Bergabenteuer


Navigation: Übersicht / Everest 9000+ - vom tiefsten Punkt der Erde auf den Gipfel der Welt

Der Aufstieg auf das Dach der Welt

Everest-Basislager, 23.05.2006

Am 11.5. haben wir unseren "Urlaubsort" Deboche verlassen und sind in drei Tagen wieder ins Basislager aufgestiegen.

Eigentlich wollten wir hier einige Tage bleiben, doch die Wetterprognose zwang uns zu einem anderen Zeitplan. Es soll nur bis 20. Mai schön bleiben und dann für etliche Tage stark schneien. Das heißt, spätestens am 15. Mai müssen wir in höhere Regionen aufbrechen.

Es ist Montag, der 15. Mai, 4 Uhr morgens – noch liegen Dunkelheit und eisige Kälte über dem Basislager des Mount Everest. Nun ist es so weit, wir wollen wirklich hinauf auf das Dach der Welt. Kein Training mehr an Eiswänden, keine Akklimatisationstour – nur noch hinauf, jetzt oder nie. Wer wird es mir nachher glauben, dass nichts härter ist an diesem Berg als dieses nächtliche „Anlassen“ des Körpers. Ist der Anstieg später auch noch so anstrengend, die Körperfunktionen aber bereits in Fahrt, ist alles viel leichter.

Das Öffnen des wohlig warmen Schlafsacks, das Anziehen unzähliger Kleidungsschichten, jedes Berühren der Zeltwände führt zu einem feinen Eisregen auf den halbnackten Körper. Das Frühstück wird hinuntergewürgt – schmecken kann es in dieser Höhe und bei diesen Temperaturen sowieso nicht. Zwei Liter Tee bereite ich zu, dann lege ich den Klettergurt an. Inzwischen ist es Tag geworden, ich kann die Stirnlampe wegpacken. Die Kälte wird aber noch mehrere Stunden den Berg überziehen. Zuletzt kommt die größte Herausforderung, das Anlegen der Steigeisen – ohne Handschuhe! Das Ganze muss ganz schnell gehen, sonst erholen sich die klammen Finger für Stunden nicht.

Nur wenige Minuten benötigen wir bis zum Einstieg in den berühmt berüchtigten Khumbu-Eisfall. Dort warten bereits Reporter und Kameramann der BBC, um mit mir ein letztes Interview zu machen. Die Tatsache, dass ich meinen Anstieg am tiefsten Punkt der Erde, am Toten Meer in Jordanien, mit dem Fahrrad begonnen habe und dass ich zudem Diabetiker bin, hat ziemliche Beachtung im Basislager gefunden. Einige der ganz großen Bergsteiger, die ich bisher nur aus aufregenden Bergbüchern und Zeitschriftenartikeln gekannt habe, haben mir ihre Anerkennung ausgesprochen. Der Nationalheld der Nepali, Apa Sherpa, der Mensch mit den meisten Gipfelerfolgen am Mount Everest, hat sich deshalb sogar mit mir fotografieren lassen. All das hat mich natürlich ein wenig mit Stolz erfüllt, aber nun hat das wenig Bedeutung für mich, solange ich nicht diesen endlosen, aber wunderschönen Anstieg am höchsten Punkt der Erde vollenden kann.

Vor mehr als sieben Monaten habe ich meine Heimat verlassen, nun liegt die härteste Woche vor mir. Was habe ich doch für großartige und vergnügliche Abenteuer in dieser Zeit erlebt! Rekorde und sportliche Höchstleistungen habe ich dabei nie im Sinn gehabt. Lebensfreude und Genuss – darauf war ich aus gewesen und bin nie enttäuscht worden. Das Rad hat mir alle Türen geöffnet. Kein Verkehrsmittel ist besser geeignet, den Menschen in ihrer Ursprünglichkeit zu begegnen. Und ich habe mir Zeit genommen, bin an vielen Orten mehrere Tage geblieben. Keine kulturelle oder natürliche Schönheit habe ich ausgelassen, oft habe ich es genossen, bloß das einfache Dorfleben für eine Weile mit zu erleben. Oft war es eine einsame Welt, das Leben auf seine Basis reduziert – die Wüste, ein Weg, mein Rad und ich. Die Wanderung durch die Bergwelt Nepals bis ins Basislager habe ich als Fortsetzung meiner Radtour empfunden – reiner Genuss, bewegendes Erleben.

