Bergabenteuer


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Vom Euphrat zu den Bergen Kurdistans

Sirnak, 29.10.2005

Am 25.10. breche ich morgens aus Deir ez Zor auf, überquere den Euphrat und komme nun immer weiter ins Kurdengebiet. Hier in Syrien ist es weitgehend Flachland. Ich komme gut voran, aber es fehlen die Dörfer, mit Unterkünften wird es wieder haarig. Nach 130 km ein größeres Haus – und wieder ist es eine Polizeistation. Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, dass ich von den Polizisten wieder auf ein großartiges Abendessen eingeladen werde. Nein, schlafen kann ich hier nicht auf der Station, aber ein Polizist hat eine bekannte Familie im 3 km entfernten Jirs ash Shadadi und organisiert mir dort eine Unterkunft. Im Laufe des Abends kommt die ganze Obrigkeit des Ortes bei meiner Gastfamilie vorbei, alle wollen mich sehen. Sie treiben sogar den Englisch-Lehrer des Dorfes auf, damit die Konversation flüssiger wird. Als ich am nächsten Tag meine Unterkunft und die Bewirtung bezahlen möchte, wird das vom Hausherrn entschieden abgelehnt.

Am 26.10.erreiche ich schon zu Mittag al Hassakeh, die Hauptstadt des syrischen Kurdistan. Keine schöne Stadt, aber lebendig und nett, um am Abend auszugehen- Lebensqualität.

Am nächsten Tag erreiche ich al Qamishli, das nur 1 km von der türkischen Grenze entfernt liegt. Hier leben vorwiegend Kurden und einige waren schon in Deutschland – sie wollen natürlich auf Deutsch mit mir plaudern.

Grenzen werden hier noch ernst genommen. Ganze zwei Stunden dauert es am nächsten Morgen, bis ich in der Türkei bin. Spät komme ich also los und die Beine sind heute besonders schwer. Ich habe schon lange keinen Ruhetag mehr gehabt. Dauernd bläst mir der Wind ins Gesicht und die Straße ist auch extrem schlecht. Heute ist das echter Kampf. Und ich schaffe es doch zu meinem Tagesziel, nach 106 km erreiche ich Cizre. Ich belohne mich mit einem Dreistern-Hotel. Ein Spaziergang durch das abendliche Cizre zeigt, dass sich die Kurden kaum durch die moderne Lebensart beeinträchtigen lassen. Hochmoderne Geschäfte und Fassaden im Hintergrund, aber die Männer sitzen auf vierbeinigen Hockern vor winzigen Tischen an der Straße, trinken Tee, rauchen und spielen Karten, die meisten mit traditioneller Schirmmütze.

Sirnak ist nur knapp 50 km von Cizre entfernt. Somit sollte der heutige Tag eigentlich ein halber Ruhetag werden. Aber da habe ich die Rechnung ohne das Gebirge gemacht. Was ich nicht wusste, Sirnak liegt 1000 m höher als Cizre, nämlich auf 1320m. Oft steigt die Straße extrem steil an, ich muss das Rad immer wieder schieben und so brauche ich fast den ganzen Tag für diese kurze Distanz. Aber die Berge haben auch ihren Vorteil. Nun bin ich wirklich im Kurdistan, so wie ich es aus den Büchern kenne, die Landschaft wird zunehmend schöner. Dieser Teil Kurdistans wird so gut wie nie von Touristen besucht. Demzufolge scharen sich dauernd die Menschen um mich. Alle sind hilfsbereit, doch so gut wie niemand spricht Englisch, nicht einmal in den Hotels oder den Internet-Cafes. Hier herrscht noch ein völlig anderes Leben als in Istanbul oder an der Mittelmeerküste. In einigen Jahren gehören diese Menschen vielleicht zur EU. Hoffentlich können sie dann noch ihre Werte und ihre Lebensart bewahren.

Tagesetappen:
25.10. Deir ez Zor-Jisr ash Shadadi - 133,5 km
26.10. Jisr ash Shadadi- al Hassakeh – 65,5 km
27.10. al Hassakeh – al Qamishli – 85,3 km
28.10. al Qamishli – Grenze Syrien/Türkei – Cizre – 105,8 km
29.10. Cizre – Sirnak -48,0 km

Blutzuckerwerte Tagesschnitt:
Durchschittlich 4,7 Messungen pro Tag:
25.10. 83 mg/dl
26.10. 79 mg/dl
27.10. 102 mg/dl
28.10. 103 mg/dl
29.10. 77 mg/dl



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