Reiseberichte


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TRÄUME ENTLANG DER SEIDENSTRASSE

Nachdem wir nun den Nordzipfel Afghanistans durchquert haben, überschreiten wir wieder die Grenze nach TADSCHIKISTAN und quartieren uns in dem Städtchen Khorog in einem Homestay ein, eine Unterkunft, in der die privaten Räume der Familie zur Verfügung gestellt werden, bei köstlicher, üppiger Versorgung. Hier lernen wir Thaddäus aus Polen kennen, der ausgezeichnet russisch spricht und uns zu intensiverem Kontakt zur Bevölkerung verhilft.

Gemeinsam durchstreifen wir etliche kleine Dörfchen im Wakhan Tal, werden zu gesalzenem Tee, Brotfladen und frischem Joghurt eingeladen. Die außen unscheinbaren, mit Tierfladen, aber auch mit Fernsehantennen bedeckten Lehmhäuser bergen in ihrem Inneren riesige, mit kostbaren Teppichen ausgelegte Räume, die mit kunstvoller Einlegearbeit verzierte Möbel beinhalten. Hier übernachten wir auf weichen, liebevoll hergerichteten Matratzenbergen, abends lange traute Gespräche bei Kerzenschein.
Einziger Wermutstropfen sind die bis zu 500 Meter entfernten, ach so wichtigen Holzhüttchen, ohnehin nur Erdlöcher mit Trittbrettern, und dann sitzt auch noch oft der knurrende Wachhund vor der Haustür, zu mitternächtlicher Stunde also ein durchaus wagemutiges Unterfangen, zumal die Hausleute schon in tiefem Schlaf liegen!

In mehr als 3000 Metern Höhe folgt die Piste den Kehren der Flusswindungen, oft hoch über dem reißenden Wasser, durch eine eigentümlich faszinierende Landschaft, entlang von mit bunten Flechten überzogenen Sandbänken im Tal-Grund. Wir treffen auf scheinbar herrenlose Kamelherden auf der Suche nach dem spärlichen Grün, überragt von den mächtigen schneebedeckten Fünf- und Sechstausendern. An manchen Tagen begegnen wir keinem einzigen Fahrzeug.
Auf einer Hochebene passieren wir den Militärposten in Khargush. Freundlich blicken ein paar Soldatenaugen ins Wageninnere. Ob wir vielleicht eine Salbe für aufgesprungene Lippen hätten, und eventuell Zündhölzer?

Schließlich gelangen wir auf den 4344m hohen Khargush-Pass und ziehen nun, vorbei an malerischen Seen, wieder abwärts zum asphaltierten Pamir-Highway und wenig später nach Alichur. Ein unscheinbares Lehm-Haus entpuppt sich als Restaurant, in dem wir, am Boden sitzend, ein köstliches Fischgericht mit Fladenbrot und Joghurt-Sauce genießen. Hier treffen wir auch erstmals auf Kirgisen, ein völlig anderer Menschenschlag. Als Hirten leben sie mehrheitlich in Jurten und weiden ihre Yak- und Ziegenherden.
Erneut kommen wir dann zu einer Polizeistation, heimliches Fotografieren ist völlig unnötig, denn wir werden sogleich zu gemeinsamen Gruppenfotos aufgefordert. Wenig später erreichen wir in 3600 Metern Höhe Murgab, den Hauptort des Ost-Pamir. Auch hier, in dieser Abgeschiedenheit, befinden wir uns auf der alten Seidenstraße.

Unsere Ankunft im Haus des Bürgermeisters wird von blutrünstigen Straßenkötern überschattet, denn Thaddäus‘ Wade wird Opfer ihrer Aggressivität, keine Seltenheit hier, wie man uns treuherzig versichert, zum Glück gibt es keine Tollwut in dieser Gegend. Nur mehr mit Stöcken und Steinen bewaffnet durchstreifen wir nun den aus alten Sowjetcontainern bestehenden Markt.
Wir staunen über zahlreiche gesichtverhüllte Frauen, denn der Islam wird hier allerorts reichlich freizügig praktiziert. Des Rätsels Lösung wird uns bald erklärt, eine blasse Gesichtsfarbe ist momentan total angesagt

Wir verabschieden uns von unserem Reisekameraden, organisieren uns bei einer Agentur für Eco-Tourismus eine Bergtour und melden dies nach Vorschrift beim Stadtamt.
Am Abend pocht es heftig an unserer Tür, mit unserer Registrierung stimme einiges nicht! Geri fährt mit den Leuten ins Dorf. Wir haben uns zwar bei einer Behörde registrieren lassen, aber den KGB vergessen! Dies wird nun zwar nachgeholt, aber in das vorgesehene Gebiet dürfen wir nicht, weil der KGB an diesem Tag dort angeblich irgendwelche Übungen abhält
Der Fahrer schlägt vor trotzdem zu fahren und zu schweigen, was wir anderntags auch tun, aber von Übungen ist weit und breit nichts zu sehen! Der KGB, ein Relikt aus längst vergangenen Tagen, seine Macht gleicht den dahinschwindenden Nebelschwaden!

