Reiseberichte


Navigation: Übersicht / AFRIKAS SÜDEN UND DIE INSELN DES INDISCHEN OZEANS

VOM KÖNIGREICH IM HIMMEL INS REICH DER ELEFANTEN

Von der Linzerstraße in WIEN nach SÜDAFRIKA ins Städtchen Underberg, reizvoll am Fuße der Drakensberge gelegen, brauchen wir genau 36 Stunden!
In Johannesburg haben wir uns ein Auto mit Vierradantrieb gemietet, uns durch den dichten Linksverkehr unter heftigem Platzregen gequält, und nun müssen erneut Fahrkünste unter Beweis gestellt werden, denn wir steuern dem höchsten Straßenpass des Landes zu, eine wild zerfurchte, gewundene Bergpiste führt uns auf den 2874 m hohen Sani Pass und damit zum Königreich im Himmel, nach
LESOTHO. Nahe der Lodge mit dem höchsten Pub Afrikas, stellen wir unser Zelt auf. Rings um uns tut sich eine fantastische Bergwelt auf! Die Legende besagt, dass um das Drakensberg – Escarpement, eine 450 km langgezogene Basaltformation mit schroff abfallenden Felsen, einst Drachen herrschten, und tatsächlich gibt es ja unzählige Spuren von Dinosauriern im ganzen Land.
Natürlich besteigen wir auch den 3482 m hohen Thabana Ntlenyana, den höchsten Berg Lesothos und des südlichen Afrikas!

Eine ganze Woche lang durchkreuzen wir die atemberaubende Kulisse mit mächtigen, samtig grünen Bergkämmen und Felsabbrüchen, steil in Schluchten herabstürzenden Wasserfällen und tief unten rauschenden Flüssen. An den Hängen finden sich winzige Ansiedlungen mit putzigen Rundhütten aus Stein und kegelförmigen Strohdächern, fröhlich leuchten die blau umrandeten Holztüren und Glasfenster hervor, manche auch mit kleinen Vorgärten und Blumenschmuck, alles ist sauber gekehrt und gepflegt. Auch die moderneren Wohnbauten sind im ähnlichen Stil eingefügt und vermitteln ein harmonisches Ganzes.
Auf den Mais- und Getreidefeldern und in den Gemüsegärten wird emsig gearbeitet. Sonnenblumen durchziehen in leuchtendem Gelb die Landschaft und bilden einen stimmungsvollen Kontrast zur roten Erde.

Freudig winken uns die Menschen zu und wir winken begeistert zurück. Die meisten sind in ihre bunt gemusterten warmen Decken eingehüllt, mit Gummistiefel ausgestattet, am Kopf eine Pudelmütze oder den traditionellen geflochtenen Glockenhut, oftmals auch eine Wollhaube mit Sehschlitzen überm Gesicht.
Es gibt zwar öffentliche Minibusse, aber viele sind auf Pferden unterwegs, oder einfach zu Fuß, vor allem die Schulkinder, stets in Uniformen gekleidet.
Rinder und Schafherden machen uns öfters den Vorrang auf der Straße streitig und werden von den Hirten weggetrieben. Diese leben, verstreut über die Hänge, in winzigen Behausungen, gleich daneben der steinerne Kral für die Tiere. Fortwährend überwinden wir im dauernden Auf und Ab Pässe über 3000m, selten gelangen wir auf der Fahrt unter 2000m. In der Nähe der Liphofung Höhle finden wir Quartier bei Einheimischen und beziehen nun selbst eine Rundhütte. Im Inneren sind an den Wänden teppichartige, kunstvoll verzierte Matten angebracht, zwei Petroleumlampen vermitteln eine heimelige Atmosphäre.

