Bergabenteuer


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Zurück vom Gipfel - ein Epilog

Kathmandu, 30.05.2006

Es ist der 30. Mai und ich habe es mit wetterbedingten Hindernissen geschafft, wieder nach Kathmandu zu kommen. In zwei Tagen habe ich meinen Rückflug in die Heimat, auf die ich mich schon riesig freue.

Die Menschen hier in Nepals Hauptstadt scheinen alle glücklich zu sein und voller Hoffnung. Während wir in den Bergen waren, musste der diktarorisch regierende König nach wochenlangen Protesten einer geeinten Bevölkerung seine Macht abgeben, eine allgemein akzeptierte Übergangsregierung bereitet Parlamentswahlen vor. Das Land hat erstmals seit Jahren Frieden.

Nach einem Ruhetag im Basislager mit jeder Menge Feiern wandern Suzanne, Chris und ich vom 24. bis zum 26. Mai über Pheriche und Namche Bazar nach Lukla. Die anderen Expeditions-Teilnehmer haben einen Helikopter gechartert und sich damit die letzten 55 Kilometer an Fußweg erspart. Obwohl unsere geplagten Füße schon mächtig schmerzten und wir erschreckend langsam, scheinbar ohne jede Energie, unterwegs waren, so waren es nicht nur die hohen Kosten, die uns vom Helikopter-Flug abschreckten. Wir wollten dieses große Abenteuer nicht so abrupt abbrechen, wir wollten es in dieser herrlichen Landschaft und bei diesen liebenswerten Menschen langsam ausklingen lassen.

Vor 22 Jahren war ich bis zum Basislager des Mount Everest gewandert, habe den Berg aus der Nähe gesehen. Damals hat mich Miyo Langsangma, die Göttin, die auf dem Gipfel der Welt residiert, in ihren Bann gezogen. Wenige Monate später bin ich Diabetiker geworden. Alle Träume waren zerronnen Langsam habe ich sie Schritt für Schritt zurück gewonnen. Nun, nach all den Jahren hat mich Miyo Langsangma wieder losgelassen. Mit zerschundenen Füßen wandere ich durch die blühenden Rhododendron-Wälder – glücklich – auf dem Weg nach Hause.

Der Monsun hat nun schon eingesetzt, und so bleiben wir vorerst wetterbedingt in Lukla hängen. Am 28. Mai kamen wir dann doch mit dem einzigen Flug, der an diesem Tag möglich war, in die nepalesische Hauptstadt. Menschen hatten in dieser labilen Wetterlage den Vorrang, und so blieb unser Gepäck in Lukla hängen. Erst einen Monat später werde ich es zu Hause in Empfang nehmen dürfen.

Die Sehnsucht nach der Heimat wird nun immer größer, fast 8 Monate bin ich nun unterwegs. In Kathmandu habe ich gelesen, dass ich als der erste Diabetiker am Everest gefeiert werde. Das ist zwar dem Buchstaben nach richtig, aber Bergsteigen soll kein Wettlauf sein. Nachdem es Jahrzehnte unmöglich schien, dass ein Diabetiker den Everest erreichen kann, haben nun fast gleichzeitig zwei Diabetiker den Gipfel erreicht - der Amerikaner Will Cross hat den Gipfel am 23.Mai bestiegen.

Der Durchschnitt der Blutzucker-Tages-Mittelwerte während der letzten fünf Tage in den Bergen betrug 120 mg/dl. Und die Tage in Kathmandu? Da fehlen mir die Aufzeichnungen, da habe ich offensichtlich zu viel gefeiert!







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