Ein letztes Mal arbeiten wir uns hinauf durch das zauberhafte Labyrinth aus Eistürmen und Gletscherspalten. Die faszinierende Schönheit der Landschaft ist trügerisch. Der steile Gletscherbruch ist in stetiger Bewegung. Wehe dem Menschen, der sich gerade dort befindet, wo Eiswände dadurch erschüttert werden. Über uns ein mächtiges Donnern! Von der Westschulter des Everest geht eine Lawine ab, wird im Eisfall abrupt gestoppt. Eine Wolke aus feinem Schnee bedeckt den Himmel. Sekunden später stehen wir als Schneemänner da. Niemand ist zu Schaden gekommen – Aufatmen, befreites Lachen, wir steigen weiter!

Über dem "Popcorn" benannten Gewirr aus Eisblöcken kommen wir in eine Landschaft aus bedrückend hohen Eistürmen. Hier haben vor knapp einem Monat drei Sherpa ihr Leben lassen müssen. Leise, so als ob wir die Eisgiganten nicht in ihrem Schlaf stören wollen, kämpfen wir uns hinauf durch diese unheimliche Szenerie. Durchatmen, als wir nach gut vier Stunden die Kante erreichen, wo das Gletschereis des Western Cwm in die Tiefe des Eisfalls abbricht. Die ersten Sonnenstrahlen erreichen uns hier bei der Rast und in Minuten sind wir „aufgetaut“. Schicht um Schicht wird die Kleidung abgelegt, später wandern wir freizügig im Unterhemd über das Gletschereis. Der Western Cwm ist die einzige wirklich einfache Passage des Anstiegs auf den Mount Everest, sanft ansteigend, das höchste Tal der Welt – eine faszinierende Landschaft. Links erhebt sich der Everest, rechts der Nuptse. Vor mir liegt der Lhotse, der viert höchste Berg der Welt mit der 1500 Meter hohen Lhotse-Wand, die aus dieser Perspektive unbezwingbar steil aussieht. Auch im Western Cwm sind wie im Eisfall viele der schaurig tiefen Gletscherspalten auf schwankenden, horizontal gelegten Alu-Leitern zu überwinden – jedes Mal ein kleiner Adrenalin-Kick! Zu Mittag erreichen wir das lawinengefährdete Lager 1 in 6000 Metern Höhe und entscheiden uns für den Weitermarsch zu Lager 2, das fast am Ende des Western Cwm auf Moränenhügeln liegt.

Zwei Etappen an einem Tag, das schreit fast nach einem Ruhetag. Und wir können ihn genießen, die Sonne heizt das Zelt auf über 40 Grad auf. Leider ist noch kein Team der Südseite auf dem Südsattel, um diesen herrlichen Tag für den Gipfelangriff zu nützen. Von der tibetischen Nordseite werden über Funk einige Gipfelerfolge gemeldet.

17. Mai – nach zweistündigem Zustieg stehen wir am Fuß der Lhotse-Wand. Der Aufstieg ist nicht spektakulär, der ständig wechselnde Ausblick auf die umgebenden Berggiganten lässt aber keinen Wunsch offen. Der Schneefall der letzten Wochen hat hier kaum Spuren hinterlassen, Blankeis überzieht diese steile, 1500 Meter hohe Wand. Nach insgesamt sieben Stunden erreichen wir unser Lager 3 in der Lhotse-Wand. Stark geneigt kleben die Zelte hier am Hang, kaum einen Meter entfernt von einer tiefen Spalte. Ohne Selbstsicherung sollte man hier nicht aus dem Zelt treten. Nudelsuppe, Tee, feste Nahrung will ich hier nicht mehr einnehmen. Leichte Magenschmerzen!

Nachdem an der Nordseite schon ab 11. Mai Gipfelerfolge zu vermelden waren, gelang es heute auch einigen Bergsteigern von der Südseite aus den Gipfel zu erreichen.

