Reiseberichte
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SEX AND THE TEMPLESTAY
Mit der Tram, dann mit dem Shinkansen und zuletzt mit dem Bus gelangen wir zum Hafen in Fukuoka. Drei Stunden dauert die Überfahrt mit der Fähre nach SÜDKOREA. Kalter Wind pfeift uns auch hier in Busan wieder um die Ohren, als wir zum Motel stapfen. Im Gegensatz zu den japanischen 6-8 m²-Schachteln erwartet uns diesmal fast ein Tanzpalast, mit alten Holzmöbeln ausgestattet.
Wir schlendern durch den Fischmarkt und staunen über die Vielfalt an Meerestieren, spazieren durch moderne Geschäftsstraßen mit schrill leuchtenden Reklamen bis zum auf einem Hügel gelegenen Busan Tower, da findet gerade ein Festival mit traditioneller Trommelmusik und Tänzen statt.
Da die höchste Erhebung Südkoreas auf der kleinen Insel Jeju liegt, fliegen wir natürlich hin. Am Ausgangspunkt für die Bergtour haben sich schon Scharen Einheimischer versammelt, die üblichen Gruppenfotos werden aufwändig produziert und unter viel Getöse rauschen alle in hektischem Tempo an uns vorbei, um dann eine Weile später keuchend wieder anzuhalten. Wer es bis zu einer bestimmten Zeit nicht bis zur Schutzhütte im Mittelteil geschafft hat, darf nicht zum Gipfel aufsteigen, und die Wenigsten schaffen dies tatsächlich!
Wir haben sogar eine Wanderkarte erhalten, aber Verirren wäre wirklich eine Kunst, denn der Weg ist zu beiden Seiten mit Seilen abgesperrt und mit Schotter, Gesteinsbrocken und Holzsteigen präpariert, nur atmen darf man noch selbstständig! Nach knappen vier Stunden stehen wir auf dem 1950m hohen Hallasan und blicken auf den kleinen Kratersee in seinem Inneren hinab.
Da es am nächsten Tag regnet, steht ein Museumsbesuch an, natürlich nicht irgendeines, wir fahren ins Love Land! Sex ist in Korea ein Tabu-Thema, das erklärt auch, warum die Frauen scheinbar keinen Wert auf Attraktivität legen, einheitliche Topfschnitt-Frisur, meistens mit der überlangen Schirmkappe bedeckt, und bequeme Sportschuhe. Möglicherweise strömen deshalb viele Einheimische in diverse, einschlägige Museen, auf der Insel gibt es gleich drei davon. Und es wird einiges geboten: Auf einer Wiese sind riesige Plastikfiguren in allen möglichen Stellungen platziert, in den beiden Räumen werden pikante Szenen in einer Art Puppenhaus gezeigt – zum Totlachen! Geri meint allerdings, er hätte das Eintrittsgeld lieber in Eis umgesetzt!
Aber die Insel bietet auch wirklich attraktive Schmankerln! Eine drachenähnliche Felsformation ragt an den Klippen der Küste auf, und da stoßen wir auch auf die Women Divers. Statuen verherrlichen den uralten Beruf der Haenyeo. Diese Frauen tauchen ohne Sauerstoff bis zu 20 m in die Tiefe, um alle möglichen essbaren Meeresfrüchte in Körben und Netzen heraufzubefördern. Waren sie früher nur spärlich ausgerüstet, so tragen sie heute wenigstens Wetsuits und statt einfacher Schlüpfer Schwimmflossen.
Auch das längste Lavatunnel-System der Welt ist auf der Insel zu finden, 13,4 km lang! Einen absoluten Höhepunkt stellt das traditionelle Dörfchen Seongeup dar! Winzige, mit Stroh bedeckte Steinhütten, einige immer zu kleinen Gehöften zusammengefasst, dazwischen alte Gerätschaft und offene Ställe für die hier üblichen schwarzen Schweine. Das witzigste aber sind die Eingänge! Zu beiden Seiten des niedrigen Mäuerchens befindet sich jeweils ein Stein mit drei Löchern, durch die Holzbalken geschoben werden: Sind alle drei durchgezogen, ist niemand zu Hause, zwei oben bedeutet, man ist in Rufweite, sind aber drei auf einer Seite unten, ist der Besitzer anwesend und man ist willkommen, was bei unserem Rundgang meistens der Fall ist. Erstaunlich ist nicht nur, dass die Leute auch jetzt noch hier wohnen und arbeiten, natürlich im Inneren wohl mit teilweise modernen Errungenschaften, sondern geduldig und freundlich lächelnd jeden Besucher durch ihren persönlichen Bereich trampeln lassen.
