Bergabenteuer


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Durch die syrische Wüste

Deir ez Zor, 25.10.2005

Ja, ich hatte Bammel, als ich Damaskus verließ. Das erste große Wüstenstück lag vor mir. Knapp 500 Kilometer mit einem einzigen richtigen Ort mittendrin. Doch der Mann an der Rezeption des Hotels in Damaskus verabschiedet mich mit den Worten: “Überall, wo du hinkommst, wird man dir helfen.”

Ich überstehe wieder den Großstadtwahnsinn und radle Richtung Osten. Nach knapp 50 km erreiche ich Dumayr, den letzten Ort vor der Wüste. Hier hätte ich noch gerne ein Bett gehabt, aber Unterkünfte gibt es hier keine. Ich packe meine Satteltaschen voll mit Wasser und Lebensmitteln und ziehe weiter. Nach 40 km sehe ich einige Hütten und eine Tankstelle. Ein Bett? Gibt es nicht! Gibt es doch! Die Hilfsbereitschaft der Menschen hier ist eindrucksvoll. Von allen Seiten werde ich eingeladen, Tee, Kaffee, Wassermelonen – echter Luxus in the middle of nowhere. Stundenlang sitze ich mit den Menschen hier am Feuer und kämpfe mich mit meinen miserablen Arabisch-Kenntnissen durch den Abend.

Am nächsten Morgen bin ich bald wieder auf dem Rad. Noch sind es fast 170 km bis zum Ort Palmyra. Am frühen Nachmittag sehe ich, dass ich diese Distanz schaffen kann. Die Fleischtöpfe Palmyras geben mir zusätzliche Kräfte. Wenige Kilometer vor der Oase brauche ich nochmals etwas zu essen. Es ist schon dunkel. Ein letzter kleiner Anstieg, eine Biegung und vor mir liegen die riesigen römischen Ruinen und die Burg Qalaat Ibn Maan im Scheinwerferlicht. Ein überwältigender Anblick! Minuten später hat mich der Luxus wieder.

Am Samstag lege ich einen Ruhetag in Palmyra ein, besichtige die Ruinen, kümmere mich um mein Rad.

Syrien gilt bei uns gemeinhin als Polizeistaat, d.h. die Polizei greift stark ins Leben des einzelnen ein. Diese Erfahrung konnte ich auch machen. Wieder liegen über 200 km Wüste vor mir, außer einigen Hütten nichts mittendrin. Erst dann ist Deir Ez Zor und der Euphrat erreicht. Zu viel, um es an einem Tag runter zu strampeln! Nach 130 km sehe ich endlich ein Haus, halte darauf zu. Es ist eine Polizeistation. Auf meinen auf Arabisch geradebrechten Hinweis, dass ich es wohl heute nicht mehr bis nach Deir Ez Zor schaffen werde, bitten mich die Polizisten in die Station herein, machen einen Amtsraum frei, schieben ein Bett hinein und meinen, ich könne doch hier schlafen. Inzwischen heizen sie Wasser an, das ich mir dann über den Körper schütten kann – eine herrliche Dusche nach 130 km Wüstensand. Die Sonne geht unter, es darf wieder gegessen werden. Am Boden auf Decken ist angerichtet und ich werde köstlich bewirtet. Und nicht nur ich! Laufend kommen LKW-Fahrer herein, plaudern ein bisschen, trinken Tee, naschen mit. Manche bringen auch etwas mit, Weintrauben, Orangen, von denen man mir den Löwenanteil zusteckt. Ganze zwanzig Broteinheiten verdrücke ich an diesem Abend und die arabische Wasserpfeife darf auch nicht fehlen. Stundenlang plaudern wir, das Ganze gestaltet sich zu einem Arabisch-Unterricht für mich und einen Englisch-Unterricht für die vier Polizisten. So weit meine Erfahrungen mit dem Polizeistaat!

Am nächsten Tag kann ich die fehlenden 85 km bis Mittag bewältigen und den Nachmittag in Deir Ez Zor am Euphrat verbringen. Das erste große Wüstenstück liegt hinter mir. Hier gibt es kaum Tourismus. Ein einfaches Hotel für drei Euro und für dieses wenige Geld werde ich noch auf Tee und Kaffee eingeladen.

Morgen geht es weiter ins syrische Kurdistan.

Tagesetappen:
20.10. Damaskus – Safa (Station in der Wüste): 88,7 km
21.10. Safa – Palmyra: 165,2 km
22.10. Ruhetag in Palmyra
23.10. Palmyra – Polizeistation: 130,0 km
24.10. Polizeistation – Deir Ez Zor: 86,7 km

Blutzuckerwerte Tagesschnitt:
Durchschnittlich 5,3 Messungen pro Tag
20.10. 139 mg/dl
21.10. 134 mg/dl
22.10. 106 mg/dl
23.10. 110 mg/dl
24.10. 97 mg/dl
25.10. 83 mg/dl



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