Diabetes


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Mit Diabetes im Gepäck

Viele Menschen haben Diabetes mellitus Typ 1 oder behandeln ihren Diabetes mit Insulin. Die gleiche Krankheit? Ja, aber trotzdem sind die Therapie-Formen total unterschiedlich, ebenso das Körpergefühl und die Erfahrungen mit Reisen, Sport und Bergsteigen im Speziellen. Leider gibt es keine festen Regeln, wie man als Diabetiker sein Leben abenteuerlustig und sportlich aktiv gestalten kann, jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Ich werde also sicher keine Tipps zu diesen Themen geben, es steht mir einfach nicht zu. Ich kann bestenfalls darüber erzählen, wie ich meinen Diabetes in mein Reiseleben integriere und was ich an den hohen Bergen zu bedenken habe.

Mein DM Typ 1 wurde 1984 diagnostiziert und ich habe ihn in den ersten Jahren mit der "Konventionellen Therapie (CT)" behandelt. Das bedeutete zweimal am Tag spritzen, 1-2 Blutzucker-Messungen und strenge Diät, wobei die Mahlzeiten auch an bestimmte Tageszeiten gebunden waren. Durch die bekannte Wiener Diabetologin Kinga Howorka konnte ich schon bald auf ICT, damals noch Einmalspritzen, umsteigen, vermutlich früher als die meisten anderen Diabetiker, da ich an der Quelle der neuen Entwicklung saß.

Obwohl die österreichischen Krankenkassen für Typ 1-Diabetiker die Kosten für eine hochtechnisierte Therapie mit Pumpen und CGM übernehmen, war das für mich nie eine Option. Ich wollte keine Schläuche, fixe Katheter und technische Geräte am Körper, nicht in der Heimat und schon gar nicht im der Ferne, wo mir bei technischen Problemen wirklich niemand helfen kann. Zudem konnte ich mir eine körperliche Einengung durch diese Geräte nicht leisten. Ich habe CGMs für bekannte Unternehmen unter Outdoor-Bedingungen getestet. Damit habe ich einen Auftrag erfüllt, freiwillig würde ich solche Hilfsmittel allerdings nicht verwenden. Ich habe bis heute das Glück, Hypoglykämien verlässlich und rechtzeitig zu bemerken und bin mit der Pen-Therapie sehr zufrieden.

Als der Libre auf den Markt gekommen ist, wollte ich ihn natürlich probieren, da er ohne Schlauch sehr viel mehr Flexibilität versprach. Ich bin also auf den Libre umgestiegen, allerdings nur für einige Zeit. Letztlich war er mir bei sportlichen Aktivitäten und abenteuerlichen Reisen doch hinderlich und ließ sich zu leicht abstreifen. Mit schützenden Verbänden will ich nicht leben und schon gar nicht reisen. Gerade bei jenen Blutzuckerwerten, die auf Grund der extremeren Umstände interessant gewesen wären, war mir der Libre dann zu ungenau. So bin ich wieder zur blutigen Messung zurück gekehrt - eigentlich glücklich, wieder bei der Therapie gelandet zu sein, die mir so viele Abenteuer im Leben ermöglicht hat. Mit dieser Therapie fühle ich mich autark, ich bleibe von Technik und Support unabhängig. Zudem ist das Packvolumen für das Diabetes Equipment bei dieser Therapie am geringsten und die Möglichkeit diese einfache Ausrüstung bei Verlust zu ersetzen fast in der ganzen Welt, zumindest in größeren Städten, gegeben.

Wie ich so auf Reisen gehe:

