Reiseberichte
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IM ANGESICHT DER FEUERSPUCKER
Nach fast noch winterlichen Temperaturen in Wien pufft uns die Schwüle beim Verlassen des Flughafens in MALAYSIA in der Hauptstadt Kuala Lumpur gnadenlos ins Gesicht. Der Taxifahrer entlädt uns vor dem Chinesischen Bazar und wir wühlen uns, während uns der Schweiß aus allen Poren rinnt, durch hunderte verwinkelte Uhren- und Schuhkojen, begleitet vom Duft zahlreicher Räucherstäbchen, bis zum China Town Inn durch. Erstmal ausatmen und 12 Stunden durchschlafen!
Durch quirlige Gassen mit bunt ornamentierten Häusern, kleinen Verkaufsständen und Geschäften, umschwirrt von ohrenbetäubendem Krach knatternder Motorroller, hupender Autos und klingelnder Fahrräder gelangen wir zur Metro und brausen ins moderne Zentrum, zunächst zu den beiden, ein Einkaufscenter flankierenden 452 m hohen Petronas Towers. Im Schatten hoher Bäume spazieren wir auf breiten, gepflegten Boulevards zum 270 m hohen Telekommunikationsturm und genießen den Rundblick über Wolkenkratzer, dazwischen schmiegen sich winzige Puppenhäuser.
Wie eine lauschige Oase wirkt die Maschid Jamek, am Schmutzigen Wasser gelegen, das Kuala Lumpur seinen Namen gegeben hat. In prachtvollem Weiß erstrahlt der alte Bahnhof im Kolonialstil.
Zeitig am Morgen überfliegen wir anderntags die Grenze nach INDONESIEN und landen in SUMATRA. Mühsam wälzt sich unser Fahrer zwischen schmuddeligen, schimmelgrauen Häusern über etliche mit Regenwasser gefüllte Löcher durch den morgendlichen Stau der Großstadt Medan.
Völlig anders eröffnen sich uns die Einblicke ländlicher Idylle: Adrette Villen wechseln mit putzigen Holz- und Basthäuschen, alle mit reichlich Blumenschmuck um den überdachten, Säulen tragenden Eingangsbereich versehen, dazwischen ziehen Palmenhaine, Bananen- und Kautschukplantagen an uns vorüber, den Straßenrand säumen rot leuchtende Amaryllis.
Unser Bus hält bei der Fähre zur Insel Samosir am Toba-See. Auf dem vorgelagerten Halbinselchen Tuktuk mieten wir uns in einem im typischen Batak-Stil errichteten Holzhaus ein und schlendern geruhsam entlang der winzigen Behausungen, oft nur aus einem nach vorne geöffneten Raum bestehend. Aneinandergereihte Krämerläden verkünden auf großen Tafeln sämtliche Angebote, die ein Traveller-Herz begehrt: Laundry, internationale Flüge, Motorroller- und Fahrradverleih und - Magic Mushrooms! Wir entscheiden uns für Räder und erkunden damit historische Stätten in der Umgebung.
Vorsichtig nähern wir uns dem Kreis steinerner Stühle in Ambarita - eine Gerichtsverhandlung scheint im Gange - und wenige Meter daneben gleich die Steinbank für die Enthauptung. Förmlich riecht man noch das Blut und hört die Köpfe rollen, nichts wie weg!
Entspannter erfreuen wir uns abends an den von einigen Mädchen in traditioneller Kleidung vorgezeigten, mit Trommeln und Xylophonklängen begleiteten typischen Batak-Tänzen.
Musikalische Untermalungen werden auch hinfort unsere Reise bereichern, denn die Indonesier sind nicht nur herzliche und hilfsbereite, sondern auch überaus lebensfrohe Menschen. Where are you going? Hello Mister! Und in so manchen Hausnischen scharen sich Sangesfreudige um einen Gitarrespieler.
