Bergabenteuer


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Endlich wieder "on the road" - die Wüste Belutschistan

Quetta, 30.12.2005

Die Berge sind in zauberhaftes Abendrot gehüllt. Wenig später ist es Nacht - ein unglaublicher Sternenhimmel über der Wüste Belutschistans!

Einige wenige Hütten. Wieder wird es eine scharfe Sauce, in der ein Stück Fleisch schwimmt, geben, dazu eine Chapati, so wie jeden Abend. Und wir sitzen am Boden und bestaunen die Trucks, die hier ihren Stop machen - fahrende Lichtspiele. Wir trinken mit den Fahrern Tee, plaudern, genießen, dass wir an diesem abgeschiedenen Ort sein dürfen.

Habe ich nicht ein großes Projekt vor? Ist da nicht ein Zeitplan? Will ich nicht auf den Everest? All das ist hier weit weg. Hier gibt es nur das Heute. Selbst Quetta ist unendlich weit weg. Die nächsten Stunden, nichts ist vorhersehbar! Hier in der Wüste sind wir reduziert auf das Wesentliche. Wo werde ich schlafen? Wo bekomme ich etwas zu essen? Gibt es Wasser? Und genau dieses Leben an der Basis ist einfach wunderschön - der Weg zum Everest als Ziel lang gehegter Lebensträume.

Damit es nicht zu verwirrend wird - ein bisschen Reisechronologie:

Am 20.12. startete ich aus Zahedan, und das mit einiger Unsicherheit. Der hygienische Standard des Iran ist wohl in der Wüste Belutschistans kaum zu finden. Und dennoch brauche ich viel Hygiene. Schließlich ist meine Operationswunde noch offen, und das sicher noch weitere 14 Tage. Nach sechs Stunden erreiche ich die pakistanische Grenze. Ich schiebe mein Rad aus dem Grenzbereich heraus und sehe neben den vielen Belutschen einen, der so ganz anders aussieht. Es ist Markus aus Deutschland, der seit 15 Monaten mit dem Fahrrad unterwegs ist. Sein Fahrrad hat er bereits auf dem Dach des Busses nach Quetta festgemacht. So gut wie kein Radfahrer fährt durch diesen Teil Belutschistans, die Strecke gilt als sehr gefährlich. Als er jedoch hört, dass ich trotz allem mit dem Fahrrad weiter will, lädt er kurzerhand wieder sein Fahrrad vom Bus ab - und nun sind wir zu zweit unterwegs - für mich wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Die Nacht verbringen wir in dem Grenzdorf Taftan, und wir begreifen - wir sind nun wirklich im urtümlichen Asien angekommen.

Am nächsten Tag wartet gleich eine mächtige Etappe von 130 km auf uns, bis wir das erste Dorf erreichen - Nok Kundi. Hier in der Wüste Belitschistans gibt es kaum Siedlungen - nur etwa alle 100 km eine kleine Oase, einige Hütten, einige kleine Läden, ein Platz, wo wir und vor allem die zahlreichen Trucker eine warme Mahlzeit bekommen- ja, wir sind auch in dieser einsamen Gegend noch immer auf der Hauptverbindungstraße Europa-Asien. Ein leerer Raum, wir breiten unsere Matten und Schlafsäcke aus - die Wüstennächte werden empfindlich kalt.

Am folgenden Tag erreichen wir nach 115 km den Ort Yak Mach. Was wird nicht alles geschrieben über die Strecke Taftan-Quetta. Scheinbar kann man sie kaum überleben. Tatsache ist, dass sich die Belutschen nicht wirklich als Pakistani fühlen. In dieser Gegend gilt das Stammesrecht, nicht das pakistanische. Das heißt aber nicht, dass es Gästen deshalb schlechter geht. Wir haben die Belutschen dieser Region als extrem liebenswert und gastfreundlich erlebt und auch sehr viele Stunden guter Gespräche mit ihnen verlebt, mit Englisch geht es doch ganz gut in Pakistan.

