Reiseberichte


Navigation: Übersicht / AFRIKAS SÜDEN UND DIE INSELN DES INDISCHEN OZEANS

MILLIONEN FLIEGEN KÖNNEN NICHT IRREN

Einen düsteren Eindruck erwecken die KOMOREN vorerst einmal, denn sie sind von schwarzem Vulkangestein umgeben und außerdem hängt eine dicke Wolke wie eine Dunstglocke über der Insel. Die vielen, vornehmlich mit grauen Betonsteinen errichteten Rohbauten wirken zudem seltsam, und nur das helle Grün der dazwischen wuchernden Dschungelpflanzen sorgt für eine aufgelockerte Atmosphäre.
Am Rande der Hauptstadt Moroni beziehen wir in einem kleinen Backpacker-Hotel Quartier. Unter einer entzückenden Gartenlaube sitzend, werden wir uns schnell mit Mr. Chauffeur, einem äußerst zurückhaltenden Mann im wallenden Kaftan, über eine Bergtour handelseinig.
Zunächst spazieren wir aber bei glühender Hitze zum Hafen hinunter, man fragt sich, ob die verrosteten Wracks wirklich noch alle seetüchtig sind. An der Uferpromenade stehen etliche Wutzler im Freien, um die die Jugendlichen wie Trauben geschart sind und ihren Spaß haben.
Nun geht es zum Zentrum und durch eine lange Marktstraße, vor einer bunten Palette an Waren hocken Frauen in farbenfroh gemusterter Kleidung, das Gesicht mit weißer und gelber Paste betupft, angeblich ein Mittel, um sich vor der Sonne zu schützen. Entlang der prächtig weißen Freitagsmoschee durchstreifen wir noch die engen, verwinkelten Gassen des arabischen Viertels und schließen damit die Runde.

Anderntags schrillt der Wecker schon vor vier Uhr, der Nachtwächter bereitet uns sogar ein Frühstück zu, dann brausen wir mit einem Taxi zum Bergdorf Mvouni auf 345m Höhe. Ein äußerst enger, verwachsener Pfad führt durch üppigen Dschungel. Im Schein der Stirnlampen tasten wir uns entlang dicker Trockenmauern aus dunklem Lavagestein, die kleine Parzellen umschließen, auf glitschiger Erde zwischen Bananenstauden, Farnen und meterhohen Gräsern aufwärts. Angebaut wird hier neben Kokospalmen, Bambus, Vanille und Pfeffer natürlich auch Ylang-Ylang, aus deren Blüten eine Essenz für die Parfumindustrie hergestellt wird.
Langsam erhellt sich der Tag, Vogelgezwitscher ertönt zwischen Mangobäumen und Sträuchern mit wilden Guave Früchten, von denen wir naschen. Ein kurzer Blick zur Küste hinunter ist uns durch eine Vegetationslücke gegönnt, dann tauchen wir wieder in das Dunkel der Baumriesen ein, die ihre Wurzeln wie Gitter über den Weg verteilen und an deren Stämmen Moose und Schwämme kleben.

An den grauen Runzeln einer Lava-Ader hieven wir uns empor, allmählich werden die Bäume niedriger, dünnstämmiger, Moosbärte und graugrüne Flechten hängen wie gespenstische Fetzen von den Ästen, eine Hochweide mit Rindern tut sich auf.
Nach vier Stunden harter Beinarbeit sind wir nun auf 1600 m angelangt, kurze Verschnaufpause, dann ziehen wir durch eine zunehmend skurrile Landschaft weiter: Völlig kahle Büsche strecken ihre dunklen Stängel wie Zinnsoldaten hoch, dazwischen leuchten winzige Nadelbüsche in saftigem Grün und ragen verwachsene Äste wie Gnome empor.
Drei weitere Stunden dauert der nun eher flache Weg noch bis zum Kraterrand des 2361 m hohen Karthala, die höchste Erhebung des Landes, der Blick in die Tiefe ist eindrucksvoll!
Abwärts werden wir die insgesamt 2016 Höhenmeter nicht mehr in einem Stück gehen, wir übernachten auf der Weide in einem Zelt, neugierig und verwundert glotzen da die Kühe beim Zelteingang herein. Morgens erwartet uns ein Balanceakt auf steilem, schmierigem Gestein, unter Begleitung von Millionen umschwirrender Moskitos und Fliegen.

Nach dieser Tour verbringen wir die restlichen Tage gemütlich, am Palmsonntag, Geris Geburtstag, heuern wir ein privates Taxi an und lassen uns durch kleine Dschungeldörfer zum Lac Salé, einem malerisch gelegenen Kratersee an der Küste, bringen.
Dabei stoßen wir auch auf die vielen, festlich gekleideten Gäste der traditionellen Großen Hochzeit, die oft Wochen dauert, Tausende von Euros verschlingt und das soziale Ansehen der Familie bestimmt, auch wenn diese meistens damit in den Ruin getrieben wird. Jahrelang wird darauf gespart, die Familie haust inzwischen in den Rohbauten und schläft auf alten Autositzen.
Unter Schatten spendenden Kokospalmen lassen wir uns auf einem von schwarzem Vulkangestein umkränzten, weißen Sandstrand nieder und treiben in den Wellen des azurblauen Meers.



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