Strom gibt es noch in den wenigsten Haushalten, höchstens mittels Generator für ein paar Stunden. Ein ehrgeiziges Wasserprojekt in Form eines gewaltigen Stausees wird dem jedoch bald Abhilfe schaffen. Außerdem wird heftig an der Asphaltierung der Straßen gearbeitet, wahrscheinlich gehören wir zu den letzten Bezwingern, die noch auf abenteuerlichen Off Road Pisten unterwegs sind.
Wie immer haben die Chinesen die Nase vorn, erhoffen sich natürlich dabei auch etwas vom Diamantenabbau abzukriegen, aber immerhin schaffen sie nicht nur Arbeitsplätze für die Bevölkerung, sondern auch bessere Bedingungen für die Einheimischen und den Tourismus, der als große Marktchance für die Zukunft gesehen wird.
Bald schon genießen wir die Abendsonne vor unserer Hütte und anschließend ein gemeinsames Mahl mit der Familie: Es gibt Maisbrei mit Spinat und Tomatensauce, dazu frisch gebackenes Brot und Ingwersaft, alles aus eigener Erzeugung. Danach werden uns zwei riesige Bottiche und zwei Kübel mit jeweils heißem und kaltem Wasser ins Zimmer gestellt und der Waschgang mittels Schöpfer genau beschrieben, was uns recht erheitert. Ein Wehrmutstropfen in dieser Idylle ist das am Ende des Gartens befindliche Plumpsklo, hoffentlich müssen wir da nicht in der Nacht hinaus!

Mehrere überhängende Felsvorsprünge bilden eine Art Höhle, die wir am nächsten Tag besichtigen. Sie bot einst Schutz vor Feinden und Unwettern, an den Wänden befinden sich bis zu 8000 Jahre alte Felsmalereien. Eine Führerin erzählt uns eindrucksvoll über Brauchtum und Leben der Leute von früher. Besonders lustig finden wir, dass junge Mädchen im Teenager – Alter nicht mehr zu Hause schlafen durften, sondern ein besonderes Häuschen zugewiesen bekamen, das nächtliche Schnattern kann man sich gut vorstellen! Noch erheiternder wirkt natürlich der Brauch des Königs, einem Gast zum Nachtlager ein Geschenk in Form einer unverheirateten Frau zu schicken. Und wehe er rollt nicht während der Nacht zu ihr hinüber!
Unser Hausherr hat uns begleitet und wird im nächsten Städtchen abgesetzt. Autostoppende Mitfahrer haben wir übrigens immer mit uns, eine nette Möglichkeit gegenseitig Informationen auszutauschen und zu plaudern.

In den kleineren Städten herrscht typisch afrikanische, emsige Betriebsamkeit auf der einen Seite, träges Verweilen andererseits, Autos und Fußgänger im chaotischen Miteinander, aber überall ist es sauber, ganz im Gegensatz zu anderen afrikanischen Städten, liegt kaum Müll auf der Straße, sogar in der Hauptstadt Maseru, in der natürlich neben den Wellblech- und Bretterbuden auch moderne Geschäfte und Einkaufszentren zu finden sind.
In der Kleinstadt Roma übernachten wir im ehemaligen Trading Post Gebäude, ein mit Efeu überzogenes altes Handelshaus aus Sandstein, eine liebevoll mit Blumen, Lauben und alten Museumsstücken gepflegte Anlage. Natürlich gibt es hier keine Verpflegung, also suchen wir das einzige Restaurant der Stadt auf, eine laute Studentenkneipe, denn hier befindet sich auch die einzige Universität des Landes.

The Mountain of Night, ein isolierter Inselberg, stellt die nationale Identität Lesothos dar. In einer Zeit voll Unruhen ließ Moshoeshoe einst auf dem mit Quellen versehenen Hochplateau Thaba Bosui eine Festung erbauen und vereinte die Stämme zur Basotho Nation. In einigen Tagen wird das als Freilichtmuseum gestaltete Gelände unterhalb des Berges eröffnet.
Als kleines Paradies entpuppt sich die Malealea Lodge. Da lassen wir die Seele vor unserem Häuschen im sonnenbeschienenen Garten baumeln, der mit unzähligen witzigen Details und Kunstwerken bestückt ist, Pfaue stolzieren an modellierten Gesichtern in Bäumen vorbei. Nachmittags gibt es ein kleines Konzert, bestehend aus einem Chor und Musikeinlagen auf landestypischen Instrumenten, dies ist Teil eines Unterstützungsprojektes für die dörfliche Bevölkerung.
Gegen Mitternacht funkeln Millionen Sterne über uns, die Milchstraße ist deutlich zu sehen – welch ein Blick ins Universum!
Der letzte Tag im Februar ist auch zugleich der letzte in diesem Land. Gespannt warten wir auf die Brücke über den Senqu River, denn darunter befindet sich mit 1388 m der höchste Tiefpunkt der Erde. Für Geri fügt sich nun dieser in seine Sammlung neben dem niedrigsten Highpoint, und natürlich dem Anstieg vom tiefsten zum höchsten Punkt der Erde!

