Reiseberichte


Navigation: Übersicht / RADTOUR DURCH DIE SAHARA + WESTAFRIKA

AUSROLLEN IN DAKAR

Von Atar gelangen wir über die Hauptstadt Nouakchott, wo wir uns von unseren Freunden Gaby und Ralf verabschieden, mit einem Taxi brousse brausen wir nach Nouadhibou, zurück zu unseren Rädern. Taxi brousse, das bedeutet acht Stunden Fahrt in einer löchrigen Klapperkiste, 15 Leuten eingequetscht wie Ölsardinen.
Viel mehr als Brot und eine Sardinenbüchse in einem der wenigen als Auberge oder Restaurant deklarierten Zelte, bekommen wir übrigens auf dem Weg retour mit den Rädern auch nicht. Der Wunsch nach Gabeln ruft allerdings einiges Schmunzeln hervor, sie werden aber nach einigem Suchen aufgetrieben. Umso erstaunenswerter die oft riesigen Solaranlagen, fast jeder Kameltreiber besitzt eine solche vor seinem Zelt.
Models der Sahara - von allen Seiten würde man sie am liebsten fotografieren, stundenlang bestaunen, winzige Sandkörnchen, Spiel der Winde, begleiten sie uns ewig wandelbar in faszinierender Landschaft. Der feine Muschelsand knirscht unter unseren Rädern, als wir Nouakchott erreichen, eine sandige Wüstenstadt, aber welch Höllenverkehr! Zum einen werden wir mit Klatschen und Hupen begeistert begrüßt, zum anderen drängen uns einige Unbeherrschte gnadenlos vom Asphalt in den Sandstreifen, wo wir natürlich kaum Halt finden. Wir lächeln und fluchen, je nachdem.

2OO km sind es nun bis zum Grenzort Rosso, wir erleben sie auf unterschiedliche Weise. Kilometerlang ziehen sich die Müllhalden nach der Hauptstadt, Ziegen und Esel, die nach Futter wühlen, Kamelherden, trostlose Gegend und trostlose Wellblechsiedlungen. Kaum machen wir Pause, stürzt sich eine Armada zum Teil aufdringlich bettelnder Kinder auf uns, die Frauen hinterdrein, oft hilft nur Brüllen und Flucht.
Dann aber wird die Landschaft lieblicher, zart rosa Dünen, grüne Sträucher und Bäume, anmutige Dörfer, freundlich Monsieur, Madame, ca va? rufende Kinder, viele wollen natürlich auch ein cadeau, ein Geschenk, aber mit größerer Zurückhaltung.
Und dann kommt auf einmal gewaltiger Wind auf, der den Sand über die auf- und ab schlängelnde rissige Straße peitscht. Im Nu füllen sich die großen Schlaglöcher und werden für uns zur Gefahr. Bald schon können wir nur mehr wenige Meter voraussehen, entgegenkommende Fahrzeuge nebeln uns zusätzlich mit heißem Sand ein, sodass wir für einige Augenblicke im Blindflug radeln.
Wie weichgezeichnet nehmen sich Hütten, Zelte und Menschen in der sandgeschwängerten Umgebung aus. Der Sturm tobt bald so heftig, dass wir Mühe haben, unsere Räder auf der Straße zu halten. Erschöpft und sandverkrustet erreichen wir schließlich das Hotel in Rosso, wo wir die eingesammelten Dünen im Badewasser verteilen.

Der Grenzübergang in den Senegal gehört zu den berüchtigsten in Westafrika. Wir beugen vor und lassen uns von einem jungen Burschen den richtigen Weg weisen. Er geleitet uns sicher durch den Dschungel an bedrängenden Schleppern, falschen Polizisten und verwinkelten Gassen zur amtlichen Stelle für den Ausreisestempel. Mit den Grenzpolizisten müssen wir allerdings selber fertig werden, denn sie stellen unter allen möglichen Vorwänden horrende Geldforderungen. Wir bewahren Ruhe und bleiben hart - sie bekommen nichts!
Nun verabschieden wir uns von unserem hilfreichen Scout und überqueren mit einer Fähre den Senegalfluss. Parkgebühr für die Räder, Orts-Taxe, der Erfindungsreichtum auch auf der senegalesischen Seite ist unerschöpflich!
Insgesamt Forderungen von 2OO Euro, tatsächlich bezahlen wir aber ausschließlich 55 Cent für die Fähre! Verdutzt blickt uns der Polizist an, als wir seinetwegen, ob seiner Echtheit, fast miteinander in Streit geraten, aber es ist ein richtiger, wir erhalten endlich den begehrten Einreisestempel in den SENEGAL und schleppen uns bei glühender Mittagshitze nach Richard Toll in ein Luxushotel mit Pool, direkt am Senegalfluss - ein Traum! Aber der Sandsturm hat Spuren hinterlassen, das Land ist aufgeheizt und unser Kreislauf erholt sich nur allmählich.

Saint Louis ist ein beschwingtes Städtchen, blumengeschmückte renovierte und renovierungsbedürftige Kolonialbauten, Galerien, Bars, Cafés, daneben aber auch Wellblechhütten und Bretterbuden, vor allem im Fischerviertel. Es ist zwar mörderisch heiß, aber die wenigen Kilometer bis zum Hotel werden uns durch das faszinierende Ambiente dieses swingenden Städtchens versüßt. Sanft wiegen uns Gesänge und Trommelmusik in den Schlaf.
In Dakar müssen wir eine schwerwiegende Entscheidung treffen: Belassen wir es mit unserer Radrallye durch den westlichen Teil der Sahara oder nehmen wir die zunehmende Hitze in Kauf? Schweren Herzens lassen wir unsere Räder verpacken und schicken sie mit Air France auf die Reise heimwärts.
Jetzt sausen wir mit leichten Rucksäcken zur Fähre nach Ile de Goree, der einstigen Sklaveninsel. Nachdenklich stimmt uns das Tor ohne Wiederkehr zum Gefangenenlager, in dem die Menschen, eingepfercht in winzigsten Räumen, auf ihre Verschiffung warten mussten. Wie viele haben diese Tortur gar nicht mehr überlebt! Im unglaublichen Kontrast dazu steht das liebliche Ambiente dieser portugiesisch anmutenden Insel: Herrliche Gewächse und Blumen, niedliche Steinhäuschen, die Wege gesäumt mit zahlreichen Künstlern, die ihre Werke überall ausgebreitet haben.



image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image




Impressum
Copyright © 2010 Geri Winkler & Sylvia Alfery
All Rights Reserved.