Reiseberichte


Navigation: Übersicht / MÄRCHEN AUS DEM ORIENT

MÄRCHEN AUS 1001 NACHT

Oh, du geheimnisvolles Persien, Land der zauberhaften Moscheen, Goldenen Kuppeln und Minaretts, Ruinen, wilden Berge und Wüsten, Der weisen Poeten, schönen Frauen, Voller Geheimnisse aus 1001 Nacht, Begrüße den dürstenden Wanderer, Der da kommt aus dem Okzident!

Unser nächstes Quartier im anmutigen Städtchen Kashan entschädigt uns voll und ganz für das entbehrungsreiche Lagerleben am Berg: Ein von altem Mauerwerk gebildetes Gewölbe und einen herrlich begrünten Innenhof mit sprudelndem Wasserbecken finden wir in einem der zahlreichen historischen Bauwerke vor. In den ringsum verlaufenden luftigen Arkaden laden in Nischen kleine Tischchen und bequeme Sofas zum Verweilen und Teetrinken ein.
Trotz glühender Hitze spazieren wir fast den ganzen Tag durch die von niedrigen Lehmhäusern gebildeten, verwinkelten Gässchen des Historischen Zentrums umher und sind von den mit Kuppeln und prachtvollen Fliesen ausgestatteten Bürgerhäusern, Moscheen, Koranschulen und Badeanstalten begeistert. Fantastisch mit Wasserspielen angelegte Innenhöfe, erlesene Dekorationen aus Stuck, Spiegeln und Fenstern verzaubern uns vollends.
Kleine Kaffees oder Restaurants für kurze Pausen gibt es leider fast nirgends im Iran, denn das gesellige Zusammensein findet ausschließlich innerhalb der Familien und Freunde zu Hause statt. Also eilen wir, an der alten Stadtmauer und dem Eiskeller vorbei, auch noch zum Bazar, ein architektonisches Meisterwerk aus überkuppelten Gassen, bevor wir uns wieder etwas erschöpft in unserem entzückenden Zimmer niederlassen und an dem hier berühmten Rosenwasser schnuppern.

Wie riesige Spinnennetze wirken die rissigen Oberflächen der weiß glitzernden Salzseen mitten in der Wüste, von ockerfarbenen Sanddünen umgeben, in der Ferne lässt sich eine wie eine mächtige Trutzburg wirkende Karawanserei ausnehmen, die wir auf unserer Weiterfahrt besuchen, bevor es uns in das in rötlichen Farben gehaltene und als Rotes Dorf bekannte Abyaneh verschlägt. Es zählt zu den ältesten des Landes, die Lehmhäuser winden sich stufenförmig an den Hängen des Karkas Gebirges empor.
Die Bewohner sprechen einen altertümlichen Dialekt, der farbenfrohe Kleidungsstil der Frauen geht noch auf die Antike zurück.

Und dann, wie im Theater, wenn der Vorhang aufgeht, treten zwei öde Hügeln auseinander und dahinter enthüllt sich langsam der Garten Eden, die 1575m hoch gelegene Oase von Isfahan, die Stadt mit den unzähligen, türkisfarbenen Kuppeln und den herrlichen Gärten und Palästen, wird sichtbar.
Rings um den Meydan-e Imam, dem Platz des Imam, verlaufen doppelstöckige Arkaden, in denen sich Teppichhändler, Kupferschmiede und Keramiker niedergelassen haben. Die südliche Hälfte wird von einem Wasserbecken mit Fontänen beherrscht, die Imam Moschee, die Scheich-Lotfollah-Moschee und der Ali-Qapu-Palast mit seinen schlanken, fein geschnitzten Holzsäulen nehmen mit einem Farbenmeer an Weiß, Gold, Ultramarin und dem kräftigen himmelblauen Türkis unsere Sinne gefangen. In Form von glasierten Tonfliesen, sogenannte Fayencen, werden die Portalbögen in florale Ornamente und üppig geschmückte Koransuren gehüllt.

Bei untergehender Sonne schlendern wir dann entlang des Flusses Zayandeh Rud, über den sich uralte, bogenförmige Brücken spannen und entdecken dabei immer wieder verliebte Pärchen auf lauschigen Plätzen hinter den Büschen. Die Jugend lässt sich wohl keine allzu großen Vorschriften mehr machen.
Ein überwältigender Anblick bietet sich uns dann bei Dunkelheit am Imam Platz dar! Die Wiese gleicht einem riesigen Picknickplatz, die Familien erwarten den Ruf des Muezzins zur Beendigung der Fastenzeit des Tages. Der Duft von Gegrilltem und anderen Köstlichkeiten zieht sich in unsere Nasen und freundlich hält man uns immer wieder ein Häppchen zum Probieren hin.

