Bergabenteuer


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Überlebenskampf auf Indiens Straßen

Lucknow, 26.01.2006

Die Zeit mit Markus ist vorbei. Es war einfach super, mit ihm die 2500 km von der iranisch/pakistanischen Grenze bis Delhi zu radeln. Auch sein Ziel ist Kathmandu, doch will er sich wesentlich mehr Zeit nehmen, dorthin zu kommen.

So tranken wir am Freitag noch ein Abschiedsbier, er fährt weiter nach Rajastan, ich nach Kathmandu. Dort hoffen wir uns in den nächsten Wochen wieder zu treffen. Markus ist ein Super-Kumpel und nicht nur das Radfahren verbindet uns. Auch er liebt die Berge, er hat mit dem Trisul auch schon einen Gipfelerfolg auf einem 7000er. Aus einem völlig normal verlaufenden Berufsleben ist er ausgestiegen, hat sich auf das Rad gesetzt und ist von zu Hause losgefahren - in die Welt - frei - der Traum vieler. Aber er wird auch wieder heimkehren - dann, wenn ihm danach ist.

Am Samstag war ich dann wieder allein auf der Straße. Waren die bisher durchfahrenen Länder schon nicht gerade radfahrergerecht, so übertrifft Indien alles, obwohl es hier mehr Radfahrer als irgendwo anders gibt, vielleicht ausgenommen China. Bis Delhi habe ich das auf dem gut ausgebauten Highway Nr.1 kaum gemerkt. Aber jetzt, auf diesem rumpligen, schmalen Sträßchen, das sich anmaßt, Highway 24 zu heißen, bekomme ich das indische Verkehrschaos total ab. 20-30 mal pro Tag lande ich im Straßengraben oder im Sand neben der Straße. Hier herrscht totale Kampflinie und es regiert das Recht des Stärkeren. Dauernd muss man alle entgegenkommenden Autos argwöhnisch beobachten, was könnte er jetzt machen. Gleichzeitig muss man das Terrain neben der Straße im Auge behalten. Ist es geeignet, um das Rad schnell von der Straße zu lenken, oder gibt es halbmeterhohe Stufen? Die Fahrzeuge überholen ohne Rücksicht auf die Schwachen des Straßenverkehrs und dann muss man sein Rad eben neben die Straße lenken, stehen bleiben, neu anfahren. Anfangs entwickelte ich richtige Aggressionen gegen die tonnenschweren Killermaschinen, irgendwann muss ich mich damit abfinden, dass die Verkehrsregeln hier andere sind. Die armen Inder auf ihren klapprigen, ganglosen Rädern tun es auch - ohne zu murren, wie ich es immer wieder tue. Wenn man dann einen dieser Brutalo- Truck-Lenker an einem Rastplatz trifft und mit ihm einen Tee trinkt, ist er der netteste Mensch. Er würde es gar nicht verstehen, wenn man ihn wegen seiner Fahrweise kritisiert - das ist Indien.

Bei Lucknow kam ich an einen geschlossenen Bahnschranken - und das dauert in Indien - gut eine halbe Stunde. Auf beiden Seiten des Schranken stauen sich die Fahrzeuge über die gesamte Straßenbreite. Wenn dieser dann aufgeht - ja, dann geht gar nichts mehr.

Indien hat mehr als eine Milliarde Menschen. Der Bundesstaat Uttar Pradesh, den ich jetzt durchquere, ist kleiner als Deutschland und hat fast 200 Millionen Menschen. Von Delhi bis Lucknow habe ich 500 km Landstraße befahren, immer waren Menschen um mich. Viele Dörfer, die Straße voll mit Menschen, Bus- und LKW-Gehupe, zwischendurch etwas abgehoben die Oberschicht in PKW´ s. Haben diese Reichen irgendeine Verbindung zu den teilweise elend lebenden Menschenmassen an der Straße? Es scheint nicht so - sie brausen nur hupend und platzfordernd hindurch. Und alles springt zur Seite. Der Straßenverkehr spiegelt in vielem das soziale Gefüge der indischen Gesellschaft - der größte Teil der Bevölkerung muss zur Seite springen, um nicht überrollt zu werden.

Seit gestern bin ich in Lucknow, der Hauptstadt von Uttar Pradesh. Den Namen der Stadt kennt wohl kaum jemand, aber sie hat fast 3 Millionen Einwohner und bietet auch einige kulturelle Highlights, dazu den Komfort der Großstadt. Grund genug für mich, hier einen Ruhetag einzulegen.

Tagesetappen:
21.1. Delhi - Paikbara: 163,7 km
22.1. Paikbara - Tankstelle an der Strasse: 145,5 km
23.1. Tankstelle - Sitapur: 137,4 km
24.1. Sitapur - Lucknow: 93,4 km
25.1. Lucknow - Ruhetag

Blutzuckerwerte Tagesschnitt:
Durchschittlich 3,7 Messungen pro Tag:
20.1. 109 mg/dl
21.1. 134 mg/dl
22.1. 74 mg/dl
23.1. 87 mg/dl
24.1. 100 mg/dl
25.1. 114 mg/dl



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