Nun fliegen wir wieder aufs Festland zurück und haben auch gleich einen Busanschluss nach Gyeongju. Wie immer werfen wir das abgezählte Geld für die Fahrt, wie alle anderen, in eine Box, keiner schaut nach, ob auch der richtige Betrag drinnen verschwindet, das gegenseitige Vertrauen und die Moral diesbezüglich sind beeindruckend hoch, wir haben dies schon in Japan bemerkt, keinem würde es da einfallen zu betrügen!
Wir übernachten in einem jener zahlreichen, sogenannten Love Motels, in denen junge Paare ungestört ihre private Sphäre genießen können, was scheinbar hierzulande Mangelware ist. Wir beziehen ein Zimmer mit spacigen Möbeln, ganz in Gelb, mit Spiegelfliesen an der Decke und einer beachtlichen Ausstattung an Hygieneartikeln, Softdrinks und vieles mehr, alles zu einem günstigen Preis.
Nicht weit entfernt liegt der Tumuli-Park, ein seltsamer Anblick, der sich uns da bietet! Zahlreiche, mit Gras überwachsene Erd-Kegel breiten sich hier und auch noch in weiterer Umgebung aus, es sind Königsgräber aus dem 4. Jh. Herrscher und Angehörige aus der Dynastie der Shilla wurden mit kostbaren Grabbeigaben in Holzräumen beigesetzt, darüber türmte sich eine Steinschicht, zuletzt wurde Erde darauf geschüttet. Verwunderlich ist, dass das Holz dem Druck offenbar Stand gehalten hat und die Gräber auch von Grabräubern verschont blieben.
In der Nähe von Andong, reizvoll am Fluss gelegen, von Feldern und Chilli-Plantagen umgeben, liegt das ebenfalls interessante Hahoe Folk Village: Kleine, in sich geschlossene Höfe mit Lehm- und Holzhäuschen, mit Stroh gedeckte Dächer, aber auch schon etliche Autos und Motorräder davor, gelegentlich versteckte Sat-Schüsseln.
Templestay, als besonderes Erlebnis angepriesen, erweckt unsere Neugier! Die auf einem 350 m hohen, steilen Abhang, inmitten eines Föhrenwalds errichtete Tempelstadt Guinsa ist erst seit 40 Jahren durch den Erneuerer der Cheontae-Sekte Sangwol Wongak entstanden. Die einzelnen, mit farbenprächtigen Malereien und goldglänzenden Dächern verzierten, wuchtigen Tempel sind untereinander mit Gängen und Stiegen verbunden.
Eine Nonne, die ausgezeichnetes Englisch spricht, und ein Mönch erwarten uns schon. Zusammen mit fünf anderen Gästen werden wir in die Grundzüge buddhistischer Verhaltensweisen eingeführt, im richtigen Atmen unterwiesen. und bei verschiedenen Meditationen wird immer wieder die Frage nach dem Selbst gestellt.
Bei einem Rundgang durch die Anlage lauschen wir Geschichten, Erklärungen und dem fulminanten Trommelwirbel der Mönche. So wird auch die abendliche Zeremonie eingeleitet, und den Gesang begleiten wir mit vielen Verbeugungen und Kniefällen.
Zum Abendessen in einem der Speisesäle, wo jeder Tempelbesucher kostenlose Verpflegung erhält, gibt es Suppe mit Reis, Gemüse, Algen und das übliche Kimchi, gesäuertes Kraut mit scharfer Paprikasauce. Unsere Nonne achtet streng darauf, dass wir auch das letzte Körnchen Reis verputzen, aus Achtung und Respekt vor der Natur und den Menschen, die an der Produktion der Nahrungsmittel beteiligt waren. Wir schämen uns für unsere zunehmende Wegwerfgesellschaft!
Tief bewegt aber sind wir von den 108 Prostrationen, Verbeugungen zu jeweils einem Glaubenssatz mit weltumspannenden, spirituellen Gedanken. Singend und trommelnd schreiten die Mönche mit uns um 3 Uhr früh durch die Tempelanlage, der Vollmond leuchtet silbrig und wirft gespenstische Schatten. Ein Höhepunkt ist die meditative Wanderung auf den Gipfel des Hügels am Morgen, es ist ganz still im Wald, nur zartes Vogelgezwitscher dringt hie und da an unsere Ohren. Die Luft riecht frisch und klar, wir rasten auf einer Bank, den Blick nach innen gekehrt, dann die letzten Schritte zum Schrein.
Eine Teezeremonie und viele kleine Geschenke zum Abschied beenden diese unvergessliche Bereicherung auf dieser Reise.
Die letzten beiden Tage verbringen wir in der Hauptstadt Seoul, mit der üblichen Besichtigung der Palastanlage und der traditionellen Altstadt, einem Spaziergang entlang der mitten durch die Stadt verlaufenden Flusspromenade und natürlich mit einer ausgiebigen Verkostung auf den beiden Nachtmärkten. Dann fliegen wir ab.
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