Am nächsten Tag treten wir die Weiterfahrt mit einem Bus an, 500 km durch Wüstengebiet, zu einem Preis von 7 Euro, samt Bordimbiss!
Die Dichter Sadi und Hafis prägen die Stadt der Blumen und Nachtigallen, Shiraz. Die Beeinflussung und Befruchtung des alternden Goethe durch seine Beschäftigung mit dem seelenverwandten persischen Dichter Hafis ist ein faszinierendes Kapitel west-östlichen Kulturaustausches.
Das nahe Persepolis ist ein Glanzlicht der altpersischen Kultur und Politik zur Zeit der Achämeniden. 332 v. Chr. besetzte Alexander der Große die Palastanlage, die wir durch das von Xerxes erbaute Tor aller Länder betreten. Besonders eindrucksvoll wirken die Reliefs in den Portalwänden und auch die benachbarten Felsgräber von Naqsh-e Rostam.
Natürlich lassen wir uns auch nicht die Vakil-Moschee, die Festung und das Hammam, das anhand von Szenen mit Wachsfiguren anschaulich das Treiben in einem traditionellen Badehaus vermittelt, im Zentrum der Stadt entgehen, auch einen alten Stadtpalast in einem idyllischen Garten mit Wasserbecken und Orangenbäumen besuchen wir.

Bei der Busstation herrscht heitere Aufbruchsstimmung, nur wenige können englisch, aber wie immer ertönt das Wort welcome aus allen Richtungen und einige Mädels zücken begeistert ihre Handys, um die Neuigkeit, zwei Touristen gesehen zu haben, auch gleich weiter zu geben. Die Herzlichkeit, Anteilnahme und Hilfsbereitschaft der Leute begeistern aber auch uns immer wieder aufs Neue!
Die folgende Strecke verläuft zunächst zwischen Reisfeldern, die sich lieblich von sandig, karstigen Hügel abheben, dazwischen Lehmdörfer, Karawansereien und Eiskeller, dann steigt die Straße auf 2725m hoch in eine bizarre Bergwelt, um danach wieder abzufallen. Am Fuße eines Abhangs liegt Yazd, berühmt für seine Gärten mit Granatäpfeln und das ausgedehnte System von Quanaten, unterirdische Kanäle zur Bewässerung.

Fast neben der Freitagsmoschee befindet sich unsere traumhafte Backpacker-Unterkunft, und von hier starten wir einen ausgedehnten Rundgang durch die faszinierende, mittelalterliche Lehmstadt, ein Labyrinth aus vermauerten Gassen. In die Häuschen, mit prächtigen Innenhöfen und Windtürmen versehen, gelangt man durch niedrige, verzierte Holztüren. Besonders stimmungsvoll taucht das Licht der untergehenden Sonne die Wände, Durchgänge und Bögen in warme Ockerfarben.
Am Stadtrand thronen die festungsgleichen Türme des Schweigens, Begräbnisstätten der Zarathustrier. Andächtige Stille herrscht über dem weitläufigen Gelände, gespenstische Schatten lagern sich über die geheimnisvolle Stätte. Noch vor 50 Jahren wurden hier die Toten gewaschen, auf Gestellen aufgebahrt, die Hügel hinaufgetragen und im Inneren der Ringmauer abgelegt, damit die Geier die Knochen abweiden konnten.
Der Besuch des 4000 Jahre alten Lehmdorfes Kharanaq und des Feuertempels in Chakchak, Wallfahrtsort der Zarathustrier, ermöglicht uns auch interessante und offenherzige Gespräche über Politik und Religion mit unserer Fahrerin und ihrem Freund zu führen, zwei sehr aufgeschlossene Menschen, die auch aus ihrer Gesellschaftskritik keinen Hehl machen.

Nach einer Nachtfahrt mit dem Bus erreichen wir Mashad, die zweitgrößte Stadt des Iran, das Mausoleum des Imam Reza ist Anziehungspunkt für Millionen von Pilgern.
Da das Ende des Fastenmonats gefeiert wird, sind natürlich alle Hotels ausgebucht und erst nach zahlreichen Telefonaten treibt ein freundlicher Manager eines Luxushotels ein Plätzchen in einem Pilgerhotel für uns auf. Gleich darauf stürzen wir uns ins Getümmel, alle pilgern in Richtung Heiliger Bezirk, vorbei an sich endlos reihenden, oft winzigen Geschäftchen, in denen hautsächlich Süßigkeiten, Parfums und Schmuck angeboten werden.
Die vier Eingänge des Harams, des verbotenen Ortes, werden von Wächtern kontrolliert, die für uns Nicht-Muslime einen Vertreter der Abteilung für Internationale Beziehungen organisieren. Nachdem sich Sylvia einen Tschador notdürftig umgeschlungen hat, dürfen wir das aus einer Vielzahl von Gebäuden und Höfen bestehende Heiligtum betreten. Unter angeregtem Geplauder werden wir herumgeführt und dürfen sogar heimlich Fotos von der unvergleichlichen Pracht im Inneren machen.
Von allen Seiten ertönt ein herzliches welcome, vor allem Sylvia wird immer wieder neugierig von Frauen angesprochen, die mit ihr unbedingt fotografiert werden wollen.
Berauscht von all den Schönheiten schlendern wir müde zu unserer Unterkunft zurück. Nun endet unsere Reise in dieses liebenswerte Land und wir werden es nicht ganz ohne Wehmut verlassen.



image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image




Impressum
Copyright © 2010 Geri Winkler & Sylvia Alfery
All Rights Reserved.