Bergabenteuer
Navigation: Übersicht / Everest 9000+ - vom tiefsten Punkt der Erde auf den Gipfel der Welt
Auf den Spuren der großen Karawanen
Kerman, 28.11.2005
Am Mittwoch breche ich morgens aus Nain auf und der Wind ist endlich auf meiner Seite, das heißt im Rücken. Es geht so richtig dahin und ich beschließe, die gesamten 180 km bis Yazd durchzuradeln.
Bei Einbruch der Dunkelheit erreiche ich die Stadt und steuere gleich die bekannte Backpacker- Unterkunft Silk Road Hotel an. Kaum schiebe ich müde mein Rad in den pittoresken Innenhof, werde ich auch schon von Dirk und Helmut angesprochen. Das Treffen ist nicht ganz zufällig. Dirk und ich haben vor unserer beider Abreise mehrmals miteinander telefoniert. Dass es allerdings so prompt mit einem Treffen klappt, damit war nicht zu rechnen.
Dirk war nun auch 7 Wochen mit dem Rad in der Türkei und im Iran unterwegs, 2500 km von Kayseri bis Esfahan. Dirk ist auch Diabetiker. Doch was seine Tour einzigartig macht: Dirk ist seit 11 Jahren blind. Mit einem erfahrenen Radfahrer hat er am Tandem diese enorme und teils schwierige Strecke zurückgelegt, meistens hat er dabei irgendwo wild campiert. Nun verbringt er noch drei Wochen ohne Rad als “normaler” Backpacker mit seinem Freund Helmut im Iran und sieht sich die kulturellen Highlights dieses faszinierenden Landes an. Sieht sich an – als Blinder? Ja, auch Dirk sieht die Plätze, die er besucht, genießt sie oder aber sie missfallen ihm. Ob seine Bilder von diesen Plätzen ähnlich sind wie die meinen, werden wir wohl nie wissen. Die Empfindungen und Erfahrungen an den Orten, die wir beide besucht haben, ähneln sich aber sehr. Dirk genießt den Iran genauso wie alle Sehenden, und das stete Lächeln auf seinem Gesicht ist das beste Zeugnis dafür.
Wir verleben zwei Tage miteinander in Yazd. Die Stadt selbst mit ihrer uralten Tradition an der Seidenstraße, ihrer gut erhaltenen Altstadt und dem Wüstenflair ist absolut sehenswert.
Am Freitag bin ich wieder auf der Straße, breche aber erst am Nachmittag auf. Seit Jahrhunderten gibt es entlang der Seidenstraße , so etwa alle 30 km eine Karawanserai, die Durchreisenden einen Platz zum Schlafen bietet. Die meisten von ihnen sind heute verfallen oder dienen nur noch als Tierstallungen. Einige wenige sind aber in ihrer alten Funktion erhalten geblieben. Ich verlasse mich darauf, in einer Karawanserai 60 km südlich von Yazd übernachten zu können, doch das erweist sich als Fehlanzeige. Sie ist geschlossen. Ich radle weiter, die Nacht bricht herein. Ich fühle mich nicht recht wohl, in der Dunkelheit, könnte mich doch leicht einer der vorbeidonnernden LKWs übersehen. Wo mag wohl der nächste Ort sein?
Da sehe ich plötzlich eine Ansammlung von LKWs und PKWs, buntes Treiben. Ein Heiligtum, eine Moschee – mitten in der Wüste, umgeben von Geschäften und Gasthäusern. Ein Verantwortlicher an diesem heiligen Platz sieht mich, wie ich etwas verloren mit meinem Fahrrad herumstehe. Er führt mich in die gut beheizte Moschee und meint, ich könne hier auf den Teppichen schlafen. Ich bleibe nicht der einzige, der diese Nacht in der Moschee verbringt. Trotz der vielen Menschen ist es ein Ort des Friedens und der Andacht – und eben auch der Gastfreundschaft.
Die nächsten beiden Tage verbringe ich mit Kilometerfressen – 280 km bis Kerman. Stundenlang trete ich in die Pedale, versinke in meinen Träumereien, sehe nichts als das schwarze Asphaltband, das sich schnurgerade durch die Wüste zieht. Dann werde ich wieder durch die Grüße und Zurufe der Vorbeifahrenden in die Wirklichkeit geholt, sehe ein hübsches Dorf und die schneebedeckten Gipfel, die hoch über dem heißen Wüstenboden aufragen.
Gab es den ganzen Tag nur winzige, urtümliche Ansiedlungen und Gehöfte, so erreiche ich mit Kerman eine Riesenstadt mit mehr als einer halben Million Einwohnern. Sie ist zwar nicht mit Sehenswürdigkeiten gesegnet, wie ich heute sehen kann, aber sie hat Leben, nette Lokale und Geschäfte und sie ist moderner als alle Orte, die ich bisher im Iran gesehen habe – ein eigenartiger Kontrast zu den einfachen Lehmziegel- Gehöften der Umgebung.
Tagesetappen:
23.11. Nain – Yazd: 181,3 km
24.11. Ruhetag in Yazd
25.11. Yazd – Heilgtum (Moschee Abdul Fazel): 97,2 km
26.11. Heiligtum – Rafsanjan: 163,8 km
27.11. Rafsanjan – Kerman: 115,2 km
28.11. Ruhetag in Kerman
Blutzuckerwerte Tagesschnitt:
Durchschittlich 4,2 Messungen pro Tag:
23.11. 81 mg/dl
24.11. 119 mg/dl
25.11. 146 mg/dl
26.11. 61 mg/dl
27.11. 80 mg/dl
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|