Bergabenteuer


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In der geteilten Welt des Punjab

Amritsar, 15.01.2006

Gestern zu Mittag haben Markus und ich die pakistanisch-indische Grenze passiert - die berühmte Wagah/Atari-border, der einzige Grenzübergang zwischen diesen beiden riesigen Staaten.

Eineinhalb Stunden später waren wir in Amritsar, der heiligen Stadt der Sikh mit ihrem Goldenen Tempel.

Die Tage von Multan bis Amritsar verliefen recht ereignislos. Wir haben die 360 km von Multan nach Lahore in drei Tagen zurückgelegt, vom 10. bis zum 12.Jänner, die Nächte haben wir in Restaurants an der Straße verbracht. Es war eine Fahrt durch ebenes Gelände, Gehöfte, Äcker, Wasserbüffel, einige wenige, recht ärmliche Städte mit der für Südasien üblichen Verkehrshektik. Im Gegensatz zu Belutschistan ist diese Gegend dicht besiedelt, man sieht hier dauernd Menschen, in allen Farben gekleidet - ein buntes Bild.

Den 13. Jänner verbrachten wir in Lahore, eine Weltstadt mit 5 Millionen Einwohnern. Lahore ist einer der wenigen Plätze in Pakistan, wo man alte islamische Kulturgüter findet - und diese Kultur unterscheidet sich stark von der arabischen oder persischen.

Nun liegt Pakistan hinter mir, mehr noch, drei Monate intensivster Begegnung mit der islamischen Welt liegen hinter mir - eine Begegnung, die sich meist abseits der Touristenpfade abspielte. Es war eine unheimlich bereichernde Zeit für mich gewesen, eine Zeit, die ich absolut nicht unter dem Begriff Extremsport, sondern unter dem Begriff Traumurlaub einordnen möchte. Ich bin schon viel gereist, aber nie habe ich solch durchgehende Gastfreundschaft wie in diesen fünf Ländern erlebt. Nie ein böses Wort gehört, nie finanziell über den Tisch gezogen, keine unfairen Preise, "welcome" war wohl das häufigste Wort, das ich zu hören bekam.

Ich musste begreifen, dass Meinung gemacht wird, auch meine Meinung und meine Vorurteile. Auch wenn ich mich noch so sehr für medienkritisch halte, ich kann der Meinungsmache nicht entkommen, und die anderen Traveller offensichtlich auch nicht. Seit Monaten ist keiner mehr mit dem Fahrrad zur Gänze, inklusive Belutschistan und Sindh, durch Pakistan gefahren, weil es als lebensgefährlich gilt - das Land der Terroristen und unregierbaren Stammesfürsten. Auch ich hatte ein flaues Gefühl in der Magengrube, als ich die Grenze vom Iran nach Pakistan überschritten habe. Die Pakistani wissen, dass sie in der westlichen Welt als Volk der Terroristen gelten und sie wissen auch, ebenso wie ich, wie ungerecht dieses Urteil ist. Immer wieder kommen sie auf diese Ungerechtigkeit zu sprechen. Es nagt an ihnen. Und in vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem Westen werden Reisende abseits der Touristenpfade dann noch von völlig unnötigen Polizeieskorten begleitet, die glauben machen, dass das Land wirklich gefährlich sei. De facto ist Touristen in Pakistan nie etwas passiert, was man von Amerika und Europa nicht behaupten kann.

Wild sehen sie schon aus, die Belutschen - zum Fürchten. Doch wenn sie näher kommen, verzieht sich ihr Mund, ein warmherziges Lächeln wird unter den wild-wallenden Bärten sichtbar, Sekunden später ist man zum Tee oder zum Essen eingeladen.

Auch der vom Westen bedrohte Iran war ganz anders, als ich ihn auf Grund der Berichterstattung erwartet hatte. Ich kenne in Wien etliche junge, moderne Iraner und ich habe mich oft gewundert, warum sie so gerne in ihr Land fahren - nicht auf Kurzbesuch bei Verwandten, sondern auf ein, zwei, drei Jahre. Warum verlassen sie die Freiheit und gehen in die Sklaverei? Das war meine Frage. Nun weiß ich, dass man in diesem modernen Land ein sehr angenehmes Leben führen kann, auch als Frau, dass man kaum in seiner Freiheit eingeschränkt ist, dass man weder zur Religion noch zu irgendeiner Heirat gezwungen wird. Die Aussagen des Präsidenten stören nicht nur den Westen, sondern machen auch die Iraner nicht recht glücklich. Sie identifizieren sich nicht mit seinen jüngsten Aussprüchen. Es macht sie auch nachdenklich, dass ihr Präsident genau jene Aussagen liefert, die die Amerikaner und Teile Westeuropas brauchen, um ihr Land zu diskreditieren und isolieren.

Meine letzten Stunden und Radkilometer in der islamischen Welt - Markus und ich sitzen am Straßenrand, von einigen pakistanischen Bauern zum Tee eingeladen. Wieder bedauern die Menschen, welch negative Meinung über ihr Volk verbreitet wird. Zur gleichen Zeit werden am anderen Ende des Landes, an der afghanischen Grenze achtzehn Bewohner eines Dorfes, darunter Frauen und Kinder, erschossen - von einer Macht, die die Welt mit ihrer Demokratie und die Pakistani mit den Werten der "zivilisierten Welt" beglücken will.

Nun bin ich in einer völlig anderen Welt, auch wenn sich die Menschen und auch die Landschaft diesseits und jenseits der Grenze gleichen. Die sozialen Unterschiede sind hier in Indien viel krasser. Extrem Reiche, daneben Menschen, die sich in und von Müllhalden ernähren. Man bekommt hier alles in Indien, aber nur wenige können es sich auch leisten. Meinen ersten Tag in Indien habe ich stets in der Nähe des großen Heiligtums der Sikh-Religion, dem Goldenen Tempel, verbracht und das mit Tausenden von Pilgern aus dem ganzen Land.

Tagesetappen:
8.1. Ruhetag in Multan
9.1. Ruhetag in Multan
10.1. Multan - Chichawatni: 137,5 km
11.1. Chichawatni - Pattoki: 133,1 km
12.1. Pattoki - Lahore: 95,4 km
13.1. Ruhetag in Lahore
14.1. Lahore - Amritsar: 57,7 km
15.1. Ruhetag in Amritsar

Blutzuckerwerte Tagesschnitt:
Durchschittlich 3,0 Messungen pro Tag:
9.1. 112 mg/dl
10.1. 193 mg/dl
11.1. 123 mg/dl
12.1. 88 mg/dl
13.1. 129 mg/dl
14.1. 148 mg/dl
15.1. 97 mg/dl



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