Reiseberichte


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AUSATMEN IN AUSTRALIEN

Abenteuerliche Eskapaden, Sagowürmer und von grauen Haaren überzogene Gratspalten ade! Wohlig rekeln wir uns in Rainers weichem Himmelbett in SINGAPUR.
Am frühen Morgen setzt uns der Flieger auf dem Roten Kontinent AUSTRALIEN ab und wir brausen mit einem gemieteten Hyundai Getz aus der Millionenstadt Sydney.
Down Under, die Welt verkehrt herum, alle fahren auf der falschen Straßenseite, beim Blinken geht der Scheibenwischer los! Ohne Crash und erwähnenswertem Nervenzusammenbruch, allerdings mit einem nachträglichen Strafmandat, entrinnen wir dem Gewirr von Motorways und tuckern bald auf einsamer Landstraße dahin, immer wieder ein paar Häuschen, auf Wegweisern wie Großstädte vorangekündigt, zur Hälfte bestehen sie aus Fastfood-Läden, was sich auch im Habitus der Menschen widerspiegelt: überaus fröhlich und freundlich und – rundlich.

Wir lassen unsere Blicke über die unendliche Weite des Busches schweifen, tatsächlich blau schimmern die zahllosen Berggipfel der Blue Mountains, dazwischen alle Schattierungen von Grün, herbstliches Rotbraun, obwohl Frühling hier. Bizarre Felsabstürze, Wasserfälle, tief eingeschnittene Flusstäler, gewaltige Höhlensysteme. Wir saugen die vorüber ziehenden Landschaftsbilder hauptsächlich vom Auto aus auf, denn sobald wir unser schützendes Kabäuschen verlassen, dröhnt uns das Geschnarre tausender Zikaden in den Ohren und, noch schlimmer, Fliegenschwärme nehmen auf unseren Augenlidern, Nasenflügeln und Lippen Platz. Vor dieser Plage hat uns keiner gewarnt! Wir fragen Australier nach Abhilfe: Achselzucken, Mund zu, ist die Antwort, was einen auf boshafte Gedanken bringen könnte!

Faszinierend die riesigen Schaf- und Rinderfarmen, die sich bei weiterer Fahrt auf hügeligem Gebiet aneinanderreihen, künstlich angelegte liebliche Teiche auf sattgrünen Wiesen, dicht gesetzte Baumgruppen, dann wiederum violettes Heideland mit einzelnen kahlen, grausilbrig glänzenden Baumgespenstern, dazwischen munter drehende Windräder.
Der Streit, ob Sydney oder Melbourne die Hauptstadt Australiens sein soll, wurde mit dem Bau der künstlich angelegten Stadt Canberra vor 100 Jahren beendet. Doch nur der eigenwilligen dreizackigen Stahlrohrkonstruktion auf dem schmucklosen Parlament gilt unsere Aufmerksamkeit, uns zieht es in die Snowy Mountains, die uns mit tief hängenden Wolkenbänken und eisigem Regen begrüßen. In der Jugendherberge begegnen wir einem, in diesem Land so zahlreich vorhandenen, skurrilen Typen, barfuss unterwegs, er besitzt gar keine Schuhe, und ist empört, dass ihm im Restaurant der Zutritt verweigert wird.

Trotz Nieselregen wandern wir frühmorgens auf steilem, aber malerischem Weg durch einen nebelverhangenen Zauberwald mit kleinen Bächen, Wasserfällen und farbenfroher Blütenpracht bis zur auf 1800m beginnenden windgeschüttelten Hochfläche. Naturschutz wird hier ernst genommen, die weiteren 6,5km klappern wir auf einem 30cm über dem Boden fixierten Stahlgitterweg, nur von einigen Schneefeldern unterbrochen, dahin. Inzwischen schüttet es wie aus Schaffeln und pitschnass erreichen wir den Gipfel des 2228m hohen Mount Kocziuszko, des höchsten Berges Australiens. Manche sehen in ihm einen der Seven Summits, vor allem jene, die den technischen Bosheiten der Carstensz-Pyramide entgehen wollen. Intensive mentale Vorstellungen einer baldigen heißen Dusche retten uns den Rückweg.
Auf schmaler, wildromantischer und menschenleerer Schotterstraße kurven wir bis Lakes Entrance an der Südküste und erblicken über feinsandige Dünen den Pazifischen Ozean, zum Schwimmen allerdings zu kalt und rau.