Ich verreise immer mit dem Rucksack, und da ich ihn selbst tragen muss, versuche ich ihn so leicht wie möglich zu halten. Das klappt so gut wie nie auf Expeditionen, wo ich schon bis zu 70 kg Gepäck transportieren musste. Bei normalen Reisen, bei denen Bergsteigen und Kälte ein Thema sind, verreise ich mit einem größeren Rucksack (60-90 l), den ich im Flieger einchecke, und einem Handgepäcksrucksack, in dem sich mein ganzer Diabetes-Kram befindet. Wenn ich in warme Regionen verreise und bestenfalls Wanderungen und wenige Nächte outdoor vorhabe, reicht auch bei mehreren Monaten Reisedauer ein Handgepäcksrucksack (40-45l), also kein eingechecktes Gepäcksstück. Damit bin ich bei etwa 7-8 kg Gesamtgewicht, was mir sehr flexibles Reisen ermöglicht. Trotzdem ist darin genug Platz für alles, was ich für den Diabetes brauche, für einen Biwaksack und Leichtschlafsack für sporadische Nächtigungen im Freien, Schnorchel und Taucherbrille, Wanderschuhe, Goretex-Jacke und alles, was man sonst noch zum Reisen braucht. Wenn ich nur mit einem Handgepäcksrucksack verreise, nehme ich noch zusätzlich ein leeres Daypack Ultrasil (Sea to Summit) mit, das leer nicht größer als ein Hühnerei ist und nur 68g wiegt, entfaltet aber 20 l Inhalt bietet. Darin haben alle Dinge von Wert Platz, die ich im Gepäck habe, also mein gesamtes Diabetes Equipment, Kamera und einiges mehr - für den Fall, dass ich mein Gepäck auf Grund von Überfüllung im Wageninneren doch aufs Busdach oder irgendwo anders hin verladen werden muss, also ich es nicht mehr in Griffweite und unter Kontrolle habe. Außerdem eignet sich solch ein Supermini-Rucksack gut zum Flanieren durch Städte und Ortschaften.

Was ich für den Diabetes so alles mitnehme:

1. Insulin in 3ml-Penfill-Ampullen:
Ich entnehme die Ampullen der Verpackung, um das Packvolumen klein zu machen. Man hört immer wieder, dass man Insulin in Originalverpackung durch den Zoll bringen muss. Das war in der Praxis bisher in keinem Land der Welt notwendig. Sollte sich etwas an den Einfuhrbestimmungen ändern, würde ich jeweils eine Packung Basal und eine Packung Bolus originalverpackt belassen, und die restlichen Ampullen weiterhin entpacken, weil man dann ja sehen kann, dass es sich um das gleiche Produkt handelt. Ich achte darauf, dass ich die Ampullen möglichst bruchsicher in meinem Gepäck transportiere.
Ich berechne meinen Insulin-Bedarf für die maximal mögliche Reisedauer (oft weiß ich bei der Abreise noch nicht, wann ich wieder heimkomme) und schlage 10-20% als Reserve-Insulin dazu, falls einmal eine Ampulle kaputt geht oder ich doch noch länger als maximal geplant in der Fremde bleiben muss. Solange Städte mit Apotheken und Krankenhäusern für mich in Reichweite bleiben, weiß ich, dass ich überall Insulin bekomme, bin also ziemlich stressfrei. Ich habe oft gehört, dass man die doppelte oder dreifache Menge an Insulin mitnehmen soll. Ich wüsste nicht, warum. Mir ist in mehr als 30 Jahren noch nie Insulin weggekommen. Ich weiß also nicht, warum ich mit riesigen Insulinmengen durch die Welt tingeln soll, wenn ich dieses im Fall der Fälle, der bisher noch nicht eingetreten ist, sowieso fast überall zu kaufen bekomme.
Etwas mehr an Reserveinsulin (30-40%) nehme ich mit, wenn ich mich mehrere Wochen in Gebieten aufhalte, in denen unsere Zivilisation noch unbekannt ist bzw. Gebiete, in denen keine Menschen leben. In beiden Fällen kann es Wochen dauern, um wieder in Gebiete zu kommen, wo es Krankenhäuser, Ärzte oder Apotheken gibt. Dies gilt auch für wochenlange Touren in entlegenen Bergregionen. In diesen Fällen lasse ich etwas Insulin am letzten Vorposten der Zivilisation zurück (Missionsstation, Hotel, Dorfchef, letzter Ort vor einer unberührten Berg- oder Dschungelwelt), eben so viel, dass ich von dort wieder in die mir bekannte Zivilisation gelangen kann, wo ich alles Notwendige für den Diabetes besorgen kann.

2. Pen: 1 Pen Basal + Reservepen und 1 Pen Bolus + Reservepen

3. Pennadeln:
Ich wechsle die Pennadel, daheim wie auf Reisen, nur wenn die Ampulle leer ist. Ich benötige also genauso viele Pennadeln wie Insulinampullen.