Am nächsten Tag setzen wir unseren Aufstieg durch die Lhotse-Wand fort. Bei sonnigem Wetter steigen wir langsam, aber ohne große Schwierigkeiten Meter um Meter hinauf. Oberhalb des Gelben Bandes in 7600 Metern Höhe wird das Gelände vorübergehend flacher und damit leichter. In knapp 7900 Metern Höhe klettern wir am Genfer Sporn, einer Felsnase, die vom Südsattel in der Mitte der Lhotse-Wand herabreicht. Auf der anderen Seite des Sporns herrscht plötzlich gänzlich anderes Wetter – ein Sturm erfasst uns, so stark, dass wir uns kaum auf den Beinen halten können. Da hier die Fixseile enden, ist extrem sauberes Steigen angesagt. Ein Fehltritt würde hier 1300 Meter tiefer enden. Zum Glück ist hier der Südsattel schon zum Greifen nahe, wo die vorausgeeilten Sherpa schon Zelte aufgestellt haben – Lager 4, das höchste Camp am Berg in 7960 Metern Höhe.

Schnell richten sich Vern und ich im windgeschüttelten Zelt ein - wir trinken und essen Nudelsuppe, die Blutzuckerwerte sind optimal. Ich lege mich zurück im Schlafsack, die Müdigkeit entweicht aus meinem Körper. Dreißig Stunden wollen wir hier am Südsattel warten und ruhen, ehe wir in der nächsten Nacht den Aufstieg wagen wollen. Doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Hektische Unterredungen der Expeditionsleiter am Südsattel. Bergsteigerlegende Guy Cotter kommt mehrfach in unser Zelt. Telefonate in die USA, nach Indien und in die Schweiz – dort, wo die für das Höhenbergsteigen kompetenten Wetteranalytiker sitzen. Die Vorhersagen sind deprimierend. Schon jetzt bläst der Wind mit 75 km/h über den Südsattel, in der Nacht soll er noch wesentlich stärker werden. Und für morgen sieht es ganz düster aus. Alle Wettervorhersagen geben an, dass nur noch in dieser Nacht der Gipfel möglich ist, dann kommt starker Wind und Schneefall für mehrere Tage.

Dave Morton, unser Leiter, entscheidet sich für alles oder nichts. Noch in dieser Nacht, nach nur wenigen Stunden Ruhe, soll der Aufstieg zum Gipfel beginnen. Es hilft nichts, wir müssen um 23 Uhr raus in die stürmische Wirklichkeit und beginnen uns, das eisige Triangular Face hinaufzuarbeiten - und das nur nach wenigen Stunden Ruhe nach dem anstrengenden Aufstieg zum Südsattel. Der späte Aufbruch lässt uns nur 13 Stunden Zeit, um den Gipfel zu erreichen, 12 Uhr ist absolute Umkehrzeit, um noch vor der Dunkelheit das Zelt zu erreichen. Ellie, unsere Basecamp-Managerin, ist per Funk mit den Bergführern verbunden. Sie wartet darauf, jede Neuigkeit via Internet um den Erdball zu senden. Um 23 Uhr kommt die viel zu euphorische Meldung, dass wir auf dem Weg zum Gipfel sind.

Drei Stunden später werden unsere Hoffnungen gedämpft. Aufgabe, Rückkehr zum Südsattel! Der Sturm ist immer heftiger geworden, unsere Chancen sind von Minute zu Minute gesunken. In diesen drei Stunden haben wir erlebt, in welches Inferno sich der Berg verwandeln kann. Unweit der Zelte, schon im Abstieg begriffen, hat sich ein White-out entwickelt – ein Schnee- und Eissturm, bei dem die Sicht praktisch auf null gefallen ist. In diesen Momenten haben wir gesehen, welch perfekt eingespieltes Team die uns begleitenden Sherpa bilden. In Sekunden haben sie das gesamte Team zu einer Kette zusammengeschlossen und, für mich unerklärlich wie, den Weg zu den Zelten gefunden, die wir erst aus einem halben Meter Entfernung erkennen konnten. Der gescheiterte Gipfelangriff hat Kraft gekostet. Erschöpft schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke und schlafen sofort ein. Erinnerungen an die Tragödie von 1996 werden wach! Ich kann nun verstehen, wie man den Südsattel erreichen kann, ohne je sein Zelt zu finden.