Entlang von Reisfeldern rumpeln wir nächtens in 16-stündiger Fahrt über elende Schlammstrassen ins 600 km entfernte Bukittinggi. Die Stadt strahlt trotz Betriebsamkeit angenehme Atmosphäre aus. Bedrückend wirkt allerdings das unterirdische Tunnellabyrinth, in dem sich die Japaner im 2.Weltkrieg versteckt hielten, von den einst von ihnen versklavten Indonesiern nun als Touristenattraktion dargeboten.
Wir kommen gerade rechtzeitig zur Singing Competition! Angefeuert von ihren Besitzern werden sämtlich hervorgebrachte Zwitscherlaute der in aufgehängten Käfigen herumflatternden Vögel von Sangesrichtern peinlich genau notiert. Bald schon sind auch wir umringt von Schulgruppen, die ausgeschickt wurden, ihre Englischkenntnisse mit Touristen zu praktizieren.
Der Batak-Stil ist nun längst dem Baustil der Minang Kabau gewichen. Die breit ausladend geschwungenen, spitz zulaufenden Giebel der Häuser symbolisieren den traditionellen Büffelkampf. Mit großer Verspieltheit und Liebe zum Detail bestehen alte, in unterschiedlichsten Farben und Mustern bemalte Holzbauten neben modernen Gebäuden wie Banken, Krankenhäuser, Schulen, sogar die Dächer der Kasernen sind in dieser Bauweise verziert. Silbrig und farbenfroh erglänzen die Zwiebeltürmchen der Moscheen in der sanftwelligen, von Reis- und Krautfeldern durchzogenen Landschaft.
Wir halten an einigen Seen und zweigen dann von der Hauptstraße ab. Die Luft erfüllt sich betörend vom Duft hellgrün- und rosablättriger Zimtbäume, ein zauberhafter Anblick!
Geri hat Geburtstag, ein Berg muss also her! Unser Ziel ist daher das kleine Bergdorf Kersik Tua, 1500 m hoch, inmitten sich ausdehnender Teeplantagen, am Fuße des Vulkans Gunung Kerinci gelegen.
Schon früh morgens knattern die Motorräder zu den Feldern oder Plantagen, hin und wieder rumpeln noch alte, von Büffeln gezogene Holzwägelchen dahin. Wie Farbkleckse muten die aus dem Grün herausleuchtenden bunten, segelförmigen Hüte der Plantagenarbeiter.
Am 13. April kämpfen wir uns auf anfänglich passablem Pfad durch den mit von Moos überzogenen Bäumen, riesigen Farnen und Orchideen verwilderten Regenwald, begleitet vom kehligen Gebrüll etlicher Gibbons, aufwärts. Es treibt uns den Schweiß aus allen Poren, aber so richtig spannend wird es dann im oberen Bereich! Der Regen hat die Lava-Rinnen tief ausgewaschen und nun turnen wir selbst wie die Affen, ziehen uns mit Hilfe von verschlungen hängenden Wurzeln und Gestrüpp über meterhohe Steilstufen hinauf, schwingen uns von einer Seite zur anderen, denn die Lava-Tunnels sind oft weniger als ein Fuß breit, das Vorwärtskommen zwischen den senkrecht aufsteigenden glitschigen Lehmwänden äußerst mühsam.
Nach fünfeinhalb Stunden stoßen wir inmitten blühender Rhododendron-Büsche und winzig strahliger Edelweiß in 3300 m Höhe auf Geris Geburtstag an. Der Sonnenuntergang zaubert orange-rosa Wolkentürme hervor und die Nebelhexen geben den Blick zum Gipfel und ins Tal bis zum Indischen Ozean frei. Grelles Wetterleuchten erhellt bald den nächtlichen Himmel, fernes Donnergrollen ist zu vernehmen. Vor unserem Zelt flackert ein munteres Feuer, der silbrige Halbmond und funkelnde Sterne belohnen uns für die Mühen des Aufstiegs.