4. Einmalspritzen:
Ich nehme immer eine Packung mit 10 Einmalspritzen mit. Da ich eine Spritze bis zu 20mal verwenden kann, kann ich damit im Notfall 200mal Insulin spritzen. Das ist nicht wenig.
Die Einmalspritzen kommen aber nicht nur bei Verlust oder Unbrauchbarkeit des Pens zur Anwendung. Wenn ich mich am Strand aufhalte, muss ich alles, was ich dorthin mitnehme, immer wieder unbeaufsichtigt zurücklassen. Daher nehme ich nur Dinge mit, die kaum jemand stehlen würde bzw. deren Verlust mich nicht stark beeinträchtigen würde, also wenig Geld und 1-2 Einmalspritzen mit einer Insulinampulle, eingepackt in durchsichtigem Plastik, damit jeder erkennen kann, dass es sich um Medizin-Kram handelt. Ein Messgerät nehme ich nicht an den Strand mit. Ein Pen sieht nach etwas Wertvollerem aus. Der Verlust würde mich weit härter treffen als der Verlust einer Einmalspritze samt Ampulle. Ebenso gehe ich vor, wenn ich durch Stadtviertel flaniere, die als sehr gefährlich gelten - auch hier kaum Geld, keine Kamera, keinen Pen oder Messgerät.
Wenn ich nicht alleine verreise, kann ich meinem Reisepartner, meist meine Frau Sylvia, 2-3 Einmalspritzen+1 Ampulle Basal+1 Ampulle Bolus mitgeben, womit ich schon eine Woche durchkommen würde, falls mit meinem Insulin etwas passieren würde.

5. Blutzuckermessgerät/Batterie:
Ich nehme 2 Blutzuckermessgeräte vom gleichen Typ mit. Damit brauche ich nicht verschiedene Typen von Teststreifen einpacken. Diese Messgeräte müssen Batterie-betrieben sein, wobei die Batterien in allgemeinen für 1000 Messungen tauglich sind. Da ich oft wochenlang an keine Stromquellen herankomme, dürfen es keine Messgeräte sein, die immer wieder aufgeladen werden müssen. Zudem nehme ich eine Reservebatterie mit.
Die Messgeräte sollen Mehrstreifen-Systeme sein, da die Handhabung von Einzelstreifen unter Expeditionsbedingungen manchmal fast unmöglich ist. Derzeit verwende ich noch den Ascensia Breeze 2. Leider unterstützen die Hersteller diese Mehrstreifen-Systeme kaum mehr. Ich werde mich also um Alternativen kümmern müssen, sobald meine Breeze-Streifen zu Ende gehen.

6. Teststreifen:
Ich kalkuliere mit 5-6 Blutzuckermessungen pro Tag und nehme die dementsprechende Menge an Testreifen mit.

7. Lanzetten:
Ich nehme zwei sehr kleine Stechgeräte mit jeweils einer frischen Lanzette mit auf Reisen. Das reicht für ein halbes Jahr, da ich jede Lanzette etwa 500mal verwende. Eventuell 1-2 Reserve-Lanzetten.

8. Traubenzucker:
Ich nehme nur wenige Traubenzucker-Plättchen (ca. 5-10) mit auf Reisen mit. Selbst diese bringe ich meist unverbraucht (oder zerbröselt) heim, obwohl ich auf Reisen nicht selten Hypos habe. Ich kaufe mir immer vor Ort Kekse, vorzugsweise mit Creme-Füllung. Der Teig wirkt schnell, die Fett-haltige Creme verzögert, also ideal für eine nachhaltige Hypo-Bekämpfung.
Bei Expeditionen muss ich oft meine gesamte Nahrung selbst mitbringen, in meinem Fall natürlich auch die Hypo-Killer. Da bevorzuge ich Manner-Schnitten, Mars und Snickers sowie Power-Gel für die extremeren Abschnitte der Expedition, z.B. die Gipfel-Etappe.

9. Keton-Messstreifen:
Auf Expeditionen nehme ich eine Packung Keton-Messstreifen mit, da unter den extremen Belastungen und Bedingungen zum Teil das Körpergefühl verfälscht wird. Auf "normalen" Reisen verzichte ich auf Keton-Messstreifen.