Am nächsten Morgen wird uns bewusst, dass der nächste Abend unsere letzte Chance auf den Gipfel sein wird, doch die Wettervorhersage ist weiterhin schlecht. Die Sauerstoffreserven würden für eine weitere Nacht nicht ausreichen, der Südsattel würde zur Todesfalle werden, da der Körper in solchen Höhen extrem schnell abbaut. Irgendwann will man dann nur noch im Schlafsack liegen bleiben und kann sich zu keinem Abstieg mehr aufraffen. Überraschenderweise flaut der Wind während des Tages ab, die Hoffnung auf eine falsche Prognose steigt.

Wie ich später zu meinem Erstaunen erfahren habe, haben viele meiner Freunde, und auch Diabetiker und Berginteressierte, die ich nicht kenne, die folgende Nacht vor ihren Monitoren verbracht, um die Neuigkeiten vom Everest live mitzuerleben. Und es sollte eine spannende Nacht werden. Um 20 Uhr, noch immer ist es windstill, bricht die Gruppe zum Gipfel auf. Ich kann mit Mingma, der auf mich gewartet hat, erst eine halbe Stunde später aufbrechen. Die Blutzuckermessung knapp vor dem Aufbruch hat 50 mg/dl ergeben. Ich muss noch etwas essen, und das dauert in dieser Höhe eine halbe Stunde.

Nach knapp zwei Stunden erreichen wir das steilere Gelände mit den Fixseilen und steigen beständig weiter. Vorne haben sich fünf von uns, etwas schneller als der Rest, bereits abgesetzt. Nun kämpfen sich zwei Gruppen, fünf und acht, im Schein der Stirnlampen Meter um Meter höher in der immer steiler werdenden Eiswand des Triangular Face. Langsam, kontinuierlich, ja nicht verausgaben!

Um 1:30 Uhr erreiche ich einen flachen Absatz, den Balcony in 8430 Metern Höhe. Hier würgen wir einige Kohlehydrate hinunter und versuchen so viel wie möglich zu trinken – eine richtige Qual. Im Dunkel der Nacht hebt sich die weiß-graue Silhouette des höchsten Berges der Welt ab, der markante Südgipfel und dahinter einige Zacken – eine davon muss der Hauptgipfel sein, 420 Meter über uns. Um 2:20 Uhr setzen wir unseren Anstieg über den Südostgrat fort, die Schritte werden immer langsamer. Immer wieder braucht jemand eine kurze Rast, es geht stockend voran. Mühsam ist es, die kurzen Felspassagen und eisigen Steilstufen zu überklettern – Atemlosigkeit. Ein goldener Streifen am Horizont über dem tibetischen Hochplateau, bald wird der Tag den Blick auf die grandiose Bergwelt freigeben. Ich erreiche einen Mini-Gipfel, dahinter geht es wenige Meter hinunter in einen schmalen Sattel – der Südgipfel in 8751 Metern Höhe. Auf den Monitoren erscheint die Meldung, dass die gesamte zweite Gruppe den Südgipfel erreicht hat. Ich spüre die wärmende Sonne, es scheint ein wunderschöner Tag zu werden. Ich stehe wie gebannt auf dieser zweithöchsten Anhöhe der Erde. Vor mir liegt der messerscharfe Gipfelgrat, der auf beiden Seiten Tausende Meter in die Tiefe abbricht. Mitten im Grat eine felsige Steilstufe - der legendäre Hillary Step! Hinter mir ragen Lhotse und Makalu, der viert und fünft höchste Berg der Welt, aus einer grandiosen Berglandschaft von Sechs- und Siebentausendern heraus, rechts von mir die unendliche Weite Tibets, fast 5000 Meter unter mir. Der kleine Sattel hinter dem Südgipfel ist die zweite und letzte Möglichkeit für eine ausgiebige Rast, wir nützen sie.