Dalbandin, etwas größer als die beiden anderen Orte, erreichen wir am 23.12. Und hier gibt es sogar ein Hotel - Betten, Kaltwasser und einige Stunden Strom pro Tag. Als wollten wir die Gunst der Stunde für fröhliche Weihnachten nutzen, werden Markus und ich fast synchron krank, fiebern etwas und verbringen gleich auch den 24. und 25.12. in Dalbandin.

26. Dezember - on the road again. Nach 105 km erreichen wir einige Hütten, der Ort wird Padaq genannt. Wieder findet sich ein leerer Raum, auf dessen Boden wir unsere Matten ausbreiten können.

Am 27.12. sind wir gerade einmal 21 km unterwegs, als wir von zwei Belutschen auf einem Motorrad angehalten werden. Sie weisen sich als Polizisten aus. Wir müssen sofort zur nächsten Polizeistation zurückkehren. Wir haben diese gerade erst vor 5 Minuten passiert. Und just genau danach kam die Meldung, dass es vor uns entlang der Straße zu "Attacken" mit etlichen Toten gekommen sei und nun die Straße für jedermann gesperrt sei. Später sickert durch, dass es Kämpfe zwischen Regierungstruppen und der Armee eines der lokalen Stammesfürsten gewesen waren und dass 14 Menschen dabei ums Leben gekommen sind. Wir verbringen den Tag und die Nacht in dieser Ansammlung von Hütten, die Khuchaki Cha genannt wird. Morgen geht es weiter? Inshallah! (so Gott will)

28.12. Gott wollte! Die Straße ist wieder frei und wir wollen Noushki, das größte Dorf entlang der Strecke, gerade vor dem großen Anstieg in die Berge gelegen, erreichen. Gut zwei Stunden sind wir unterwegs und die Vegetation wird reicher. Oase reiht sich an Oase - Felder. Und da sehen wir sie, etwa 100 Meter von der Straße entfernt. Es gibt sie also doch, eingehüllt in bodenlange Schleier! Frauen! Wir sind heute den 9. Tag in Belutschistan und haben bisher noch keine Frau gesehen. Wir haben in Dörfern mit wenigen Hütten verweilt und dort wohl jeden Mann kennen gelernt, aber nie eine Frau gesehen. Wo waren sie? Stets in den winzigen Hütten ohne Licht? Ich weiß es nicht. Aber jetzt wissen wir, dass es auch in Belutschistan Frauen gibt.

29.12. Wir wollen endlich hinein in den Luxus von Quetta - weiche Betten, warmes Wasser, Bäckereien. Darum nehmen wir einen extrem harten Radtag in Kauf - 144 km hinauf in das fast 2000 Meter hoch gelegene Quetta, eine Fahrt durch eine faszinierende Gebirgswüste. In der Dunkelheit erreichen wir die Stadt und bald haben wir ein wunderschönes Zimmer - für zwei (Ruhe)-Tage beginnt ein anderes Leben.

Tagesetappen:
20.12. Zahedan - Grenze - Taftan: 100,5 km
21.12. Taftan - Nok Kundi: 131,1 km
22.12. Nok Kundi - Yak Mach: 114,6 km
23.12. Yak Mach - Dalbandin: 59,8 km
24.12. Dalbandin
25.12. Dalbandin
26.12. Dalbandin - Padaq: 105,3 km
27.12. Padaq - Umkehrpunkt (Polizei) - Khuchaki Cha: 23,1 km
28.12. Khuchaki Cha - Noushki: 81,4 km
29.12. Noushki - Quetta: 144,0 km
30.12. Quetta (Ruhertag)

Blutzuckerwerte Tagesschnitt:
Durchschittlich 3,4 Messungen pro Tag:
20.12.. 152 mg/dl
21.12. 128 mg/dl
22.12. 92 mg/dl
23.12. 127 mg/dl
24.12. 146 mg/dl
25.12. 136 mg/dl
26.12. 237 mg/dl
27.12. 149 mg/dl
28.12. 123 mg/dl
29.12. 93 mg/dl
30.12. 120 mg/dl



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