10. Glucagon:
Ich bin sehr darauf eingestellt, alleine mit meinem Diabetes zu Rande zu kommen und ich verreise auch oft alleine. Daher macht es keinen Sinn, eine Glucagon-Spritze mitzunehmen. Im übrigen habe ich noch nie eine Glucagon-Spritze besessen und auch nie eine gebraucht.

Wo verstaue ich mein Equipment?

Wenn ich unterwegs, auf jeden Fall im Handgepäck! Ich will, wenn ich 'on the road' bin, mein Insulin nahe bei mir haben, ebenso wie meinen Pass und mein Geld, und nicht irgendwo auf dem Busdach. Daher ist mir ein kleines Packmaß der Diabetes-Utensilien wichtig. Alles, was ich für den Diabetes brauche, habe ich in einem relativ kleinen Plastik-Beutel, zusammen mit anderen Medikamenten und Verbänden, nur die zwei Pens und ein Messgerät transportiere ich in einem Extra-Mini-Täschchen, das ich ganz leicht zur Hand habe.

Habe ich irgendwo ein Zimmer, das versperrbar ist, dann lasse ich das Insulin natürlich im Zimmer, behalte aber beim Ausgehen eine kleine Menge an Insulin, die für einige Tage ausreicht, am Körper.

Bin ich mit dem Fahrrad auf Reisen, so reichen meist die beiden großen Radtaschen hinten, seltener brauche ich auch die beiden kleinen Radtaschen am Vorderrad. Zusätzlich spanne ich hinten über die beiden Radtaschen quer einen kleinen Tagesrucksack. Dort verstaue ich alles von Wert, also auch meinen gesamten Diabetes-Kram. Wenn ich irgendwo mein Rad zurücklassen muss, um etwas einzukaufen oder ein Museum besichtigen will, so bleiben die Radtaschen am Rad (der Verlust wäre ärgerlich, würde aber die Reise nicht gefährden), den Tagesrucksack kann ich aber leicht abnehmen und ich nehme ihn immer mit mir.

Bei Trekking-Touren und Weitwanderungen trage ich natürlich nur einen Rucksack, in dem sich alles befindet. Nicht immer ist das Nachtlager versperrbar. Ich lasse aber trotzdem mein Diabetes-Zeug im unversperrbaren Raum oder im Zelt und vertraue darauf, dass niemand mein Insulin klauen will. Bisher hat es nie Probleme gegeben. Trotzdem habe ich in diesen Situationen eine Ampulle Basal + eine Ampulle Bolus + zwei Einmalspritzen am Körper (Hosentasche). Falls alles schief läuft, wäre ich damit für eine Woche auf der sicheren Seite, und da kommt man schon weit im Notfall.

Aufbewahrung von Insulin bei Hitze:

Ich transportiere mein Insulin und den anderen Diabetes-Kram in einem Plastikbeutel. Für eine Reise von 3 Monaten hat dieser ein Packvolumen von etwa einem Liter.

Ich habe mein Insulin noch nie gekühlt. Das war auch in keinem Land der Welt notwendig. Ich war allerdings noch nie länger als 8 Monate am Stück unterwegs, in den heißesten Ländern der Welt nie länger als 5 Monate. Für Reisen, die mehrere Jahre dauern, müsste ich mir andere Strategien überlegen, vermutlich immer wieder neues Insulin "nachtanken".

Mir ist bewusst, dass Insulin bei großer Hitze schrittweise an Wirkung verliert. Ich wäre immer dazu bereit gewesen, meine Insulindosis einer geringeren Wirkung anzupassen. Dieser Fall ist allerdings nie eingetreten.

Wenn man das Problem "Insulin bei Hitze" bei den Granden der Diabetologie anspricht, also jenen Ärzten, die auf Grund ihrer Bekanntheit den Mumm und auch das Selbstbewusstsein haben, nicht bloß den Beipacktext abzulesen, so wird man hören, dass Insulin bei 35-40 Grad pro Monat ein Prozent an Wirkung verliert, und dass die Eigenschaften des Insulins bei einer Erwärmung auf über 60 Grad nicht voraussagbar sind. Genau dürften sie es also auch nicht wissen und ich staune, dass man dies nicht genau ermitteln kann.

