Reiseberichte
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VON DER GEBURTSTAGSFEIER INS REBELLENGEBIET
Die weitere Route verläuft zunächst in den Süden, in die mit Gebäuden aus der Kolonialzeit freundlich wirkende Stadt Bulawayo, später wenden wir uns dem Norden zu, übernachten am Lake Chivero und staunen über die Hochhäuser und eleganten Geschäfte im Zentrum der Hauptstadt Harare, in den Vororten spielt sich reger Handel ausschließlich auf den Straßen ab.
Der höchste Berg Simbabwes liegt im Nyanga Mountains Nationalpark. Schon bei der Einfahrt wird uns mitgeteilt, dass es keine Erlaubnis gibt, ihn zu besteigen. Wirklich keine? Die Damen an der Rezeption winden sich, ohne Guide können wir nicht hinauf, vor einiger Zeit ist da jemand verloren gegangen. Auf einem übersichtlichen Hügel mit markiertem Weg? Aber wir sind einverstanden, ein Guide also bitte! Nur wenn wir vorher die Erlaubnis vom Manager haben, heißt es weiter. Es wird telefoniert, leider ist der gute Mann nicht erreichbar. Die Verhandlungen drehen sich im Kreis, uns platzt fast der Kragen!
Da erblickt Geri einen Schulbus und springt schnell zum Fahrer. Ja, die Gruppe wird morgen den Berg besteigen und wir dürfen mitkommen. Zufrieden ziehen wir uns in unsere Unterkunft zurück, bereiten ein leckeres Mahl zu und rekeln uns vor dem prasselnden Kaminfeuer.
Drei Kerzen brennen, ein paar selbst gerupfte Blümchen stehen am Tisch, denn heute am Mittwoch, 26. März, feiern wir Valentins 30. Geburtstag!
Für die Feier bleibt uns nur wenig Zeit, denn der Bus rattert tatsächlich pünktlich um 8 Uhr an. Wir steigen ein, und etwa hundert Kinderaugen starren uns neugierig an. Valentin stellt uns und unser Land vor und sofort ist der Bann gebrochen.
Inzwischen ist uns auch klar geworden, warum man uns so beharrlich den Aufstieg verweigert hat: Nicht nur ein Guide ist mit, sondern einer der Lehrer ist auch mit einer Kalaschnikow bewaffnet! Wir sind auch die einzigen Touristen hier, denn das Land gilt immer noch als äußerst unsicher.
Auf zerfurchter Lehmstraße holpern wir über die Gebirgsregion aus altem Vulkangestein, beiderseits Wiesen und Nadelwälder mit teils abgebrannten Bäumen, die kahlen Äste ragen gespenstisch gegen den Himmel und knarren wie schlecht geölte Türen.
Begeistert singen die Kids Happy Birthday und die Stimmung ist bestens, als wir losmarschieren. Mehrere steile, steinige Abschnitte führen, an Wasserfällen vorbei, auf den 2593m hohen Inyangani. Auf einem der Felsen steckt eine Stange als Gipfelpunkt, rundum scharen sich die Burschen und Mädchen, alle freuen sich, es geschafft zu haben und wollen mit Shana und Valentin fotografiert werden. Sogar die landeseigenen Bundeshymnen werden gegenseitig vorgesungen.
Durch dichtes Waldgebiet geht es nun zur Grenzstadt Mutare, dort übernachten wir. Dabei erfahren wir, dass unsere Weiterfahrt nicht ganz unproblematisch werden könnte, da es immer wieder zu Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen kommt und diese auch Fahrzeuge auf der Durchfahrt überfallen. Etwas verunsichert überschreiten wir also anderntags die Grenze nach MOSAMBIK.
Die Bevölkerungsdichte hier ist enorm! Unzählige kleine Dörfer reihen sich aneinander, Bretterbuden und winzige Rundbauten aus Lehm und Stroh, Frauen bieten am Straßenrand Ananas und anderes Obst, Gemüse und Säcke mit Holzkohlen an, balancieren Holzbündel und schwere Lasten am Kopf, die Armut ist offensichtlich und erdrückend.
Nach einiger Zeit erreichen wir die Provinz Sofala, jetzt gilt es, 130 km ohne Stopp zu überwinden, denn das Gebiet zählt zu den kritischen Landesstrichen. Zunächst durchfahren wir Muxungue, doch am Ortsende werden wir vom Militär aufgehalten. Der letzte Konvoi ist um 13 Uhr abgefahren, also vor wenigen Minuten, wir müssen hier bleiben und bis morgen um 7 Uhr warten.
Zuerst glauben wir an einen Scherz, dann zweifeln wir an der Echtheit der Soldaten, aber bewaffnet sind sie alle bis zu den Zähnen. Wir bieten Geld, keine Chance, wir sollen umdrehen! Kein Zweifel, heute geht gar nichts mehr, ein mulmiges Gefühl steigt hoch. Umkehren können wir auch nicht mehr, da würden wir unweigerlich in die Finsternis kommen, keineswegs ratsam!
Also mieten wir im Hinterhof eines zweifelhaften Hotels zwei muffige Zimmer, african style versteht sich, Shana und Vali schlafen dann doch lieber im Auto.
Wir kühlen mit Bier und Cola den ärgsten Frust, dann machen wir uns zu einem Rundgang auf, vorbei an den winzigen Marktbuden und Geschäftchen, das Leben spielt sich wie überall hauptsächlich auf der Straße ab. Die Leute sind überaus freundlich und offen, lassen sich unbefangen und gerne fotografieren, vor allem die Kinder und Jugendlichen nehmen freudig mit uns Kontakt auf. Offenbar geraten so gut wie nie Weiße hierher.
Die Begegnung mit den Einheimischen wird zum unvergesslichen Erlebnis, entschädigt für vieles und lässt fast das Unbehagen vergessen. Erschütternd ist das Marktangebot, zerrissene Kleidung und abgetragene Schuhe auf einem Haufen am Boden, eine Handvoll abgewetzter Handtaschen hängen als Besonderheit an einer Stange.
Später trifft der Konvoi von der anderen Seite ein, mit lautem Hupen rauschen LKWs durch, die Busse halten und werden sofort von dutzenden, schreienden Händlern umringt, die ihre Waren zu den Fenstern hinhalten, zumeist geröstete Cashew-Nüsse, eine Spezialität in diesem Ort, und wir haben natürlich auch einige Säckchen erstanden.
Aufpeitschende Musik dröhnt die ganze Nacht aus den Lautsprechern, die meisten Wartenden haben gleich auf der Straße genächtigt, um 8 Uhr setzt sich der Konvoi, mit einem gepanzerten Fahrzeug an der Spitze und Maschinengewehren im Anschlag, in Bewegung, Soldaten zu beiden Seiten der Straße, einige fahren stehend auf den Lastwagen mit.
Auf halber Strecke ist über eine desolate Brücke eine Rampe gelegt worden, da müssen wir drüber, dann beginnt ein elender Straßenverlauf, voll mit tiefen Schlaglöchern, der Staub wirbelt vor uns auf und alles versinkt in einer braunen Wolke. Endlich erblicken wir die riesige Hängebrücke über die Save, davor gerät der Konvoi ins Stocken.
Aus dem Gefahrengebiet sind wir nun draußen, die elende Straße bleibt, bis wir nach Vilankulo abbiegen. Kurz darauf erblicken wir den Indischen Ozean, vergessen sind die Schrecken der Vergangenheit, wir hören die Wellen rauschen!
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