Reiseberichte
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ZWISCHEN BETÖRENDEN DÜFTEN UND WILDEM BERGLAND
Wenn BALI frühmorgens erwacht, überzieht ein süßlicher Geruch von Räucherstäbchen die zauberhafte kleine Insel. Unzählige, in Bananenblätter oder Schächtelchen bereitete Opfergaben, in Form von Blüten und Backwaren, werden in alle erdenkliche Winkel und Nischen der, hinter mit Blattgold und Ornamenten prunkvoll verzierten Portale, verborgenen, kunstvoll gestalteten Haustempel niedergelegt. Oft kann man die Pracht nur an Hand von hervorlugenden Türmchen, bestückt mit bunten Stoffschirmchen und herabhängenden Quasten und im Wind flatternden Schleifen, und verwitterten Steinfiguren auf dem Mauerwerk erahnen. Mit liebevoller Sorgfalt und Andächtigkeit werden diese Rituale täglich vollzogen, selbst Motorhauben und Gehsteige sind gesäumt.
Still und andächtig wandeln auch wir in Ubud durch die öffentlich zugänglichen Tempelanlagen und genießen im Cafe Lotus am Rande des märchenhaft schimmernden Seerosenteiches den weltbekannten und nur hier produzierten Luwak Kaffee. Die Bohnen werden von einem marderartigen Tier gefressen, widerfahren im Verdauungstrakt einen chemischen Prozess und werden nach der Ausscheidung getrocknet und geröstet.
Einen großartigen Anblick bieten der Vulkan Batur und die an seinen Fuß geschmiegten, hellgrün erglänzenden, von Palmen und Bananenstauden durchsetzten Reisterrassen. Kilometerlang verlaufen die hauptsächlich für die Ausstattung der Tempel gedachten, an Vielfalt kaum zu überbietenden Kunsthandwerksläden. Steinmetz Arbeiten wechseln mit Schnitzereien, Batik-Stoffen mit unterschiedlichsten Mustern, mit glitzernden Mosaiken gestaltete Spiegel und Schüsseln.
Auch die Darstellende Kunst beeindruckt uns beim Barong-Tanz, eine rührende Geschichte aus den göttlichen Legenden, gespickt mit derb witzigen Einlagen, aufgeführt mit klanglicher Untermalung und in prachtvollen Masken und Kostümen. Der Kerchak- oder Affentanz bietet Einblick in alte kultische Trance-Tänze, zum Abschluss wirbelt einer der Akteure mit einem Strohpferd minutenlang im offenen Feuer auf glühenden Kohlen.
Mit dem Blütenduft der Franjipani in der Nase und dem Klang der aus Bambus gefertigten Windspiele im Ohr verlassen wir diese liebliche Insel und begeben uns auf Abenteuer in das erst seit wenigen Jahren unabhängige TIMOR LOROSAE (Osttimor).
Als wir unter sengender Sonne durch die Malaria verseuchten, staubig elenden Straßen der Hauptstadt Dili, in denen Hunde und Schweine in sich ausbreitenden Abfallhaufen wühlen, ziehen, würden wir am liebsten gleich wieder umdrehen, zumal zumutbare Quartiere um die 100 Dollar kosten! Schließlich finden wir eine Anlage, in der in findiger Weise Schiffscontainer zu winzigen, aber sauberen Kabinen umgestaltet sind, zum halben Preis, auch noch teuer genug.
Der Rundgang durch die Stadt, entlang kümmerlicher Marktbuden und einigen, mit Stacheldraht eingefriedeten besseren Häusern, erinnert, nicht nur durch die hier dunkelhäutige Bevölkerung, in vieler Hinsicht an Afrika. Bevor wir ins Bergland aufbrechen, steigen wir noch die vielen Stufen des Kreuzgangs zur überdimensionalen Christusstatue empor, dessen offene Arme weit zum Meer ausgebreitet sind.
Als Touris gelangen wir in den Genuss, auf Schaumgummibrösel im Fahrerhaus des Trucks Platz nehmen zu dürfen, hinten füllt sich die Ladefläche mit Stehenden und Kauernden. Knappe vier Stunden windet sich das Gefährt entlang von Wellblech- und Stroh gedeckten Rundhütten und aus Astwerk gezimmerten Kiosken auf 1400 m Höhe hinauf. Auf dem winzigen Marktplatz von Maubisse werden wir ausgespuckt. Betelnuss kauende alte Frauen sitzen vor Knoblauchsträußen und Eimern mit Yams, auch einige Bananen und Kräuter werden angeboten.
Wir suchen die einzig mögliche Unterkunft, auf einem Hügel herrlich gelegen, auf, überraschenderweise hat hier am Vortag der Präsident höchst persönlich logiert. Auch einige UNO-Leute sind einquartiert und wir führen interessante Gespräche über die Probleme des Landes mit ihnen.
Der Aufstieg auf den eine fantastische Bergwelt überragenden 2963 m hohen Pico do Ramelau gestaltet sich zunächst fast als aussichtslos. Stundenlang bemühen wir uns um eines der wenigen brauchbaren Fahrzeuge, bis sich endlich zwei junge Burschen finden, die uns zum stolzen Preis von 150 Dollar zum Ausgangspunkt bringen. Zwei Stunden dauert die Fahrt zum 1800 m gelegenen Hochtal. Aus den am Straßenrand liegenden Siedlungen stürzen mit viel Geschrei immer wieder Kinderscharen übermütig winkend hervor, rotznasig, mit verstrubbelten Haaren, die kleineren meist nackt.