Auch wenn die Angaben der Diabetologen stimmen, glaube ich, dass ich nicht leicht den Wirkungsverlust des Insulins bemerken würde. Wenn ich durch die Wüste und den Sahel reise, hat es zwar tagsüber über 40 Grad, selten auch über 50 Grad, in der Nacht kühlt es aber auf 15-30 Grad ab. Wenn ich nun drei Monate durch diese Regionen reise, sinkt die Wirkung des Insulins laut Ärzten auf 97%. Ich glaube nicht, dass ich den Unterschied von 100% und 97% merken würde.
Dass sich Insulin auf mehr als 60 Grad erhitzt, dazu müssten schon gewaltige Umgebungstemperaturen einwirken, die es auf natürliche Weise nicht auf unserer Erde gibt.

Ich vermeide aber streng, Insulin künstlicher Hitze auszusetzen, also nahe am Feuer oder einem Ofen. Ich lagere es auch nicht direkt hinter Glas, das von der Sonne aufgeheizt wird.

Nach der Reise lagere ich mein verbliebenes Reserve-Insulin im Kühlschrank und verwende es weiter.

Kühlschränke in Unterkünften:
In Hostels gibt es immer Gemeinschaft-Kühlschränke, in denen jeder seine Lebensmittel lagern kann. Mich würde es extrem unruhig machen, wenn mein Lebenselixier für das nächste halbe Jahr darin lagert, und jeder seine blutigen Steaks, geschmolzene Margarine o.ä. darum herum aufschichtet. Also kein Insulin in die Hostel-Kühlschränke!
Ich bin als Backpacker eher einfach unterwegs. Dass ich in meinem Zimmer einen privaten Kühlschrank habe, ist eher ein Jahrhundert-Ereignis. Wenn dieses Ereignis doch einmal eintritt, lagere ich mein Bier in diesem Kühlschrank. Nicht selten war es nach einiger Zeit gefroren. Da ich das beim Insulin vermeiden möchte, lagere ich es nicht in solchen Kühlschränken.

Frio-Taschen:
Ich verwende sie nicht. Die Abkühlung ist nur gering und entsprechend meiner bisherigen Erfahrungen völlig unnötig. Zudem wird das Packmaß meines Insulins durch solche Taschen deutlich größer. Das ist nicht nur lästig, sondern könnte auch die Sicherheit gefährden, dann nämlich, wenn ich auf Grund der Größe mein Insulin nicht mehr in der unmittelbaren Nähe behalten kann, z.B. in hoffnungslos überladenen Mini-Bussen. Auch bei manchen Einreiseformalitäten könnte eine größere Zahl an Frio-Taschen recht lästig sein.

Aufbewahrung von Insulin bei Kälte:

Immer wieder wurde mir in Schulungen eingetrichtert, dass mein Insulin nicht gefrieren darf, da es sonst seine Wirkung verliert. Das ist für jemanden, der sich oft in der Kälte aufhält, nicht ganz stressfrei. Im Laufe der Zeit habe ich gute Strategien entwickelt, wie ich mein Insulin vor dem Einfrieren schützen kann, selbst wenn ich mehrere Wochen bei steten Minusgraden im Zelt lebe. Trotz dieser Strategien blieb die Sorge, dass es doch einmal passiert, dass mein Insulin einfriert, weil eben ein Fehler meinerseits immer möglich ist.

Und dann machte ich diesen Fehler wirklich. Ich war solo auf einer dreiwöchigen Trekking-Tour im Langtang-Gosainkund-Gebiet unterwegs und übernachtete in 4500 Metern Höhe. In meiner Koje hatte es -7 Grad. Mein Insulin war im Schlafsack verstaut, aber irgendwann in der Nacht brauchte ich meinen Bolus-Pen und vergaß, ihn wieder in den Schlafsack zu legen.

Am Morgen war das Insulin natürlich gefroren. Das war kein großes Ding, denn es betraf ja nur eine Ampulle und ich hatte genug Insulin bei mir, das die Nacht sicher im Schlafsack verbracht hat. Ich wollte die gefrorene Ampulle schon entsorgen und durch eine andere ersetzen. Ich begann zu überlegen. Ich bin beim Trekken, das heißt Wandern, ich muss keine schwierigen Passagen klettern. Ich kann Blutzucker-messen, so oft ich will. Ich will mir einmal ansehen, was passiert, wenn ich das eingefrorene und nun wieder aufgetaute Insulin weiter verwende. Ich verwendete die Ampulle, bis sie leer war, und konnte keinerlei Veränderung in der Wirksamkeit des Insulins feststellen. Das war 2003 und ich verwendete bereits ein Insulin-Analogon.