In der Nacht weckt uns unheimliches Grollen aus dem Inneren des Berges. Wir müssen ohnehin aufstehen, denn es ist 5 Uhr, Mitternacht in unseren Landen, und damit endet auch Geris 55. Geburtstag. Heute werden wir nach kurzem steilem Anstieg über Lavageröll und schwarzem Sand bei Sonnenaufgang am 3805m hohen Gipfel, dem höchsten Berg Sumatras, und einer der Fifty Most Prominent Peaks, stehen! Schwefeldämpfe steigen aus gähnender Tiefe zum schmalen Kraterrand auf und ziehen magische Kreise um die Zahl Fünf!
Der Abstieg gestaltet sich langwierig, unter wilden Flüchen.
Da huscht auf einmal eine kleinwüchsige, schemenhafte Gestalt vor uns ins Gebüsch, winzige Fußspuren hinterlassend, ein Orang Pendek?? Immer wieder werden Pseudowissenschaftler mit beträchtlichen Subventionen ausgeschickt, um nach diesem legendenumwobenen Wesen zu suchen, und manch einer gibt vor, ihn schon gesichtet zu haben, zumindest Spuren.
Subandi, unser einfühlsamer und fürsorglicher Hausherr empfängt uns mit Ingwertee und Fußmassage, und nach ausgiebigem Mandi, Wasser wird aus einem Becken mit einem Schöpfer über den Körper geschüttet, genießen wir das in vielen verschiedenen Schälchen zubereitete köstliche Mahl und plaudern bis lange nach Mitternacht über politische und soziale Themen, für uns immer wieder überraschend die riesige Angst vor den Papua. Kopfschüttelnd wird zur Kenntnis genommen, dass wir der Hölle dieser Kannibalen lebend entwichen sind!
Am nächsten Tag fahren wir nach Padang, von dort fliegen wir nach Yogyakarta weiter und sind nun in JAVA. In einem mit Pool ausgestatteten Innenhof eines kleinen feinen Hotels lassen wir auf der Veranda unseres Bungalows, vernebelt vom Duft der allerorts beliebten Kretek Gewürz-Zigaretten, umschmeichelt von den ins Gemüt fließenden Gesängen umliegender Moscheen, so richtig die Seele baumeln, bevor wir uns ins Stadtgewühl wagen. Der Geruch von frisch gekochtem Reis schwebt wie überall zwischen unzähligen Garküchen, fliegende Straßenhändler säumen die breit angelegte Marlboro-Street.
Mit einer Fahrradrikscha mengen wir uns zwischen die Heerschar der Motorroller und Autos bis zum Wasserpalast und durch verwinkelte Gässchen zur unterirdischen Moschee. Im Sultanspalast empfängt man uns mit einem melodiösen Konzert aus Trommeln, Xylophonen und Glocken. Abends geben wir uns dem Rausch wirbelnder Tänzer in fantastischen Kostümen und Masken hin und verfolgen das beeindruckende Spiel der aus Leder geschnitzten und verzierten Flachpuppen des von beiden Seiten einsichtigen Schattentheaters, mit klanglicher Untermalung und Gesang.
Wir besichtigen Borobudur, finden einen der Höhepunkte buddhistischer Kultur, ein riesiger, quadratischer Tempel mit Umwandlungsgängen, unzähligen Reliefs, Buddha-Statuen in Nischen und Stupas im oberen Bereich.
Außerhalb der Stadt befindet sich auch Prambanan, die prächtigste und größte Tempel-Anlage hinduistischer Kultur in Indonesien, mit einer aus etlichen prunkvoll verzierten, spitz zulaufenden Tempeln bestehende Anlage.
Im lieblichen Buddha-Garten, einer Klosteranlage mit Windspielen, Seerosenteichen, liebevoll geschmückten Tempelchen und etlichen Statuen, lassen wir den Tag ausklingen.
In einem einzig unaufhörlichen, stinkenden Stau zieht sich die Strecke im dicht besiedelten Java bis Surabaya dahin. Zu klarem Durchatmen kommen wir erst, als wir uns auf der steilen Bergstrasse nach Cemoro Lawang auf 2200 m hinaufwinden.