Gegen sieben Uhr raffen wir uns ein letztes Mal auf. Trotz Atemlosigkeit pure Faszination auf diesem exponierten Grat! Der Aufstieg über den gefürchteten Hillary Step, Schwierigkeit III in 8800 Metern Höhe, erweist sich leichter als erwartet. Nach dem Erklettern einiger Grat-Zacken wird der Gipfelgrat plötzlich flach und breit, 80 Meter vor mir sehe ich einen kurzen, waagrechten Schneegrat, geschmückt mit dem Bunt buddhistischer Gebetsfahnen – ich weiß, was das bedeutet - das Dach der Welt. Nach mehr als sieben Monaten des Anstiegs schäumen die Emotionen über. Ich spüre auch in dieser sauerstoffarmen Welt, was mir hier gelungen ist.

Minuten später geht eine Meldung übers Internet hinaus in die Welt:

May 20 – 8:50 am
And the second group arrives at the summit!!! Now standing on the top are Lakpa, Vern, Jacques, Geri, Suzanne, Tsering, Mingma and Fura Kancha. The weather is still excellent…

Bewegende Augenblicke, die mir viel zu kurz werden. Nur langsam sickern all die überwältigenden Eindrücke in mein Bewusstsein. Ich setze mich auf den höchsten Punkt, neben mir das gerahmte Bild des Dalai Lama im Schnee. Der längste Anstieg auf dieser Erde hat hier sein Ende gefunden, doch Befreiung werde ich erst im Basislager verspüren. Der gefährlichste Teil der Besteigung liegt vor uns, der zweieinhalbtägige Abstieg. Erschöpfung und mangelnde Konzentration müssen wir in uns niederringen, wir dürfen uns keinen Fehltritt erlauben. Fünf Stunden später, nach mehr als achtzehn Stunden Kletterei, erreiche ich die Zelte am Südsattel. Geschafft! Ich werde Wochen brauchen, um zu verarbeiten, was mir heute gelungen ist.

Am nächsten Morgen bin ich todmüde. Langsam bringe ich meinen Körper in Gang, trinke ein bisschen Tee. Es ist unendlich schwer, hier oben etwas zu essen. Ich lasse es wieder besseren Wissens bleiben. Erschlagen vom gestrigen Gipfeltag! Wie soll ich in zwei Stunden mit dem Abstieg durch die steile Lhotse-Wand beginnen? Immer wieder zwinge ich mich, einige Schluck Tee zu trinken. Müde, aber nicht unkonzentriert steige ich die Wand hinab und erreiche am Nachmittag Camp 2. Hier in 6500 Metern Höhe ist der Luftdruck spürbar höher, das Atmen wird leichter, schnell erholt sich mein Körper. Die kritische Phase des Abstiegs ist überwunden.

Montag, der 22. Mai – der letzte Tag am Berg! Ich fühle mich fast frisch. Wir steigen ein letztes Mal durch den durch den nahenden Sommer aufgeweichten und damit sehr gefährlichen Khumbu-Eisfall. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Zelte des Basislagers. Binnen Minuten entweicht die ungeheure Anspannung der letzten Wochen – fast körperlich spürbar. Nun sind wir in Sicherheit, zum Feiern aber noch zu müde. Mehrere Tage auf einfachen Wanderwegen – dann werden wir wieder die uns vertraute Welt erreichen.

Von Deboche bis zum Südsattel hatte ich wunderbare Blutzuckerwerte, in diesen 10 Tagen lag der Tages-Mittelwert bei 121 mg/dl. Der Gipfeltag und der Tag des Abstiegs durch die Lhotse-Wand waren Blutzucker-technisch die reinste Katastrophe. Die Werte lagen stets über 300 mg/dl, zweimal sogar über 500 mg/dl, und das trotz der geringen Kohlehydrat-Aufnahme auf Grund der extremen Appetitlosigkeit. Ich war extrem dehydriert. Die Todeszone lässt grüßen! Hier läuft nichts normal ab, auch nicht für Diabetiker! Erst beim Abstieg in das Basislager am 22. Mai normalisierte sich die Situation wieder etwas, die Werte lagen nun um die 200 mg/dl.



image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image




Impressum
Copyright © 2010 Geri Winkler & Sylvia Alfery
All Rights Reserved.