Bergabenteuer


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Entlang der großen Wüste

Nain, 23.11.2005

Am 16.11. bin ich von Shiraz nach Teheran geflogen. Eigentlich wollte ich den Nachmittag in der Hauptstadt verbringen, aber die Hektik in der 14 Millionen-Metropole hat mich recht bald ins ruhigere Qom flüchten lassen, wo ich ja mein Rad deponiert habe.

Die Strecke nach Kashan ist echt vergnüglich – keine Steigungen, und die Stadt bietet jede Menge Sehenswertes. Besonders die Bürgerhäuser einst reicher Familien sind einen Besuch wert. An der Lehmziegelbauweise der einfachen Häuser sieht man klar – ich bin in eine neue Welt gekommen – die Wüste. Die nächsten Wochen werde ich immer am Rand der beiden großen iranischen Wüsten radeln.

Natanz liegt am Fuß fast 4000m hoher Berge. Meine Beine bekommen diese Traumlage auch zu spüren, denn ich muss aus der Ebene hinauf auf knapp 2000m hinaufstrampeln - und das nicht gleichmäßig, sondern dauernd rauf und runter. 7 Stunden Kampf für weniger als 90km.

Dafür habe ich mir am Samstag und Sonntag zwei Ruhetage gegönnt, und bin ins Highlight des Iran, nach Esfahan gefahren – mit dem Savari, das ist eine Art Sammeltaxi. Esfahan liegt ja eigentlich nicht auf meiner Strecke. Nein auslassen hätte ich dieses Highlight nicht dürfen, das hätte ich mir nie verziehen. Und für solche aktive Ruhetage habe ich davor ja Kilometer gefressen. Ich will hier keine Beschreibung Esfahans beginnen – das können die entsprechenden Reiseführer und Internet-Seiten besser. Da es dort doch etliche, meist junge Menschen gibt, die gut Englisch sprechen, kommt es zu sehr langen und offenen Gesprächen. Wieder lerne ich viel über dieses Land, manches sehe ich differenzierter. Im großen und ganzen bestärken mich diese Gespräche mit kritischen Jugendlichen in der Meinung, dass der Iran ein lebenswertes Land ist, nicht zuletzt deshalb, weil sie ganz offen kritisch sein können.

Trotz der Herrlichkeiten Esfahans bin ich froh, nun wieder in den kleinen Städten und Dörfern auf meiner Route zu sein. Und auch diese Orte bieten sehenswerte Moscheen und Altstadtgassen –alles nun in der Lehmziegel-Bauweise.

Gestern habe ich Ardestan erreicht. Ardestan ist kein Dorf, wird wohl an die 100000 Einwohner haben. Die Stadt ist aber kein Ort, wohin sich Touristen verirren. Mit meinen Ansichtskarten, die ich in Esfahan erworben habe, bin ich auf die Post gegangen, um sie aufzugeben. Wortloses Staunen bei der Post-Crew. Zuerst ist die ganze Belegschaft zusammengelaufen und hat sich die schönen Fotos des Kartenstapels angesehen. Dann hat man mir ein Kuvert angeboten, um die Karten hineinzutun. Nein, ich will sie doch verschicken. Zum Glück müssen auch die Postbeamten hier postalische Fachausdrücke auf Französisch erlernen. TIMBRES!! OK! Das klappt. Aus einem Ordner werden die Tarife für Österreich und Deutschland herausgesucht. Verdächtig niedrig (1000 Rial = 9 cent), hoffentlich war der Schrieb nicht veraltet. Ich bekomme meine Marken, klebe sie auf die Karten, die Angestellten helfen mir dabei. Danach zeige ich mit den Händen, dass es nun ans Stempeln geht. Ja, irgendwo gab es doch einen Stempel. Er wird auch gefunden, funktioniert aber nicht mehr so richtig, macht eigentlich nur Kreise auf die Postkarten – hoffentlich kommen diese Dinger daheim an. Während der ganzen Prozedur eine herrlich entspannte Atmosphäre, Blödeln, obwohl keiner die Sprache des anderen kann. Das ist das Leben abseits des Tourismus.

Heute ging es auf ein mehr als 2000m hohes Plateau hinauf – eine rauhe Berglandschaft. Die Abzweigungen in die Millionenstädte Esfahan und Shiraz habe ich nun hinter mir, der Verkehr hat deutlich abgenommen –manchmal bin ich richtig einsam auf dieser Hauptroute nach Südasien. Es darf ruhig so bleiben, dann muss ich mir nicht mal mehr die Nebenstraßen suchen. Der Wind war endlich mal auf meiner Seite, das heißt im Rücken, die Abfahrt vom Plateau in das nette Städtchen Nain war das reinste Vergnügen.

Tagesetappen:
16.11. Ruhetag (Rückkehr von Shiraz nach Qom über Teheran)
17.11. Qom – Kashan: 104,5 km
18.11. Kashan – Natanz: 89,0 km
19.11. Ruhetag, Fahrt mit dem Savari von Natanz nach Esfahan
20.11. Ruhetag, Rückkehr nach Natanz
21.11. Natanz – Ardestan: 68,8 km
22.11. Ardestan – Nain: 97,0 km

Blutzuckerwerte Tagesschnitt:
Durchschittlich 4,3 Messungen pro Tag:
16.11. 157 mg/dl
17.11. 118 mg/dl
18.11. 92 mg/dl
19.11. 48 mg/dl
20.11. 89 mg/dl
21.11. 71 mg/dl
22.11. 155 mg/dl



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