Nächtens gleiten wir mit der Fähre ins fliegenfreie!! TASMANIEN.
Lieblich eingebettete Seen, gewaltige, wurzelverschlungene Baumriesen, meterhohe Farne, in allen Farben prangende Moose, hingerissen geben wir uns auf einigen Bushwalks dieser Naturvielfalt in den Craddle Mountains mit viel Genuss hin.
Nach einem gemütlichen Strollen durch die Hauptstadt Hobart tauchen wir in die Geschichte Port Arthurs ein. Hier war einst Endstation für in England Verurteilte, letzte Möglichkeit dem Leben noch Sinn zu geben.
Blowhole und Devils Kitchen sind nur einige der in unheimlicher Tiefe gurgelnden Felslöcher an der Steilküste im Osten.
Am letzten Novembertag setzen wir wieder ans Festland über und lassen uns durch die gläsernen Wolkenkratzerschluchten von Melbourne treiben.
Kilometerlange Sandbuchten und hoch aufschäumende Wellen entlang der Great Ocean Road im Süden wirbeln den Herzschlag jedes Surfers höher. Im Hinterland begegnen wir endlich, kurioserweise auf einem Golfplatz, etlichen Kängurus und in den nahen Eukalyptuswäldern blinzeln niedliche, sich in Astgabeln wiegende Koalas neugierig auf wild blitzende Touristen herab.
Höhepunkt dieser Küstenfahrt sind zweifelsohne die imposanten
Zwölf Apostel, aus dem Meer ragende Berggipfel eines einstigen Festlandes, nur mehr sechs davon stehen, die anderen sind im Laufe der Jahre durch Naturgewalten hingeschleudert worden. Von unserer letzten Unterkunft, ein kuscheliger Wohnwagen im Garten einer Backpackerunterkunft, ziehen wir in gestraffter Fahrt nach Sydney.
Zwei Tage sind nun geprägt von Sightseeing in dieser atmosphärischen Stadt.

Am 7. Dezember betreten wir, etwas angeschlagen, aber glücklich und zufrieden von all unseren Erlebnissen und Eindrücken, heimatlichen Boden.
Über die Kälte freuen wir uns weniger, dafür umso mehr auf alle unsere Freunde, mit ihnen zu plaudern, zu lachen, weihnachtlichen Punsch zu trinken…


ABSPANN

Status quo nach einer erlebnisreichen Reise: Wie es sich für ein ältliches Pärchen gebührt, streunen wir von Arztpraxis zu Arztpraxis und lecken unsere Wunden.
Dann haben wir endlich unsere Diagnosen eingesammelt, mehr als uns lieb sind! Bei Geri wird ein Wadenbruch festgestellt, Sylvi hat Denguefieber ausgefasst.
Wenige Wochen nach unserer Heimkehr strecken mich auch noch die Fieberschübe von Malaria nieder und ich lande für einen Tag im Spital.
Warum tut ihr euch das an, werden wir immer wieder gefragt, fragen wir uns selber manchmal auch. Ja, was treibt uns dazu, all diese Strapazen und Risiken in Kauf zu nehmen?
In gewisser Hinsicht gleicht es einer Sucht, sich immer wieder einzulassen, sich dem Spiel und Abenteuer hinzugeben, die Sucht in Kulturen und Menschen einzutauchen, dem Anderssein zu begegnen, über unsere begrenzte Denkweise und Vorstellungen hinaus zu schreiten.
Wir erleben Freuden, aber auch Nöte und Ängste in den anderen und in uns selbst. Über allem spannt sich ein Bogen einer geistigen Verbindung, in Gesprächen, einem Lächeln, im Kennen lernen von Stärken und Schwächen des Gegenüber und des Selbst.
Wenn der äußere Rahmen verblasst, erscheint der Mensch vor dir plötzlich wie du und ich. Trotzdem ist der Rahmen von Bedeutung, um die komplexe Ganzheit des Gegenübers zu erfahren, Teil des Universums, Teil globaler Spielregeln.
Es scheint ein geheimes Wissen in jedem Menschen tief drinnen zu schlummern, ein Wissen um die wesentlichen Dinge des Lebens, das abgehoben von Raum und Zeit den Ablauf des Menschseins bestimmt.
Nur im eigenen Erleben und Mit-Leben sind die Zusammenhänge begreifbar!



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