Reiseberichte
Navigation: Übersicht / AFRIKAS SÜDEN UND DIE INSELN DES INDISCHEN OZEANS
FARBENSPIELEREIEN
Eine kleine Propellermaschine bringt uns in 40 Minuten nach MAURITIUS. Begrüßt werden wir in unserem Quartier, in einem tropischen Garten nahe der Blue Bay gelegen, von den berühmten rosa Tauben, die ohne Scheu bis ins Wohnzimmer trippeln. Bald lassen wir uns vom Brausen des aufgewühlten Meeres und dem knarrenden Rascheln der Palmblätter im Wind einwiegen.
Nach dem Verbot der Sklaverei und der Übernahme der Britischen Krone wurden auf der Insel indische Lohnarbeiter beschäftigt, deren Nachfahren rund 60% der Bevölkerung darstellen.
Im Laufe der Jahre siedelten sich Reiche, Abenteurer und Entwurzelte an, ein buntes Kaleidoskop aller Hautfarben und Religionen. Im Vielvölkerstaat ist die Toleranz jedoch so groß, dass die einen die Feste der anderen mitfeiern. Viele Frauen tragen farbenfrohe Saris, daneben finden sich aber auch in schwarze Kleidung verhüllte.
Unser erstes Ziel ist der Black River Gorges National Park, in dem noch die letzten Ebenholzbäume, die der Abholzung und den Zyklonen widerstanden haben, zu finden sind. Wir durchfahren etliche Ortschaften im Süden und gewöhnen uns erst einmal an das etwas chaotische Durcheinander im Straßenverkehr.
Ein aus hohen Sträuchern bestehender idyllischer Laubengang führt anfänglich gemächlich auf und ab, zwischen hohen Gräsern durch und in dichtes Waldgebiet mit unterschiedlichsten Bambusarten, wilden Guaven, Fächerpalmen und Bananenstauden auf den Piton de la Petite Riviere Noire (Black River Peak), mit 828 m der höchste Berg im Land.
Ein einmaliges Naturphänomen stellen die Terre de 7 Couleurs dar: Wellenförmig steigt der poröse, kahle Boden an, Rosa- Purpur- und Brauntöne leuchten in verschiedenen Nuancen fast mystisch nebeneinander, kein Regen wäscht die Farben ab. Man vermutet, dass die Farbtöne auf die Oxidation von Mineralien zurückzuführen sind.
Natürlich statten wir der touristischen Hochburg Flic en Flac einen Kurzbesuch ab, doch weitaus besser gefällt uns die Ostküste, an der wir dahin zuckeln, vorbei an Hotelanlagen und prächtigen Villen, legen immer wieder Pausen ein und schlendern zum Strand, zwar meistens nur ein schmaler Sandstreifen, aber in herrlichen Buchten, dahinter laden dafür riesige Parkanlagen, mit Picknickplätzen unter schattigen Bäumen und ausgezeichnet gepflegt, zum Verweilen ein. Saisonbedingt sind wir, außer mit einigen Fischern, fast alleine hier.
Auf einer Nebenstraße durchfahren wir eine Allee zum Maheswarnath-Tempel, der bedeutendsten hinduistischen Tempelanlage der Insel. Rund um den Ende des 19.Jhs. errichteten Haupttempel entstanden kleinere, farbenprächtige und üppig dekorierte Schreine, die Vishnu, Krishna, Ganesha und anderen Gottheiten gewidmet sind. Wohlgerüche steigen von den Räucherstäbchen der Gläubigen auf, bedächtige Stille herrscht in der von prächtigen Banyanbäumen bewachsenen Anlage. Die Riesen werden über 20m hoch und bedecken mit einem Netz zahlloser Luftwurzeln eine weite Bodenfläche.
Ein weiteres Heiligtum ist der berühmte Grand Bassin, ein Kratersee, den die Hindus als heiligen Ort verehren, und der Ganga Talao genannt wird. Eine 20m hohe Statue ist schon von Weitem zu erblicken, Tempel und Schreine umgeben den See, aus dem Gläubige für rituelle Reinigungszeremonien Wasser schöpfen und Gott Shiva Blumenopfer darbringen. Intensiver Duft schwebt über der Stätte und eine Schar kleiner Makaken-Affen, Jacot danse genannt, tummelt sich ohne Scheu um die Anwesenden.
Von Surinam an der Küste führt ein Feldweg durch Zuckerrohrfelder zu den Rochester Falls. In einem Waldstück verborgen stürzt das Wasser 15m über Basaltsäulen hinab, die wie Orgelpfeifen aussehen. Wir halten den Atem an, als ein Einheimischer einen gewagten Hechtsprung ins Wasserbecken vorführt.
