Bergabenteuer
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Die Gnade der Götter
Everest-Basislager, 18.04.2006
Am Dienstag, dem 11.April hatten wir unsere Puja- Zeremonie, in der Mijo Langsangma, die Göttin des Everest um Gnade gebeten wird. Es ist ein freudiges Fest, wird aber von allen sehr ernst genommen.
Der Berg wird nur von Fremden Mount Everest genannt. Für die Einheimischen und auch die meisten Asiaten heißt er Chomolungma. Dies ist eine Abkürzung für Chomo Mijo Langsangma, zu deutsch Göttin Mijo Langsangma. Der Berg und die Gottheit sind eins.
Kein Sherpa würde auch nur 10 Meter in den Eisfall einsteigen, ohne die Puja mitgemacht zu haben. Etliche der Sherpa sind ehemalige Mönche und können solch eine Zeremonie abhalten. Wir Westler - nein wir sind nicht alle zu Buddhisten geworden. Aber alle sind positiv berührt von dieser toleranten Religion und von ihrem geistigen Oberhaupt, dem Dalai Lama. Tibet ist nur wenige hundert Meter von unserem Basislager entfernt, allerdings trennen uns schroffe Fels- und Eiswände. Erstaunlich ist das Wissen der Mönche über Naturvorgänge in dieser entlegenen Region. Wir können in vollem Vertrauen die Zeremonie mit unseren Sherpa-Freunden mitfeiern.
Während ich schreibe hat es deftige Minusgrade am Computer. Das letzte Mal habe ich geschrieben, dass das Basislager kein besonders schöner Platz ist. Kilometerlang zieht sich das Eis des Khumbu- Gletschers durch das enge Tal, bedeckt mit mühsam begehbaren Moränenschutt. Steile, kaum erkletterbare Wände ziehen zu den Sechs- und Sieben-Tausendern hinauf, die das Khumbu- Tal umrahmen. Nur am Talschluss gibt es noch rechts einen erkletterbaren Ausweg, den sagenhaften Khumbu- Eisfall, ein steiler, unheimlich zerrissener Gletscher, der dauernd in Bewegung ist. Unterhalb des Eisfalls liegt die weit verbreitete Zeltstadt, das Everest-Basislager - auf dem flachen Teil des Eises des Khumbu- Gletschers.
Am 12., 13. und 14. April sind wir endlich in den Khumbu- Eisfall eingestiegen. Eine faszinierende Landschaft aus teils überhängenden Eistürmen, kleinen Gletscherseen und einem Labyrinth aus Gletscherspalten, die teilweise nur mittels darüber gelegten Leitern überwunden werden können. Wir üben an senkrechten Eiswänden, allerdings mit Fixseilen, zittern uns über waagrecht gelegte Leitern, über Spalten, die wir gar nicht bis zum Grund einsehen können. All das soll uns für den Berg der Berge vorbereiten.
Die Route durch den Eisfall ist alles andere als geradlinig. Eistürme werden überklettert, Spalten an den günstigsten Stellen überwunden. Für die Distanz von einem Kilometer werden wir 8-9 Stunden benötigen, später hoffentlich weniger. Die Route durch den Eisfall wird von den "Eisfall-Doktoren" gelegt und betreut. Das ist ein Team von Sherpa, das von allen Expeditionen bezahlt wird. Da der Eisfall dauernd in Bewegung ist, können Teile der Route über Nacht verschwinden. Deshalb betreuen die Eisfall-Doktoren täglich die Route. Oberhalb des Eisfalls arbeiten dann die Expeditionsteams zusammen an der weiteren Sicherung der Aufstiegsroute. Am 13.4. wurde ich 50. Welch eine Überraschung! Gopal, unser Basecamp-Koch überraschte mich bzw. uns mit einer Riesen-Geburtstagstorte. In der Kälte feierten wir noch in den Abend hinein.
Blutzucker-Mittelwert der letzten 8 Tage: 135 mg/dl
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