Reiseberichte


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PEST UND AHNENKULT

Abends sind wir bei Ariane, die wir auf den Komoren kennengelernt haben und die für drei Jahre hier im Gesundheitswesen tätig ist, und ihrer Familie eingeladen. Immer wieder bricht hierzulande die Pest aus, ein Grund sind natürlich die oft katastrophalen hygienischen Verhältnisse, andererseits wird die Meldung von an Pest Verstorbenen verheimlicht, denn das würde bedeuten, dass ein Grab mindestens sieben Jahre nicht geöffnet werden darf, was aber den Bräuchen der Famadihana, der Umwendungszeremonie der Toten, entgegensteht.
Dieses beeindruckende Fest hat Sylvia einst bei ihrem ersten Besuch auf der Insel miterlebt und man kann verstehen, warum die Leute so sehr in ihren alten Traditionen verwurzelt sind.

Auf Madagaskar haben alle großen Weltreligionen ihre Spuren hinterlassen. Etwa 50 % gehören dem christlichen Glauben an, die andere Hälfte bekennt sich zum Islam und Hinduismus. Gemeinsam folgen sie zwar den formalen Regeln, ihr tägliches Leben aber und der wahre Glaube beruhen weiterhin auf alten Traditionen der jeweiligen Volkszugehörigkeit. Inselweit versuchen heutzutage auch rund 1000 religiöse Sekten ihren Einfluss geltend zu machen.
Der Ahnenkult spielt im Leben und Denken der Madagassen eine wichtige Rolle, vor allem die Unsterblichkeit des menschlichen Geistes und der Seele. Nur der Körper geht bei der Begräbniszeremonie aus der Holztür des Wohnhauses, um in die Stein-Tür des Grabes einzutreten, Geist und Seele leben weiter, reisen alle in das Land der Schatten und beobachten von dort das Leben der Nachkommen. Eine Existenz unabhängig von der Gemeinschaft ist völlig unmöglich.
Im Abstand von mehreren Jahren werden die vom Körper eines Verstorbenen übrig gebliebenen Knochen oder auch nur der Staub aus dem Familiengrab genommen, in frische Leintücher eingewickelt und feierlich von der gesamten Familie durch das Dorf getragen, der Dorfälteste berichtet den Toten, was sich zuletzt zugetragen hat, aber auch über Sorgen und Nöte.
Die Zeit vergeht bei interessanten Themen wie im Flug, in der Nacht sind die Straßen finster und wie leer gefegt, trotzdem hat für uns vieles seinen Schrecken verloren, wir fühlen uns bei nötiger Vorsicht sicher.







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