Bergabenteuer


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Aus der Kälte in die Tiefebene des Indus

Multan, 8.1.2006

Silvester haben wir in Quetta verbracht. Die Nacht brachte das, was wir uns in Österreich erwarten würden - Schneefall!
Am Neujahrstag starten wir hinaus in eine weiße Landschaft. Es ist bitterkalt, nach zwei Stunden ist meine Getränkeflasche gefroren. Wie es wohl meinem Insulin im Rucksack geht? Ich will es gar nicht wissen. Eine Stunde später erreichen Markus und ich den Bolan-Pass und dort beginnt eine 70 km lange Abfahrt in den Frühling, von 1800m hinunter auf 200m.

In den nächsten Tagen wird die Temperatur in Quetta auf minus 15 absinken. Wir sind gerade noch rechtzeitig "entkommen". Der Wintereinbruch ist auch der Grund, warum wir nicht die wesenlich kürzere Route über Ziarat und Loralai genommen haben. Da geht es zum Teil ohne Asphalt auf 3000 m hinauf - wir wären im Schnee erstickt oder bestenfalls erfroren.

Nach 170km, knapp vor der Stadt Sibi nimmt uns die Polizei in Empfang. Für die nächste Woche kommen wir nicht mehr von der Polizei los. Stets wollen sie, dass wir unsere Räder auf ihre Pick-Ups aufladen und sie uns bis zur nächsten Polizeistation bringen, wo uns das nächste Pick-Up übernehmen soll. Wir setzen uns aber überall durch, bleiben auf unseren Rädern und machen unsere Tour so, wie wir es wollen. Wir können aber nicht verhindern, dass immer wieder Polizei auftaucht und uns manchmal sogar den ganzen Tag hinterherfährt. Bei jeder Pause steigen sie aus und setzen sich mit ihren Kalaschnikows schützend neben uns. Das beeinträchigt natürlich unsere Freiheit, unsere Gespräche mit den Einheimischen. Wovor wollt ihr uns schützen? Vor dem freundlichsten Volk der Welt?, frage ich immer wieder die Polizisten. Aber sie haben ihre Anweisungen, zudem können sie kaum Englisch. Sie meinen, dass sie nur so unsere Sicherheit garantieren können. Wir hingegen erleben die Pakistani als wunderbares, gastfreundliches Volk. Von Feindschaft gegen die Westler ist nichts zu merken, nie ein schlechtes Wort. Es gibt nur die allgemeine Ablehnung von George Bush, aber diese kann ich durchaus mit den Pakistani teilen. Die Pakistani bedauern auch, dass sie in den Weltmedien in den Ruf gekommen sind, ein Terroristen-Volk zu sein und Polizei-Eskorten, wie wir sie erlebt haben, köennen einen wirklich daran glauben lassen. Unberechtigterweise! Es gibt sehr wohl Anschläge in Pakistan. Diese richten sich aber nie gegen Touristen, sondern betreffen meist Spannungen zwischen lokalen Stammes-Armeen und der Regierung.

Die dauernde Polizei-Präsenz hat zumindest dazu geführt, dass wir mächtig Kilometer gemacht haben - wir wollten einfach weiter.

Am 3.1. erreichten wir in Sukkur den Indus. Seitdem sind wir im Flachland unterwegs. Die Gegend ist nicht mehr so einsam wie in Belutschistan, jede Menge Dörfer und Kleinstädte mit zum Teil beängstigendem Verkehrschaos - die einzig wirkliche Gefahr, die wir bisher in Pakistan ausmachen konnten.

Am 6.1. erreichten wir Bahalwapur, die erste Stadt, in die sich zumindest hin und wieder Touristen verirren. Hier gelingt es uns endlich, der Polizei klarzumachen, dass wir keine weiteren Eskorten wollen. Und sie haben es bisher auch tatsächlich akzeptiert. Vielleicht auch deshalb, weil wir nun Punjab, das von Touristen besuchte Pakistan erreicht haben.

Gestern legten wir ohne jegliche Begleitung die 100 Kilometer von Bahawalpur nach Multan zurück - eine eineinhalb Millionen-Stadt, die im Staub und im Verkehrschaos zu ersticken scheint. Multan ist kein wirklich schöner Platz zum Bleiben, aber wir brauchen ein bisschen Erholung, um die Abnützungerscheinungen in Grenzen zu halten. In den letzen 7 Tagen haben wir 935 km zurückgelegt.

Tagesetappen:
1.1. Quetta - Sibi: 174,4 km
2.1. Sibi - Jacobabad: 167,7 km
3.1. Jacobabad - Sukkur: 87,9 km
4.1. Sukkur - Sadiqabad: 170,3 km
5.1. Sadiqabad - Khanpur: 74,9 km
6.1. Khanpur - Bahawalpur: 156,3 km
7.1. Bahawalpur - Multan: 103,0 km

Blutzuckerwerte Tagesschnitt:
Durchschittlich 3,8 Messungen pro Tag:
1.1. 242 mg/dl
2.1. 115 mg/dl
3.1. 57 mg/dl
4.1. 132 mg/dl
5.1. 110 mg/dl
6.1. 87 mg/dl
7.1. 126 mg/dl
8.1. 102 mg/dl







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