Reiseberichte


Navigation: Übersicht / PERLEN OSTASIENS + TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN

KUNST UND KITSCH

Gegen 4 Uhr früh gleitet die Transsib in den letzten Bahnhof auf dieser Strecke, in MOSKAU, ein. Ein wuchtiger Bau überwölbt die Gleise, das Innenleben ist reich an Bögen, Säulen und Fresken. Nach außen hin wirkt der 1912 erbaute Kazaner Bahnhof orientalisch angehaucht, zwei weitere glanzvolle Bahnhofsgebäude befinden sich ebenfalls auf dem Platz der drei Bahnhöfe.
Eine überlange Rolltreppe führt uns steil hinab in die Tiefe: Jeder Bahnhof des zwischen 1935 und 1955 gebauten Metronetzes ist ein einzigartiges Schmuckstück! Die aus Marmor erbauten unterirdischen Paläste beeindrucken mit ihren sowjetisch inspirierten Kunstwerken: Mosaike, Glasmalereien, Reliefs und Skulpturen auf Arkaden und Säulen.

Die Sonne brennt heiß vom Himmel, als wir das Areal des Kremls erreichen und staunend stehen wir dann inmitten der Pracht von weißen Mauern, Erkern, Bögen und Türmen mit goldenen Kuppeln. Überwältigend aber erst das Innere! Keine Wand, keine Säule oder Nische, die nicht kunstvoll bemalt oder an denen nicht Ikonenbilder angebracht sind, die Altäre reich an Holzschnitzarbeiten und Goldverzierungen.
Natürlich schlüpfen wir auch ins Lenin-Mausoleum am Roten Platz und umrunden bei gedämpfter Musik den einbalsamierten Körper des einstigen Idols. Der Platz wird am Ende von der, wie aus einem Märchenbuch anmutenden, 1555 im Zuckerbäcker-Stil erbauten, farbenfrohen Basilius-Kathedrale mit ihren Zwiebeltürmchen abgeschlossen.

Gerne wären wir noch länger in dieser Stadt geblieben, aber die Zeit drängt, und wir haben schon die Bahnkarten nach ST. PETERSBURG gekauft.
Peter der Große gründete 1703 die heimliche Hauptstadt am Mündungsdelta der aus dem Ladoga-See in den Finnischen Meerbusen fließenden Neva. Wir schlendern über den von Kanälen durchzogenen und von Palästen und prunkvollen Mietshäusern gesäumten Nevsky Prospect, vorbei an eindrucksvollen Kathedralen bis zum Winterpalais.
Die Eremitage, einst Refugium der Zarin, gilt als eine der größten Kunstsammlungen der Welt: In mehr als 350 Sälen werden fast 60 000 Exponate gezeigt. Die üppige Ausstattung zeugt vom unermesslichen Reichtum und der Verschwendungssucht der Herrscherin, kein Wunder, dass das hungernde Volk irgendwann zur Revolution schritt!
Auch der Katharinen-Palast, von einem italienischen Architekten entworfen, steht dem Prunk um nichts nach: Eine breite Stiege führt zum riesigen, mit Gold überladenen, verspiegelten Ballsaal. Ein besonderes Schmuckstück ist das Bernsteinzimmer, ein Geschenk des preußischen Königs.

Wir streunen kreuz und quer herum, zuletzt bleibt aber ein bitterer Nachgeschmack an der Stadt haften, als man sich am helllichten Tag auf dem Boulevard an Sylvias Rucksack vergreift, aber da haben wir ohnehin keine Wertsachen drin. Letztlich fehlt nichts, nur Geris Insulin-Pen landet in einiger Entfernung im Straßengraben, damit konnte der Räuber offensichtlich nichts anfangen!

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer sind die Schönsten im ganzen Land?
Wir brausen in BELARUS/WEISSRUSSLAND in der Hauptstadt MINSK ein, und dann wissen wir es! Sofort am Bahnhof fallen uns die außergewöhnlich hübschen und geschmackvoll gekleideten Frauen auf und wir werden später feststellen, dass hier fast ausnahmslos nur Models unterwegs sind!
Zunächst sind wir allerdings wieder einmal mit der Einkreisung unseres Quartiers beschäftigt, denn Adressangaben sind Mangelware! Schließlich werden wir fündig und machen uns nun auf die Suche nach dem höchsten Punkt im Land. Er liegt bei Skirmantawa, etwa 40 km außerhalb von Minsk, gleich neben der Straße, ein paar Steinstufen führen zum 345 m hohen Hara Dscharschynskaja hinauf.
Ein idyllischer Fußweg entlang des Flusses führt von unserer Unterkunft ins Zentrum, ein einladender See inmitten einer Parklandschaft. Ruder- und Tretboote schaukeln auf den Wellen, auf den Rad- und Spazierwegen sind Groß und Klein unterwegs, Grillduft steigt aus den Imbissbuden hoch, auf einer Showbühne zeigen Talente aller Alter-Klassen ihr gesangliches und tänzerisches Talent, zu Ehren des Vaterlandes, versteht sich, denn heute finden die Feiern zur Unabhängigkeit statt. Büschelweise hängen daher rot-grüne Fahnen in der modernen und gepflegten Stadt und vermitteln einen fröhlichen Eindruck, wie auch die Menschen für uns überaus fröhlich und vor allem freundlich wirken. Nach den oft mürrischen und abweisenden Gesichtern der russischen Frauen tut das Lächeln dieser Menschen hier wirklich gut!
Bevor wir wieder in den Zug steigen, schlendern wir noch über die gepflegte, breite, von zahlreichen Kaffees und Restaurants flankierte Hauptstraße.

Einen letzten Rundgang unternehmen wir in der Altstadt von WARSCHAU in POLEN. Wir sind begeistert von den Kirchen und vor allem von den mittelalterlich anmutenden, mit verspielten Details verzierten Häuschen in den verwinkelten, beschaulichen Altstadt-Gassen.
Aufgeregt erwachen wir am Samstag, 6. Juli, ein letztes Mal packen, Rucksäcke schultern, auf zum Bahnhof. Nachdem wir Tschechien passiert haben, reisen wir in Österreich ein und steigen in WIEN MEIDLING um 20 Uhr 17 aus. Wie versprochen holen uns Barbara und Benjamin symbolhaft mit rotem Teppich und Orchester ab und wir lassen den Abend in der Hütteldorfer Bierbörse Hawei ausklingen.



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