Schon um 4 Uhr früh bringt uns ein Jeep zum View Point. Vor uns dehnt sich wüstengleich die unendlich scheinende Weite des schwarzsandigen Kraterbodens, gespenstisch steigen Dampfwolken aus dem Vulkankegel Bromo auf und erschimmern von der aufgehenden Sonne beleuchtet in mystischem Zartrosa. Nun tauchen wir in die Tiefe ab und finden uns bald beim Aufstieg zum spuckenden Teufelskessel. Schwefelgeruch dringt sofort in unsere Nasen, als wir den Kraterrand erreichen, in kurzen Abständen grummelt es ungnädig und unter wütendem Gezische stößt der Schlund seinen Schaum hervor. Gerade als wir im Abstieg begriffen sind, kracht es noch einmal gewaltig und eine riesige grauschwarze Wolke breitet sich monströs über unsere Köpfe. Wir geben Fersengeld!
Offen oder nicht offen - die Frage beschäftigt uns schon seit Tagen, und eine vernünftige Antwort ist nicht zu kriegen. So begeben wir uns mit einem Jeep zum Ausgangspunkt ins Nachbardorf Ranupani. Bei der behördlichen Registrierungsstelle wird uns mitgeteilt, dass der Vulkan Semeru seit dem Vortag offen ist, allerdings nur bis zum Camp Kalimati, die Gipfelbesteigung obliegt unserer Verantwortung und ist angeblich gefährlich.
In unserer einfachen Unterkunft finden wir einen Guide, der bereit ist, uns auf den Heiligen Berg zu führen. Der fünfstündige Zustieg, durch Nebel- und Föhrenwald, vorbei an einem idyllischen See und durch von rot blühenden Büschen durchzogenen Savanne ist nicht besonders schwierig, wenn man von den boshaften Fußangeln absieht, die im vom mannshohen Gras überwachsenen Pfad lauern.
Im Camp treffen wir auf einige Gruppen junger Indonesier, die den Gipfelsturm noch vor Mitternacht planen, sieben bis acht Stunden soll der Aufstieg dauern. Etwas verunsichert halten wir dennoch am Start von 3 Uhr früh fest.
Der längste Ostersonntag beginnt, rund 1000 Höhenmeter warten auf uns! Gleich geht es steil durch ein Waldstück bis zur Baumgrenze aufwärts. Im Schein der aufgehenden Sonne erhebt sich nun der mit Lava- Brocken und Sand aufgeschüttete Kegel vor unseren Augen. Meterweise ertrotzen wir uns den Höhengewinn, rutschen bei jedem Schritt wieder ein Stück zurück. Auf halber Höhe liegt ein junger Bursch, zunächst kaum ansprechbar, gibt er uns zu verstehen, dass er nicht mehr weiter kann, aber keine Hilfe braucht. Er wird mit seinen vom Gipfel zurückkehrenden Kameraden später absteigen.
Nach insgesamt vier Stunden erreichen wir erschöpft das Gipfelplateau auf 3676 m Höhe. Mr. Semeru scheint jedoch zu schlafen, nicht ein müdes Wölkchen dringt aus seinem Kraterloch, von wegen gefährlich! Nach einer ausgiebigen Fotosession mit der indonesischen Jugend rutschen wir in einem Hui, wie auf einer Schneefahrbahn, die schwarze Asche talwärts. Im Lager stärken wir uns mit Nudelsuppe und in kaltem Reis eingewickeltem Osterei. Nun steht uns noch ein langer Marsch bevor, zuletzt öffnet auch noch der Tropenhimmel seine Schleusen und wir gelangen nach insgesamt 11 Stunden Gehzeit pitschnass ins Dorf zurück.
Am nächsten Tag verbreitet sich die Kunde von den beiden Österreichern am Semeru wie ein Lauffeuer bis ins Tal hinunter, jeder schüttelt uns anerkennend die Hände und will gemeinsam mit uns ein Foto.
Das nächste Ticket für Bus und Fähre halten wir jedoch bereits in Händen!
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