Reiseberichte


Navigation: Übersicht / AFRIKAS SÜDEN UND DIE INSELN DES INDISCHEN OZEANS

INSEL DER TAUSEND GESICHTER

Wir verlassen Wirbel und Chaos, und werden bei der Zwischenlandung in Mauritius in eine unwirkliche Glitzerwelt gestoßen, ein riesiger Flughafen mit Gütern und entsprechenden Preisen der westlichen Welt breitet sich da vor uns aus. Der Anschlussflug führt uns zu dem kleinen Fleckchen Frankreich im Indischen Ozean, nach REUNION.
Eine weitere Ernüchterung bringt die 7 km weite Taxifahrt in die Hauptstadt St.Denis, 33 stolze Euros, drei werden uns erlassen, mangels Wechselgeld. Das Central Hotel ist mit 78€ mit Sicherheit eines der teuersten auf allen unseren Reisen. Das Zimmer winzig, gerade mal ein enges Doppelbett, zur Dusche gelangt man nur, wenn man übers Klo klettert.
Mit einem Mietauto brausen wir auf der Küstenstraße dahin, zweigen in kleinen Ortschaften ab. Der Strand kann uns nicht besonders überzeugen, zudem sorgen stürmische Windböen für meterhohe Wellen, was höchstens die Surfer freut. Jetzt wollen wir uns dem Landesinneren zuwenden, dem Wanderparadies schlechthin, dafür ist die Insel ja bekannt.

Bald schon winden wir uns in steilen Kurven aufwärts in das zerklüftete Innere der Insel der tausend Gesichter, die drei Cirques, gewaltige Talkessel, bilden ihr Herz. Von den Graten der sie umschließenden steilen Bergwände, mit tropischem Gewächs überwuchert, eröffnen sich vor allem morgens, bevor Wolken und Nebel aufziehen, spektakuläre Blicke in die vielen, fast unzugänglichen Täler, in denen die kreolische Kultur allgegenwärtig ist.

In Cilaos bereiten wir alles für den Aufstieg auf den Piton des Neiges vor, bei 1385m stapfen wir los. In mörderisch steilen Kehren, über Stein- und Holzstufen, keuchen wir empor. Der Pfad führt durch einzigartige, reizvolle Vegetationsabschnitte, hin und wieder atemberaubende Ausblicke ins Tal. Nach drei Stunden erblicken wir die Berghütte in 2478 m Höhe. Verschwitzt lassen wir uns auf einer sonnenbeschienenen Bank nieder und genießen die Nachmittagsstrahlen, denn bald pfeift eisiger Wind über die Höhe und rüttelt heftig am Zeltlager.

Im Schein unserer Stirnlampen tasten wir uns um 5 Uhr früh über rutschiges Geröll und Lavaschollen aufwärts. Nach einer Stunde zeigt sich hinter uns am Horizont über den schwarzen Nachtschatten ein rot-oranger Sonnenstreifen, vor uns hängt noch der Vollmond mystisch über den rauen Bergkämmen. Bald geht auch die wärmende Sonne auf und zaubert zartrosa Farben auf die zackigen Bergspitzen.
Oben treiben uns kräftige Windböen fast vom Weg, tapfer kämpfen wir uns bis zum als Gipfel gekennzeichneten Schwarzen Stein, der in einer Mulde liegt. Der höchste Punkt des Landes und des gesamten Indischen Ozeans ist mit 3070m Höhe geschafft! Staunend blicken wir in die von fast bedrohlich wirkenden Felswänden gebildeten Abgründe um uns.

In den nächsten Tagen kurven wir auf schmalen, einsamen Bergstraßen auf und ab, vorbei an Zuckerrohrplantagen, durch dichte Nadelwälder und enge Schluchten, in denen sich eindrucksvolle Wasserfälle wie Brautschleier über die senkrechten Felsen ergießen. Wir wandern durch Tamarindenwäldchen in kreolische Bergdörfer und durchstreifen die von rotem Staub überzogene kahle, raue Mondlandschaft, die den letzten aktiven Vulkan der Insel umgibt. Von der 2380m hoch gelegenen Aussichtsplattform bietet sich ein einmaliger Blick in die Caldera des Piton de la Fournaise, ein riesiger Krater von 14 km Durchmesser voller erstarrter Lavaströme und aufgeworfener Kraterränder unterschiedlichsten Alters.

Entzückend sind die auf der ganzen Insel im Abstand von etwa hundert Metern großzügig und malerisch gestalteten Picknickplätze mit überdachten Tischen, Bänken und Grillplatz. Auch die Wegmarkierungen sind vorbildhaft, die Wandermöglichkeiten ziehen sich wie ein Netz über die ganze Insel.
Die letzten Tage frönen wir in einem gemütlichen Bungalow an der Küste dem süßen Nichtstun und dem hier gängigen, köstlichen Cocos-Rum, von dem so mancher Einheimischer überhaupt zu leben scheint.



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