Durch belebte Ortschaften an der Küste gelangen wir zum Cap Gris Gris. Hohe Klippen ragen am Aussichtspunkt aus dem Indischen Ozean, der Blick auf die wilde Steilküste ist grandios!
Der Hauptstadt Port Louis können wir nur wenig abgewinnen, eine brodelnde Hafenstadt mit dichtem Autoverkehr, dafür zieht es uns in das ruhige Städtchen Mahébourg, an einer herrlichen, türkisfarbenen Lagune gelegen. 1806 gegründet, hat sich die Stadt ihre inseltypische Beschaulichkeit bewahrt. Wir schlendern entspannt von der Kathedrale Notre-Dame-des-Anges, zwischen einem Hindutempel und einer Moschee eingebettet, zwischen kleinen Gässchen bis zur Markthalle.
Damit sind unsere Ausflüge auf dieser fantastischen Insel beendet, nun stehen entspannte Tage mit Schwimmen, Schnorcheln und Tauchen am Programm, auch wenn sich der Himmel hie und da bewölkt und ein Wolkenbruch hernieder prasselt, aber gleich darauf wendet uns die Sonne wieder ihr strahlendes Gesicht zu.
Bei unserem ersten Tauchgang begegnen wir den eigenartigen länglichen Trompetenfischen und füttern Zebrafische, die uns schon eine Weile begleitet haben, wohl wissend, dass unser Tauch-Guide altes Brot eingesteckt hat. Dabei verwechselt auch der eine oder andere in dem wurrligen Haufen die Finger mit dem Futter!
Ein weiterer Tauchgang führt uns 25 m hinab, dort liegt das Wrack des einst stolzen, britischen Kriegsschiffes Sirius. Vom Schiff selbst kann man nicht mehr viel erkennen, aber eine Menge Kanonen samt Kugeln, Schwerter und anderes Zeug befinden sich im Schlamm des Grundes.
Nach herrlichen drei Wochen wenden wir uns der letzten Inselwelt zu, den SEYCHELLEN. Zunächst quartieren wir uns auf der Hauptinsel Mahé, unweit des Strandes, ein. Das Rauschen der Blätterkränze riesiger Mangobäume weckt uns am Morgen.
Schnaufend bewältigen wir später mit dem öffentlichen Bus die Kehren zuerst auf-, dann abwärts in die Hauptstadt Victoria. Vom Hindutempel ziehen wir eine Runde zunächst in den überdachten Markt, vorbei an katholischer und evangelischer Kirche über die belebte Hauptstraße bis zur silbrig glänzenden Nachbildung des Big Ben im Kreisverkehr. Ein nettes Städtchen, aber lieber wenden wir uns bald darauf dem Strandleben zu.
Gleich der erste Tauchgang führt uns zu zwei vor 20 Jahren versenkten Schiffwracks auf über 20 Meter hinunter. Fasziniert umkreisen wir die bereits gänzlich von Korallen überzogenen Teile, Stachelmakrelen und andere bunte Fische tummeln sich ebenso neugierig darauf herum. Unser Tauchmaster Sharon stöbert einen äußerst seltenen Fliegenden Fisch am Meeresgrund auf.
Nach fast einer Stunde ist eine längere Pause am Boot angesagt, bevor es wieder abwärts geht, diesmal nicht so tief, dafür entspanntes Gleiten am Riff entlang, durch Fischschwärme, Adlerrochen und schillernde Papageienfische an unserer Seite, ein gelb-grüner Trompetenfisch begleitet uns eine ganze Weile.
Danach schlendern wir am feinen, weißen Sandstrand, in der von Palmen und dichten Takamaka-Bäumen umschlungenen Bucht heimwärts und vergnügen uns die restliche Zeit in den sanft plätschernden Wellen des azurblauen Meers.
Für die Besteigung des höchsten Berges hätte uns eigentlich ein Guide abholen sollen, stattdessen richtet er uns über die Hausfrau aus, dass er verhindert ist und der vom Dschungel überwachsene Weg sowieso zu gefährlich ist. Geri schäumt – und bleibt beharrlich, dann unternimmt er die Tour eben allein!
Am späten Nachmittag, als sich die Hausleute schon Sorgen machen, taucht er wieder auf. Aber in welchem Zustand! Kleidung, Rucksack und Schuhe voll Schlamm, die Hose aufgerissen, Gesicht und Augen mit Spinnweben bedeckt, die Hände mit Stacheln gespickt! Den Gipfel hat er mangels Wegkenntnis nicht erreicht, knapp 200m darunter musste er aufgeben.