Klack, klack, zwei schnelle Stempel in unsere Pässe, und wir befinden uns bereits wieder in SÜDAFRIKA, unsere Herzen verweilen aber noch in Lesotho, diesem wunderschönen Land mit seinen freundlichen und fröhlichen Menschen.
Unsere neuerliche Einreise endet nach einer langen, mühsamen Gravel Road ungeplant wieder einmal in stockdunkler Nacht in den Vororten einer Kleinstadt in einer Sackgasse. Angst haben müssen wir trotzdem nicht, denn wir werden von den Einheimischen freundlich wieder auf den rechten Weg geleitet.
Anderntags begrüßen uns in Durban an der Südküste bereits die hoch aufschäumenden Wellen des Indischen Ozeans. Wir verbringen zwei Tage in einem Guest House, natürlich wie alle Villen hier mit elektrischem Zaun abgesichert, und tauschen unseren Vierradler gegen einen kleinen Nissan aus.

Mit reichlich Proviant ausgestattet begeben wir uns in den Nationalpark Injisuthi, wo wir allerdings angesichts des strömenden Regens aufs Zelten verzichten und uns in einem Chalet einmieten. Das ist auch gut so, denn eine Bande von Pavianen treibt dort ihr Unwesen, man muss Türen und Fenster stets geschlossen halten, da sie auch ungeniert eindringen und sich bedienen. Erheiternd finden wir natürlich, als einer der Frechdachse immer wieder neugierig beim Fenster herein lugt.
Weniger lustig ist für uns aber dann, dass die für vier Tage geplante Wanderung auf den höchsten Gipfel Südafrikas abrupt vor einem reißenden Fluss endet. Normalerweise watet man hier locker durch, aber die heftigen Regenfälle haben den Weg unpassierbar gemacht. Schweren Herzens geben wir auf und setzen die Fahrt durch welliges Farmland, Gras- und Buschlandschaft fort.

Herzlicher kann eine Begrüßung gar nicht ausfallen - gleich hinter der Einfahrt in den Hluhluwe-Imfolozi Nationalpark grinst uns eine riesige Giraffe neugierig an! Was macht es da schon aus, wenn Sylvia bei der Rezeption im Camp von einem gewaltigen Brummer mit einem schmerzhaften Biss attackiert wird! Nächtens werden wir von einer geheimnisvollen Melodie an Vogelstimmen und Froschquaken begleitet.
Schon kurz nach 5 Uhr früh rollen wir bereits zu unserer ersten Pirsch dahin. Sorgfältig spähen unsere Augen durch Busch und Unterholz, damit uns nur ja nichts entgeht! Und wir werden reichlich belohnt: Herden von Springböcken, Impalas, Nyalas, Gnus, Büffel, Zebras, Warzenschweine, aber auch unzählige Perlhühner am Wegrand, in der Luft kreisende Geier und Kormorane.

Immer tiefer dringen wir in den Süden, und damit in einen eher wenig besuchten Teil, vor. Mit einem Mal steht ein riesiger Elefant vor uns auf der Straße, es folgen zwei weitere. Wir stellen den Motor ab und halten den Atem an, nur das Klicken der Kameras ist zu vernehmen. Als wir uns umdrehen, erblicken wir hinter uns weitere Dickhäuter – wir sind richtig eingekesselt! Aber sie lassen sich in ihrer Nahrungsaufnahme nicht weiter stören, und wir können nach einer Weile ungehindert von dannen ziehen.
Um 5 Uhr nachmittags und in der Früh schließen wir uns in weiterer Folge einem Game Drive an, stöbern äußerst selten zu sehende Wildhunde auf, Schwarze und Weiße Rhinos, letztere erhielten ihren Namen durch den Übersetzungsfehler wide-white, also Breitmaulnashorn.

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