Genussvoll wandern wir über die Pshart Kette. Aus weichen, in allen Farben leuchtenden Weidegründen steigen wir hinauf zu dem von bizarren Felszacken begrenzten 4731m hohen Gumbezkul Pass, rutschen über Sand und Schollen auf der anderen Seite abwärts und durchwandern das sich endlos erstreckende blumige Tal, erwärmen unsere müden Glieder in einer heißen Quelle und betten uns in einer lauschigen Jurte zur Ruhe.

Weiter drängt es uns durch das einsame Pamirgebirge, Gipfel an Gipfel reiht sich, in allen Farben schimmernd, Spiel der Sonne und Schatten. Tagelang begegnen wir keiner Menschenseele, nur in weiter Ferne einige Jurtenzelte, schillernde Flechten, liebliche Seen. Vereinzelt tauchen kleine Lehmdörfer auf, sie gleichen Geistersiedlungen, denn die meisten Einwohner sind mit ihren Yaks auf den höher gelegenen Weiden.
Gespenstisch mutet auch der am Straßenrand verlaufende kilometerlange Stacheldrahtzaun zur chinesischen Grenze an.
Von der Hauptstraße zweigen wir auf einen holprigen Schotterweg ab, passieren Bäche, gelangen ans Ende eines Tales, nach Jalang, einer kleinen Jurten-Siedlung, 4080m hoch gelegen.
Hier besteigen wir am nächsten Tag den 5129m hohen Orus Molo. Gewaltig aufgestellte spitze Schollen säumen, einem Irrgarten gleich, den letzten Anstieg am Kamm bis zum Gipfel. Kein langes Verweilen, denn der Wind pfeift gewaltig und wir sind froh, als wir uns abends beim heißen Öfchen bei köstlicher Yak- Butter und frisch gebackenem Fladenbrot rekeln können.

Eingebettet in eine faszinierende Bergwelt gletscherbedeckter Sechs- und Siebentausender schmiegt sich tiefblau der riesige Karakul See. Über den 4344m hohen Kyzyl Art Pass gelangen wir nach KIRGISTAN. Genaue Kontrollen erwarten uns hier, ein süßer kleiner Drogenhund beschnuppert uns und unser Gepäck. Anschließend bitten uns die Zöllner, sie ins nächste Städtchen Sary Tash mitzunehmen.
Das Erscheinungsbild der Dörfer hat sich geändert, die Lehmhäuschen weichen stattlichen Ziegelbauten im alten Sowjetstil, grüne Gärten mit saftigen Marillen-Bäumen wechseln mit lieblich sanften Bergrunden, einer Märchenlandschaft gleich. Im Süden dominiert die schneebedeckte Pamir Kette, überragt von der 3000m hohen Nordwand des Pik Lenin.
In der Stadt Osch lassen wir es uns so richtig gut gehen, ein Hotelzimmer vom Feinsten mit Warmwasser ohne Ende, gemütliches Herumschlendern, russischer Sekt und echter Kaviar!

Der abenteuerliche Teil unserer Reise durch Zentralasien endet für uns in USBEKISTAN, ein modernes Land, komfortable Hotels, Restaurants an jeder Ecke.
Samarkand, das Juwel der alten Seidenstraße, prachtvolle Moscheen und Medresen, zauberhafte Minarette, kunstvolle Ornamente in allen Farben und Mustern – wir wandeln, schauen, staunen, bis unsere Beine und Augen müde sind.
Für Doris ist nun die Zeit des Abschieds gekommen, wir reisen weiter nach Bukhara und Xiva, alte, von Lehmmauern umgebene Städte inmitten der Wüste, deren fantastische Bauwerke Zeugnis vom längst vergangenen Wohlstand der Seidenstraße geben.

Eine Woche später tauschen wir die karge Steppe Usbekistans gegen die grüne Bergwelt des Attersees. Ein dreijähriger Wirbelwind namens Aimée, Sylvis Enkeltochter, sorgt dafür, dass wir nicht allzu abrupt in völligem Nichtstun versinken.



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