Nach einigen Tagen braust die Fähre, mit uns an Bord, über die ziemlich raue und bewegte See zur nächsten, kleineren Insel Praslin. Mit dem Bus gelangen wir auf der Küstenstraße, mit herrlichen Ausblicken auf fantastische Buchten mit weißen Sandstränden, Palmen und türkisfarbenem Wasser, zu unserer Unterkunft Coco Bay Villa, etwas abseits im Dschungel, inmitten einer Gartenidylle, gelegen. Ein mit Hibiskus-Blüten geschmücktes Zimmer und lauschige Sitzecken auf der Terrasse und im Garten erwarten uns.
Wir richten uns ein und spazieren ins Dorf Cote d‘Or, drei kleine Supermärkte, einige Restaurants und Souvenirläden, dazwischen Gästehäuser und zwei Hotelanlagen, mehr gibt es da nicht, alles beschaulich und ruhig. Auffällig sind allerdings zahlreiche herumlungernde Gestalten mit verglastem Blick, von denen wir auch einige schon in Mahé bemerkt haben.
Das Drogenproblem hat die Insel offensichtlich fest im Griff, klärt uns unsere Hausfrau auf, sie selbst beschäftigt eine Handvoll Abhängiger und bietet ihnen damit wenigstens einigermaßen Halt.
Nachdem wir eine längere Wanderung entlang der Küste, in reizvoller Dschungel- und Mangrovenlandschaft mit mächtigen Granitfelsen in einsamen Buchten bis zur Anse Lazio unternommen haben, treten wir auch hier wieder zu einem Tauchgang an. Am steil aufragenden Riff haben wir das Glück zwei über einen Meter große Papageienfische aufzustöbern, auch einen in einer Mulde versteckten Steinfisch entdeckt unser Guide.
Um die berühmten Palmen Coco de Mer mit ihren herzförmigen Früchten, die es weltweit nur hier gibt, in Augenschein zu nehmen, begeben wir uns in den Nationalpark Valleé de Mai, obwohl der Eintritt saftige 20 Euro beträgt. Dabei entdecken wir inmitten der Dschungelgiganten die besagten Palmen auch schon längs der Straße und betrachten entzückt die eigentümliche Pracht.
Nur 15 Minuten dauert es mit der Fähre nach La Passe, einziges Dorf der kleinsten der drei Haupt-Inseln, La Digue. Es gibt kaum Autos, nur mit Sondergenehmigung, Ochsenkarren dienen zur Beförderung, ansonsten fährt man hier mit dem Rad, auch die Polizei und der Postbote.
Zunächst wandern wir entlang der Küste, an feinen, weißsandigen Stränden und Buchten vorbei, dazwischen wuchtige, seltsam geformte Granitfelsen wie von Riesenhand ins Meer geschleudert. An der Nordspitze drehen wir um und schlendern in das aus einigen Geschäften und Souvenirläden bestehende Dörfchen zurück.
Eine wahrhaft gespenstische Nacht hebt bald an, der Vollmond leuchtet mit seiner ganzen Kraft, nur hin und wieder schiebt sich eine Wolke davor und lässt ihn hinter rot-orange schillernden Ringen verschwimmen, Fledermäuse erheben sich aus dem dichten Blattgewirr der Bäume und ziehen kreischend ihre Kreise.
Um Mitternacht beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Schon seit Tagen sind fast alle fahrbaren Untersetzer mit entsprechenden Fan-Fahnen adjustiert, heute hallen begeisterte Rufe über die Insel. In der Disco hinter unserem Quartier ertönt statt Musik die Übertragung des ersten Matches, Brasilien gegen Kroatien 3:1.
Natürlich borgen wir uns auch Räder aus und erkunden weitere Teile der Insel, spazieren entlang der unzähligen kleinen Sandbuchten. Wie von Künstlerhand geschaffene, verschliffene Felsungetüme begrenzen lauschige Wasserbecken, bilden niedrige Durchschlüpfe und Schluchten, im Hinterland wuchern Dschungel und weit ausladende Bäume.
Wenigstens hier wollen wir den höchsten Berg, den 333m hohen Nid d’Aigle besteigen, ein kurzer Weg allemal, aber die Schwüle treibt uns den Schweiß so richtig heraus. Am Rückweg begegnen wir einer Riesenschildkröte, die genüsslich die bereits gärenden Früchte am Boden ausschlürft. Prost, denn einen Rausch hat sie sicher schon!
Schon ist der letzte Tag auf dieser bezaubernden Insel angebrochen, wir frühstücken bereits in trauter Gemeinschaft mit rot schillernden Vögeln, die frech und ohne Scheu am Tisch auf der lauschigen Veranda Platz nehmen, und als noch eine Eidechse über den Tellerrand guckt, fügt sich Geri schlussendlich seinem Schicksal, dass beim Futtern alle anderen Vorrang haben!
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