Der breite, roterdige, steile Fußweg, inmitten einer in vielfältigen Rottönen leuchtenden, harzig riechenden Busch- und Waldlandschaft, mündet sehr bald in einen langen Treppenaufgang, der zu einer Waldkapelle führt und von modernsten Beleuchtungskörpern flankiert wird. Angesichts der bitteren Armut wirken diese Blechstangen wie groteske Wedel und es stellt sich uns die Frage nach sinnvoller Unterstützung der im Land so zahlreich wichtigtuerisch herumschwirrenden Berater, die das Land angeblich aus seinem Urzustand heben wollen.
Am Gipfel thront, in einem Meer von Margeriten, die Statue der Madonna, einst höchster Punkt Portugals.
Bei der Fahrt ins Tal hält unser Truck in gleicher Höhe mit einem entgegen kommendem Fahrzeug an, ein üblicher kleiner Plausch, aber diesmal sind wir der Grund! Freudig begrüßt uns unser Fahrer von der Bergfahrt, und alle warten geduldig, bis wir entsprechende Neuigkeiten ausgetauscht haben.
Irgendwie fasziniert uns dieses Land in seiner Wildheit und Ursprünglichkeit!
Noch einmal kehren wir nach INDONESIEN zurück. LOMBOK, eine kleine Insel, ist weit weniger touristisch besucht als Bali, an Reiz jedoch nicht minder. Idyllische Siedlungen und Palmenwäldchen säumen den kilometerlangen Sandstrand. Einen zentralen Punkt jeder Dorfgemeinschaft bildet ein aus Bambus oder Brettern gefertigter, erhöhter und strohüberdachter Lagerplatz, auf dem sich genussvoll etliche Dorfmitglieder in fröhlicher Runde räkeln, oder die Großmutter ein Nickerchen hält. Diese Bilder werden wir hoffentlich in unseren Herzen bewahren, wenn wir wieder ins rastlose Europa zurückkehren!
Natürlich gesellen wir uns auch zum wöchentlich stattfindenden, eindrucksvollen Stock fighting. Die sehnigen Muskeln und drahtig akrobatischen Bewegungen der mit feurig schwarz glühenden Augen funkelnden Jungmänner, und auch so manch gewieftes älteres Kaliber, werden nicht nur von anfeuernden Männerrufen begleitet, sondern lassen sicherlich auch so manches Frauenherz höher schlagen!
Nun zieht es uns wieder in die Bergwelt. Auf sanft ansteigendem Pfad durch gelbbüscheliges Savannenland, übergehend in steile Waldterrassen, gelangen wir zum 2730 m hohen Kraterrand. Unsere, vom Nationalpark vorgeschriebenen Porter schleppen mittels einer auf der Schulter liegenden Querstange Körbe und Kisten ins Basislager, bauen unser Zelt auf und kochen für uns am offenen Feuer.
Mit der Stirnlampe treten wir um 4 Uhr früh die Gipfeletappe an, am steil abfallenden Kraterrand entlang, und schließlich beginnt wieder der Kräfte raubende Kampf auf den rieselnden Schuttkegel hinauf. Der 3726m Gipfel des Gunung Rinjani wird nur durch ein mickriges Steinmännchen markiert, aber der Blick hinunter auf den dunkelblauen Kratersee und die davor gelagerten kleinen, in der aufgehenden Sonne in warmes Rot getauchten, neu gewachsenen Krater ist atemberaubend! Zurück im Basislager hätten wir uns ein gutes Frühstück und etwas Erholung verdient - aber denkste! Eine Horde von Affen belagert uns und klaut immer frecher, was nur erwischt wird. Selbst geschwungene Stöcke werden unverschämt mit Pfauchen erwidert, es ist ihr Reich, denn leider gleichen diverse Berglager oft einer unappetitlichen Müllkippe. Also treten wir die Flucht an, ein mit müden Beinen endlos scheinender Rückweg.
Gleich am nächsten Tag quetschen wir uns in eins der mit Gütern aller Art überladenen einheimischen Fährboote und brausen auf die kleinste der drei Gili-Inseln, GILI AIR. Dort quartieren wir uns in einem Bungalow ein: Meeresrauschen, Knistern von Palmwedeln, türkisblaues Wasser, ein mit Korallen und Muscheln überzogener Strand! Ein sandiger Weg führt einstündig um die Insel, die nur von bimmelnden Pferdekutschen befahren wird.
Endlich kommen wir auch wieder zum Tauchen! Die Unterwasserwelt bietet neben einem von seltsam geformten Korallen überzogenen und von grellfarbigen Fischen bevölkerten Wrack auch aus dunklen Ritzen äugende Moränen und gefährliche Steinfische. Als sich gar ein zwei Meter langer grauschwarzer Ringelsocken unter uns dahin schlängelt, weichen wir unwillkürlich etwas nach oben ab.
Freitag, der 13. in Ehren, aber einen Sundowner zu plätschernden Wellen, kann wohl niemand verwehren, oder doch? Ein besonders vorwitziger Gecko belagert uns schon seit Tagen, macht sich über unsere in Plastik eingewickelten Süßigkeiten her und lässt sich auch nur ungern aus einem Glas mit den letzten Tropfen Gin entfernen. Als wir nach berauschendem Sonnenuntergang auf unsere Veranda zurückkehren, ergreifen wir in der Dunkelheit arglos unsere Gläser. Da springt das offenbar bedusselte Vieh ärgerlich heraus, vor Schreck lässt Sylvia das Glas fallen, aber Scherben bringen ja bekanntlich Glück, und noch dazu am Freitag, den 13.!
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