Monate später kehrte ich in die Heimat zurück, und da wollte ich es nun genau wissen. Ich testete verschiedene Insuline mit verschiedenen Varianten im Tiefkühlschrank, nur wenige Stunden im Eis oder gleich eine Woche. Es führte immer wieder zum gleichen Ergebnis, ich konnte das Insulin ohne jede Einschränkung und ohne Veränderung der Dosierung weiter verwenden.

Ich versuche weiterhin, mein Insulin vor dem Einfrieren zu schützen. Dass es bei ca. 15 Experimenten dieser Art geklappt hat und das Insulin keinen Schaden genommen hat, ist für mich kein Beweis, dass es immer klappen muss. Ich bin aber nun wesentlich entspannter, wenn ich wieder wochenlang ins ewige Eis aufbreche.

Später habe ich immer wieder den amerikanischen Diabetiker Will Cross getroffen. Er hat auf Skiern in etwa 50 Tagen die Antarktis vom Festland-Rand bis zum Südpol durchquert und zudem vier Achttausender bestiegen. Auch er hatte allen Grund zu testen, was passiert, wenn Insulin einfriert. Er hat bei seinen Experimenten die gleichen Erfahrungen gemacht wie ich.

Dokumente:

Diabetiker-Bescheinigung - ja oder nein? Von mir darf sie nicht verlangt werden, da ich meinen gesamten Diabetes-Kram im Rucksack habe, der durch den Röntgen-Scan läuft. Ich behalte also nichts am Körper, was eine Sondergenehmigung für die Metalldetektorschleuse erforderlich machen würde, wie z.B. nicht abnehmbare Patch-Pumpen oder CGMs.

Ich habe die längste Zeit meines Reiselebens keine solche Diabetiker-Bescheinigung besessen. Ich bin auch in all den Jahren nie nach einer solchen Bescheinigung gefragt worden. Die einzige Ausnahme war eine junge Beamtin in Indonesien. Ich habe sie höflich darauf hingewiesen, dass ich eine derartige Bescheinigung nicht benötige. Ihr Chef hat mitgehört und sich auch gleich bei mir entschuldigt.

Vor zwei Jahren habe ich mir solch eine Bescheinigung zugelegt, weil einige Länder auf dem Programm standen, wo bei der Einreise in jedem Fall, unabhängig vom Diabetes, Probleme zu erwarten waren und ich nicht sicher war, ob ich dann Lust auf Diskussionen mit Zoll-Beamten gehabt hätte. Aber auch in diesen Ländern wurde letztlich nie nach einer Diabetiker-Bescheinigung gefragt.

Ein Reiseversicherung habe ich nie abgeschlossen. Ich besitze aber eine Kreditkarte, die einiges an Versicherungsleistungen beinhaltet und ich bin Mitglied des Österreichischen Alpenvereins. Auch diese Mitgliedschaft bietet einige interessante Versicherungsleistungen für Auslandsreisen.

Wenn ich ärztliche Hilfe auf Reisen in Anspruch genommen habe, habe ich bar bezahlt und die Beträge zu Hause bei meiner Krankenkasse eingereicht. Da es sich immer um Billigländer handelte, habe ich die Kosten erstattet bekommen. Wären die medizinischen Leistungen teurer als in Österreich gewesen, hätte ich wohl nur einen Teil der Kosten erstattet bekommen. Den Rest hätte ich bei meiner Kreditkarten-Versicherung bzw. beim Alpenverein eingereicht.

Kommunikation im Notfall:

In den meisten Ländern der Welt kann ich zumindest in einer der offiziellen Amtssprachen selbst ausdrücken, dass ich Diabetiker bin und Insulin brauche. In den meisten restlichen Staaten kann ich darauf vertrauen, dass ich in einer der bekannten Weltsprachen verstanden werde. Nur in einigen asiatischen Staaten ist das nicht unbedingt gewährleistet. Für diese Fälle lasse ich mir die entsprechenden Sätze aufschreiben und führe sie bei meinen Dokumenten mit mir.





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