An Land ist bald klar, was sich in den überdimensionalen Behältnissen verbirgt. Die drei taiwanesischen Frauen zaubern ihr eigenes Kochgeschirr samt Gaskocher hervor und beginnen auf der kleinen Veranda ihr buntes Sortiment an Gemüse für den Wok zu putzen.
Die vergammelte Kochhütte, mit einem einzigen Topf ohne Henkel, dafür von Kakerlaken und Ameisen gut besucht, bleibt uns allerdings allein, denn unsere vier rundlichen Damen gebrauchen eine andere Kochstelle. Der Inhalt einer mit Koteletts und Würsten prall gefüllten Kühlbox wandert auf den Grill, dazu gibt’s haufenweise Mayonnaise-Salat und einen Kübel Reis.
Immer wieder werden wir zum Mitessen eingeladen, aber angesichts der triefenden Fettklopse winken wir höflich mit Ausreden ab. Unverständnis, man kann doch auch zweimal lunchen! Überhaupt wo sich die Nahrungsaufnahme auf vier Stunden ausdehnt!
Dann kommt der lustigste Teil: Eine Kiste mit Dosen voll Softdrinks und Bier und einige Fläschchen Wein stehen bereit. Unsere Damen watscheln samt Gewand ins Wasser und verharren dort bis kurz vor Mitternacht! Das Gekicher wird nur von einem am Strand platzierten CD-Player mit, zugegeben, schwungvollen Hits übertönt. Nun sind die Chips dran, verkündet eine aus der Runde mit leuchtenden Augen und verschwindet nach kurzem Landgang gleich, etliche Päckchen mit ihren Patschhändchen umarmend, wieder im Wasser, und die nächste Lage Dosen fliegt auch mit viel Schwung ins Nasse. Das sind unsere Patienten, kommentieren lächelnd die drei Schwestern. Wobei man natürlich bedenken muss, dass Ramen Noodles und Spam Dosen massenweise aus Taiwan angekarrt werden.
Schließlich sind auch die Chips alle verschmaust, aber Gott sei dank sind vom Grill noch ein paar Happen übrig, und als Nachtisch gibts ungekochte Spaghetti, gleich aus der aufgerissenen Packung, mit reichlich Sirup beträufelt, uns dreht sich langsam der Magen um!
Wir finden unser Glück unter Wasser. Überflüssig zu erwähnen, dass wir beim Schnorcheln wieder mit zahlreichen neuen faszinierenden Korallenformen und schillernden Fischen belohnt werden.
Als sich die glitzernde Sternenpracht über unseren Köpfen ausbreitet, wird es allmählich stiller und unsere Nixen verschwinden, gleich mit nassem Gewand, in ihren Lagern.
Wir liegen noch lange wach und lauschen dem Schnarren, Pfeifen, Krächzen, Gurren und Trillern des geheimnisvollen, nächtlichen Dschungelkonzerts.
Unser Island Hopping setzt sich nun in den FEDERATED STATES of MICRONESIA
fort. Schon vom Flugzeug aus erblicken wir die imposante, zu den Klippen schroff abfallende Wand des Sokeh Felsens. Nur wenige Kilometer vom Airport entfernt breitet sich Kolonia aus, größte Ansiedlung von POHNPEI.
Die Hauptstadt Palikir liegt kurioserweise außerhalb des Sidlungsgebietes und besteht nur aus Verwaltungsblöcken. Eindringlich wird da auf riesigen Tafeln vor diversen Lastern auf der Insel gewarnt: Marihuana, Kava, Betelnuss vermischt mit Tabak und Alkohol.
Die regenreichste Insel der Welt ist von dichtem Regenwald überwuchert, in dem sich einige Bergkuppen erheben, welche die höchste ist, weiß allerdings niemand so genau. Unzählige Wasserfälle stürzen sich in Kaskaden über Hänge oder überziehen wie fein gewebte Schleier die Felswände. Hibiskus und andere farbenprächtige Sträucher quellen über vor Blüten. Zwischen dichten Bananenstauden und Farnen finden sich entlang schlammiger Erdstraßen noch traditionelle Blätterhütten, nicht so entlang der 80 Kilometer langen, rund um die Insel führenden Asphaltstraße.
Wir haben wieder ein Moped gemietet, und bald schon ziehen die unterschiedlichsten, aus Beton errichteten Behausungen an uns vorüber. Nicht alle bieten einen erfreulichen Anblick, viele sind als grauschwarz verschimmelter Rohbau belassen, das Dach aus Wellblech. Im einsichtigen Inneren hocken Familien auf nassen Steinböden, Wäsche hängt in den glaslosen Fensterlöchern, aber ein toller Schlitten steht vor jeder noch so tristen Keusche.
Uns vergeht bald vollends das Lachen, als Meuten von Wildgewordenen zähnefletschend auf uns zurasen und uns verfolgen - Hunde nämlich! Dass sie ordentlich zubeißen, wird uns versichert, also nehmen wir den Kampf mit Stock und Steinen, Gebrüll und Hupkonzert auf und erreichen unbeschadet Nan Madol.
Nachdem wir drei Clans für das Durchschreiten ihres Gebiets bezahlt haben, stehen wir schließlich vor der vor mehr als tausend Jahren in den Mangrovensümpfen errichteten mysteriösen Stadt. Wie die tonnenschweren übereinander gestapelten schwarzen Basaltsteine einst hierher geschafft wurden, ist bis heute ein Rätsel. Nun weht nur mehr heißer Tropenwind durch das verfallene Mauerwerk.
Natürlich birgt die Insel auch wieder jede Menge War Relics, rostige Panzer und diverse Schießeisen, die vor allem Japaner magisch anzuziehen scheinen. Uns reichen allemal die in der Bucht abgestellten Schiffs- und Autowracks, manche hat die mitleidige Natur mit blühendem Farnwerk bereits fast restlos überzogen.
Normalerweise dringen wir nicht in fremde Badezimmer ein, aber 20 Meter unter der Wasseroberfläche sind wir willkommen. In gespannter Erwartung liegen wir auf dem Meeresgrund. Und dann gleiten majestätisch Flossen schwingend, riesige Mantas heran, verharren, bis sie von kleinsten Fischchen gründlich geputzt sind und verschwinden aus der Putzstation wieder in die unendlichen Tiefen des Ozeans. Auch zwei stattlichen Riffhaien begegnen wir bei unseren Tauchgängen. Als wir ihnen zu nahe kommen, nehmen sie Reißaus - ein gutes Gefühl!
Es wird ein langer Geburtstag, den Sylvia am Sonntag, 10. Juli, feiert, genauer gesagt von Mitternacht weg bis 9 Uhr früh des nächsten Tages, wenn man die 9 Stunden Zeitunterschied einrechnet. Der Himmel ist zwar mit grauen Wolkenvorhängen bedeckt und platzt heute besonders oft, dafür haben wir Zeit für einige Cocktails im Marineclub, zu lecker gegrilltem Mahimahi, und dann suchen wir noch eine der vielen Sakau-Bars auf. In einer Blätterlaube wird auf einem Stein Saft aus zerkleinertem Wurzelwerk gepresst und zu Kava verarbeitet. Und da ist wieder dieses herrliche Gefühl, zusammen mit den Einheimischen schlürfen wir das für uns gewöhnungsbedürftige Gebräu und hören uns ihre Geschichten, Sorgen und Träume an, lauschen der Tochter eines der sieben, hier regierenden Könige.
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