Reiseberichte


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ROLLENDE RÄDER IN AFRIKA

Vergessen ist all die Mühsal der vergangenen Tage, Fieberdelirien der Malaria, fachgerechtes Verpacken der Räder und kunstvolles Verstauen wichtiger Utensilien in den Packtaschen. Über Zürich und Marrakesch fliegen wir mit Air Berlin nach MAROKKO, in die am Atlantik gelegenen Stadt Agadir.
Nach gemütlichem Herumschlendern steigen wir zu der auf einer Anhöhe liegenden Kasbah, über 20 000 Erdbebenopfer ruhen darunter, ein schauriges Gefühl!
Unsere Drahtesel scharren inzwischen ungeduldig im Innenhof eines hübschen, kleinen Hotels und warten auf erste Herausforderungen.

Mit rauchenden Reifen rollen unsere Räder rasch aus dem ratternden Frühverkehr von Agadir, bald haben wir die ersten Orte in ländlichen Gebieten erreicht. Wirkt die Landschaft anfänglich noch karg, tauchen bald die ersten pastellrosa gehaltenen Häuschen auf, rötlich braune Sanddünen schmiegen sich lieblich dazwischen, grüne Kakteen und Bäumchen als kontrastreiche Farbkleckse.
In langgezogenen Steigungen geht es nun allmählich stetig bergauf, wir steuern ostwärts in den Anti Atlas. Immer öfter unterbricht das Grün von Bäumen und Sträuchern die felsig sandige Wüste. Ziemlich erschöpft erreichen wir abends
Ait Baha und quartieren uns im einzigen Hotel ein.
Am nächsten Tag geht es dann so richtig los! Die Straße windet sich in steilen Kehren auf und ab, herrlich die Aussicht auf Täler mit blühenden Mandel- und Argan-Bäumen und in verschiedenen Gelbtönen strahlende Blumen. Mächtige Kasbahs, Wohnburgen, tauchen auf, steile Berghänge mit Terrassenfeldern, verstreut kleben die kleinen Lehmhäuser der Berber wie Adlerhorste an Felshängen, fröhlich winkende Frauen in bunten Röcken und Kopftüchern stehen plaudernd am Straßenrand. Hin und wieder entdecken wir einen winzigen Laden, in dem wir Limonade und Kekse kaufen können.

Wir keuchen uns meterweise strampelnd und schiebend über etliche Pässe, bis wir endlich den höchsten, den 1700m hohen Tizi-Mlil Pass erreicht haben, inzwischen schmerzt jeder Schritt! Die Sonne verzaubert bereits mit ihren letzten Strahlen die Berggipfel ringsum und wirft lange Schatten ins Tal hinunter nach Tafraoute, das wir in vergnüglich rasender Abfahrt erreichen.
In dem touristischen Ort verweilen wir zwei Tage, wandern zu einer kleinen, idyllisch in Felsblöcken eingegliederten Siedlung und unternehmen eine Tour zu den bizarren Felsformationen dieser Gegend. Einige leuchten schon von Weitem sichtbar in Blau und Rosa, ein Künstler hat sich hier ausgetobt, jedenfalls eine witzige Idee! Wir durchstreifen Schluchten und fruchtbare, mit Palmen dicht bewachsene Oasen, begegnen festlich geschmückten Frauen, die stolz ihren Berberschmuck präsentieren, denn heute ist der Besuch des Gouverneurs angesagt.

Die nächsten beiden Tage bedeuten für uns wieder hartes Treten, zum Teil mit heftigem Gegenwind, ein zermürbendes Auf und Ab, doch die wildromantischen Ausblicke lohnen die Mühe. Nach einer Übernachtung und Besichtigung der verschlafenen Altstadt von Tiznit erreichen wir dann endlich wieder die Atlantikküste und quartieren uns in dem entzückenden Örtchen Mirleft ein, ein Künstler- und Romantiktreffpunkt. Bis Sidi Ifni, ein eigenwilliges, aus der spanischen Kolonialzeit stammendes Städtchen, drehen sich unsere Räder im unablässigen Rauf und Runter, immer entlang der verlockenden Küste, deren hereinbrechende Wellen seltsame Melodien verströmen. Hier stehen die letzten Wohnmobilburgen, nun fängt der weitaus größere und einsamere Teil Marokkos an, hier beginnt beim aus Steinblöcken geformten Tor die große Wüste.

Wir erreichen das Fischerdörfchen Tarfaya, finden eine Unterkunft in einem Privathaus und sind erstaunt über die verschwenderische Innenausstattung, wirken doch die Häuserzeilen außen wie versandete Ruinen!
Zeichne mir ein Schaf! Am Strand erinnert das Modell eines Doppeldeckerflugzeuges an Saint Exupery, der an diesem Ort seine Inspiration zum Kleinen Prinzen fand. Nachdenklich schweifen unsere Blicke in die Ferne, nur wenige Seemeilen entfernt befindet sich die von Hotelketten geprägte Insel Fuerteventura, doch wir fühlen uns in diesem vom Wüstensand umwehten Dörfchen wesentlich wohler und heimeliger.

Zeitig am Morgen brechen wir zu einer langen Wüstenetappe auf, über 100 km sind zu bewältigen. Der anfängliche Gegenwind bläst gottlob bald in unsere Rücken und treibt uns zu Höchstgeschwindigkeiten an. Sand, Steine und Dornengestrüpp sind unsere Begleiter, vereinzelt kreuzen Ziegen- und Kamelherden unsere in die Endlosigkeit verlaufende Route. Wir hängen unseren Gedanken nach, müssen nur darauf achten, dass uns die hin und wieder entgegenkommenden LKWs durch ihren Sog nicht von der Straße fegen. Freundliches Winken, Hupen, Blinken und anerkennende Gesten muntern uns auf, obwohl uns die sengende Sonne bald zur Last wird.
Längst haben wir in Tah das Tor zur WESTSAHARA durchschritten und bewegen uns nun in einem Gebiet, das vor kurzem noch heftig umkämpft war. Checkpoints sind daher keine Seltenheit, meistens werden wir aber freundlich weitergewunken. Am Nachmittag passieren wir den Kontrollposten kurz vor La Ayoune, Hauptstadt der Westsahara. Da müssen wir anhalten, unsere Pässe vorweisen, jedes Detail wird sorgfältig in ein riesiges Buch geschrieben, inzwischen plaudern die anderen Polizisten interessiert mit uns, sogar Tee wird uns angeboten. Die Stadt selbst ist geprägt von luxuriösen Hotels und stationierten UNO Soldaten, uns zieht es aber in den Teil, der nur von Einheimischen geprägt ist, dort strecken wir in einem kleinen feinen Hotel unsere müden Glieder aus. Unsere treuen Weggefährten wachen direkt vor unserem Fenster im Innenhof. Dankbar betrachten wir die beiden, haben sie uns doch bis jetzt keine Sekunde im Stich gelassen.



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